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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd
Autoren: Paul C. Doherty
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geküßt und leise das Zimmer verlassen hatte. Dann ging er zu Tür und verschloß und verriegelte sie. Lady Mathilda schaute erschrocken auf und legte die Stickerei auf einen kleinen Tisch neben sich. Ranulf sah fasziniert zu.
    »Ist das wirklich nötig, Sir Hugh?« fragte Lady Mathilda ungehalten.
    »Ich denke schon«, erwiderte Corbett. »Ich will nicht, daß Master Moth zurückkommt, Lady Mathilda, denn ich habe wirklich noch nie einen Menschen gesehen, der so sehr der Seele eines anderen glich.« Corbett setzte sich auf einen Stuhl ihr gegenüber und betrachtete den Saum seines Umhangs. »Bei jeder anderen Gelegenheit, Lady Mathilda, wäre ich in meine Kammer zurückgegangen und hätte meine Schlußfolgerungen aufgeschrieben und darüber nachgedacht, was ich weiter unternehmen soll. Aber hier kann ich das nicht tun. Bei Euch stellt jede Minute eine Gefährdung dar!«
    Lady Mathilda verzog keine Miene.
    »Niemand verdächtigt Euch«, fuhr Corbett fort, »Ihr seid alt und verehrungswürdig und geht am Stock. Niemand würde es Lady Mathilda zutrauen, daß sie jemanden in einer Gasse ersticht, ihm einen Armbrustbolzen in die Brust schießt oder, wie im Fall von Appleston, ihm ein Kissen ins Gesicht drückt.«
    »Das ist absurd!« protestierte Lady Mathilda.
    »Nein, das ist es nicht«, entgegnete Corbett. »Aber wenn Ihr jemanden wie Master Moth habt, der alles für Euch tut...«
    »Unsinn!« rief Lady Mathilda. »Ihr seid nicht mehr ganz bei Trost!«
    »Ah, mea passerella, mein kleiner Spatz — hat Euch Euer Bruder nicht vor vielen Jahren so genannt, als Ihr mit dem König gegen de Montfort gekämpft habt? Ihr habt selbst zugegeben, daß Ihr für den König in London spioniert habt. Dort habt Ihr die Traktate und Flugschriften der Anhänger de Montforts gesammelt und an Euren Bruder geschickt. >Per manum P.P.< « Corbett betrachtete Lady Mathildas tiefschwarze Augen. »Ich bemerkte, daß auf verschiedenen Traktaten in dem Buch, das ich in Apples tons Kammer gefunden habe, hinten >Per manum P. P. < stand, durch die Hand des >parvus passer <, des kleinen Spatzen, wie Euch Euer Bruder nannte. Ich habe mir auch die anderen Bücher in der Bibliothek angesehen«, fuhr Corbett fort, »und das hat Ascham ebenfalls. Aber obwohl Ihr versucht habt, alle Briefe zu beseitigen, die diesen Beinamen preisgeben, den Euer Bruder für Euch, seinen kleinen Spatzen, hatte, habt Ihr eine Stelle übersehen.« Corbett hielt inne. »Er hatte einen Band Leben der Heiligen, in dem Ranulf das Leben der heiligen Monika, der Mutter des Augustinus nachlesen wollte. Die erste Heilige, die unter >M< auftauchte, war Mathilda, und daneben hatte Euer Bruder geschrieben: >Soror mea, passerella mea<, meine Schwester, mein kleiner Spatz. Ascham hat das gewußt, nicht wahr? Und als er starb, war er etwas verwirrt und versuchte diese Worte auf ein Stück Pergament zu schreiben.«
    »Sir Hugh«, Lady Mathilda nahm ihre Handarbeit wieder auf und bohrte die Nadel wie einen Dolch in sie hinein, »wollt Ihr mich etwa beschuldigen, der Bellman zu sein und die Absicht zu haben, zu zerstören, was mein Bruder geschaffen hat? Wollt Ihr etwa sagen, daß ich — schwach und am Stock — meine Kollegen hier in Sparrow Hall ermordet habe?«
    »Genau das, Lady Mathilda. Deswegen habe ich auch Master Moth gebeten zu gehen. In meinem Brief bitte ich Bullock, Master Moth zu begleiten und sich Zeit damit zu lassen, hierherzukommen. Master Moth ist gefährlicher, als er aussieht, ein stummer Meuchelmörder. Ihr müßtet ihm nicht einmal diese seltsamen Zeichen geben, er könnte es Euch am Gesicht ablesen, daß Ihr in großer Gefahr seid, und dementsprechend handeln. Wenn er mit unserem guten Sheriff zurückkommt, bin ich hier fertig, und Ihr seid wegen Hochverrat und Mord festgenommen.«
    »Alles Unsinn!« fuhr ihn Lady Mathilda an. »Ich bin eine gute Freundin des Königs und ein äußerst loyaler Untertan.«
    »Ihr wart einmal eine gute Freundin des Königs und ein äußerst loyaler Untertan«, meinte Corbett. »Jetzt ist Eure Seele nur noch von Bösartigkeit erfüllt. Ihr wollt Rache, Rache am König und an allen hier in Sparrow Hall, die, wenn Ihr einmal sterbt, und das werdet Ihr sicher, Euren Bruder vergessen und den Namen Eurer unschätzbaren Sparrow Hall ändern werden. Sie werden mit Genehmigung des Königs den Status und die Statuten des College ändern. In gewisser Weise wird sich der Fluch der verrückten Anachoretin erfüllen.«
    »Eine einfältige Vettel«,
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