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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd
Autoren: Paul C. Doherty
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Amtmännern der Gemeinde und unserer Stadt Oxford und dem Rektor der Universität sendet König Edward Grüße. Wisset, was unser geliebter und betrauter Bevollmächtigter Ranulf-atte-Newgate in oder bei der Stadt Oxford getan hat, das geschah zum Besten der Krone und im Interesse der Regierung des Reiches. Von unserer eigenen Hand, teste me ipso, König Edward.

    Das Schreiben trug den Abdruck des Geheimsiegels. Corbett gab es an Bullock weiter.
    »So sei es«, murmelte der Sheriff. »Was der König will, das muß der König haben.« Er gab das Pergament zurück. Corbett nahm Ranulf am Ellbogen und führte ihn aus dem Zimmer.
    »Was sollen wir mit ihr machen?« rief ihnen Bullock hinterher.
    »Sie begraben«, antwortete Corbett. »Begrabt sie schnell. Laßt den Priester eine Messe lesen.«
    »Und Master Moth?« Bullock erhob sich. »Ich habe Euer Postskriptum gelesen. Meine Männer halten ihn unten fest.«
    »Bringt ihn ins Castle«, sagte Corbett. »Er darf jedoch nicht mißhandelt werden. Ihr sollt die Anweisungen des Königs abwarten.«
    Er führte Ranulf weiter den Gang entlang. »Ranulf-atte-Newgate«, Corbett sah ihn direkt an, »erinnerst du dich an unsere erste Begegnung? Schmutzig und hungernd hast du auf den Schinderkarren gewartet?«
    »Daran erinnere ich mich jeden Tag, Herr. Ich hatte in meinem Leben zwei Freunde — den einen traf ich an diesem Tag, und der andere war der arme Maltote. Ehe Ihr mir also mit Einwänden kommt, Sir Hugh, denkt an Maltote. Diese Schlampe«, er spuckte aus. »Sie hatte wirklich geplant, ihre letzten Jahre in irgendeinem luxuriösen Kloster zu verbringen. Jetzt ist Gerechtigkeit geübt worden. Nicht daß Ihr damit einverstanden wärt, aber wie Pater Lukas sagte, als er Boso hängte, das ist das, was Gott wollte. Sie hatte gemordet, und sie hätte wieder gemordet. Meint Ihr, sie hätte Euch vergessen, Herr? Glaubt Ihr wirklich, sie hätte Euch davonkommen lassen?«
    Corbett nickte. »Laß uns gehen, Ranulf. Laß uns in die Merry Maidens gehen und ein paar Becher Wein auf das Wohl Maltotes trinken. Morgen werden wir uns um die Überführung seiner Leiche kümmern, und dann reiten wir nach Woodstock und von dort aus nach Leighton.«
    Sie gingen nach unten und auf die Gasse. Sie war, abgesehen von Bullocks Männern, die beide Eingänge bewachten, menschenleer. Ranulf war immer noch dabei, sich zu rechtfertigen, als sie hinter sich einen Schrei hörten. Corbett drehte sich um. Master Moth hatte sich von seinen Wächtern losgerissen, sich von einem von ihnen eine Armbrust geschnappt und kam mit wehenden Haaren auf sie zugelaufen. Corbett riß vor Entsetzen die Augen auf, als er sie hob. Er stieß Ranulf zur Seite, aber als er das tat, hörte er schon die Sehne schnellen, sah den Haß in Moths Gesicht und wußte, daß er sich verrechnet hatte. Zu spät. Der Armbrustbolzen erwischte ihn hoch in der Brust. Der Schmerz explodierte, und er schwankte zurück. Ranulf lief bereits mit gezogenem Dolch vor. Corbett beobachtete Ranulfs schnelle Bewegungen, den makabren Tanz des Straßenkämpfers. Er stürzte auf Moth zu, nahm plötzlich den Dolch von einer Hand in die andere, warf sich zur Seite und rammte die Klinge Moth tief in den Bauch. Dann warf er sich noch einmal mit gezogenem Schwert herum, holte weit aus und traf Moth am Hals. Corbett war das schon gleichgültig. Der Schmerz war fürchterlich. Er konnte das Blut auf der Zunge schmecken. Leute rannten auf ihn zu, langsam, wie in einem Traum. Maeve war unter ihnen, und die kleine Eleanor klammerte sich an ihrem Rocksaum fest.
    »Du solltest nicht hier sein«, flüsterte er, »aber das sollte ich vermutlich auch nicht.«
    Und die Augen schließend, brach Sir Hugh Corbett, der Hüter des Geheimsiegels des Königs, auf den schmutzigen Pflastersteinen von Oxford zusammen.

Nachbemerkung des Autors

    Es gab einmal eine Sparrow Hall in Oxford, aber diese ist schon lange verschwunden und stellt in der Geschichte der Universität nur eine Fußnote dar. Die Universität und die Stadt Oxford unterstützten de Montfort während des Bürgerkriegs um 1260. König Edward I. haßte seinen toten Feind bis zu seinem eigenen Tod. Er unterdrückte gnadenlos alle Versuche, das Anliegen des »Märtyrers« de Montfort zu rehabilitieren.
    Paul Harding
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