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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd
Autoren: Paul C. Doherty
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verüben«, hatte der Müller Bartholomew geknurrt, »dann sollten sie wenigstens ihre eigenen umbringen.«
    »Aber warum?« war ihm Pater Ambrose ins Wort gefallen. »Ich habe gehört, bei den Toten hätte es sich um Bettler gehandelt. Manche behaupten auch«, hier senkte er die Stimme zu einem Flüstern, »sie seien für fürchterliche satanische Riten mißbraucht worden.«
    »Piers! Piers!«
    Der Ackerknecht erwachte aus seinen Gedanken.
    Edigha fingerte an den Schnüren ihres Mieders, und seine Lust entflammte erneut.
    »Komm!« murmelte er mit heiserer Stimme. Er berührte sanft ihre üppigen Brüste und fuhr anschließend mit den Fingerspitzen um ihre schlanke Taille. Dann zog er sie an sich. »Du bist unwiderstehlich!«
    »Ich werde doch deine Frau, oder?« fragte ihn Edigha dringlich und hielt seinen Blick mit ihren blauen Augen fest. »Das hast du gesagt. Du wirst dich mit mir verloben. Vor der Kirche und noch vor Allerheiligen?«
    Piers beugte sich hinab, um sie zu küssen, machte dann aber einen Satz. Er riß den Kopf hoch und schaute nach oben. Ein Tropfen Blut fiel auf sein Gesicht, und eine Feder schwebte nach unten. Ein Habicht hatte sich auf seine Beute geworfen. Piers wartete nicht länger. Schließlich könnte Edigha es sich anders überlegen. Sie eilten weiter durch das Kornfeld und blieben nur ab und zu stehen, um sich zu umarmen und zu küssen. Mit seinen verschwitzten Fingern machte sich Piers an den Schnüren von Edighas Mieder zu schaffen. Endlich hatten sie den Waldrand erreicht und traten in das kühle grüne Dunkel. Piers zog Edigha auf sich herab. Sie kicherte und wehrte sich, befreite sich und rannte davon. Piers seufzte. Mädchen taten das immer. Sie verwandelten das Werben so in ein Jagdspiel. Piers stand auf und lief hinter ihr her. Auf einer kleinen Lichtung bekam er sie zu fassen. Er seufzte zufrieden. Ihre Haare hatten sich gelöst und hingen herab — goldene Wogen, die ein gerötetes und schweißglänzendes Gesicht umrahmten. Darin leuchteten ihre blauen Augen. Er nahm ihre Hand und zog sie an sich. Sie gingen zwischen den Bäumen hindurch. Er begann sie zu küssen und atmete dabei den süßen Duft ihrer Haut ein. Aus der Halsbeuge leckte er ihr den Schweiß. Plötzlich erstarrte Edigha. Sie stieß ihn weg und trat einen Schritt zurück. Ihr Blick war auf etwas hinter ihm gerichtet. Gleichzeitig wurde sie aschfahl. Dann schloß sie fest die Augen, schnappte entsetzt nach Luft und stieß seltsame Geräusche aus.
    »Was ist los, Liebe. Was ist los?«
    Sie hob etwas die Hand. Piers drehte sich langsam um, als wüßte er schon, was für ein Anblick ihn erwarte. Anfänglich sah er nichts, aber dann schaute er hoch. Aus einer alten Eiche ragte ein Ast heraus wie ein Speer, und an seinem Ende baumelte an den eigenen Haaren ein abgetrennter Kopf. Piers trat einen weiteren Schritt heran. Die Augen waren halb geöffnet, die grauen Wangen eingefallen, der Mund hing offen wie bei einem geschlachteten Stück Vieh. Der Hals, unsauber vom Rumpf getrennt, war blutverschmiert. Piers schluckte trocken. Seine Beine begannen zu zittern. Edigha nahm ihn bei der Hand, und sie drehten sich um, um dem Schrecken und dem Wald zu entfliehen.

    In der Sparrow Hall in der Nähe der Turl Street in Oxford hatte der Tod ebenfalls seine Fratze gezeigt. Der Archivar Ascham wußte, daß er sterben würde. Vom Schmerz verkrümmt lag er da und rang nach Luft. Er wollte sich zu einem Schrei zwingen, wußte aber, daß das sinnlos war. Niemand würde ihn hören, denn Türen und Fenster waren geschlossen. Lautlos war der Tod durch die Luft gekommen. Der Armbrustbolzen hatte ihn voll in der Brust erwischt.
    Ascham wußte, daß er im Sterben lag. Er hatte den Geschmack von Blut auf der Zunge und weiter hinten im Hals salzig und wie Eisen. Höllische Schmerzen schüttelten ihn. Er schloß die Augen und murmelte die Worte des Confiteor, das Gebet um die Vergebung Gottes: »Herr, mein Gott, vergib mir alle meine Sünden und alle Sünden meiner Jugend...« Er verlor sich in Gedanken, obwohl sein Körper vor Schmerzen zitterte. Bilder aus der Vergangenheit tauchten vor seinem inneren Auge auf — seine Mutter, die sich über ihn beugte, die Rufe seines Bruders, seine ersten Jahre in Oxford, sorgenfrei und voller Leben. Das Mädchen, das er beinahe geheiratet hätte und schließlich doch mit traurigen Augen und fassungslos zurückgelassen hatte. Henry Braose, seinen großen Freund, den Gelehrten, Soldaten und Gründer von
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