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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd
Autoren: Paul C. Doherty
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Sparrow Hall, in der er nun im Sterben lag. Es gab jetzt so viel Böses! Groll, Wut und Haß. Der Bellman bekannte sich öffentlich zur Bösartigkeit des Teufels und versuchte alles zu zerstören, was Henry aufgebaut hatte.
    Ascham öffnete die Augen. In der Bibliothek war es dunkel. Erneut versuchte er zu schreien, aber jeder Laut erstarb auf seinen Lippen. Die Kerze flackerte unter ihrem Metallschirm auf dem Tisch und gab nur wenig Licht. Er sah das Stück Pergament, das sein Angreifer auf den Tisch geworfen hatte. Ascham verstand jetzt, was zu seinem Tod geführt hatte. Er hatte die Wahrheit herausgefunden, war aber so dumm gewesen, über seine Nachforschungen zu sprechen. Wenn er doch nur eine Feder hätte! Er griff nach der sprudelnden Wunde in seiner Brust. Seine Tränen liefen hinunter, als er über den Fußboden und auf den Tisch zukroch. Er ergriff das Pergament, zog sich mit letzter Kraft am Tisch hoch und schrieb ein paar Buchstaben, aber der Lichtkegel schien schwächer zu werden. Er hatte jedes Gefühl in den Beinen verloren, und diese wurden starr wie Eisenstangen.
    »Genug«, flüsterte er. »Ah, Jesus...»
    Ascham schloß die Augen, hustete und starb, und das Blut wallte ihm über die Lippen.

.1.

    Der Geächtete auf dem Wagen unter dem Galgen bewegte den Kopf, als sich die rauhe Schlinge um seinen Hals zusammenzog. Er räusperte sich, spuckte und schaute Sir Hugh Corbett an, ehemals Gesandter und Hüter des Geheimsiegels, jedoch immer noch mächtiger Besitzer des Herrenhauses von Leighton in Essex. Neben Corbett stand der Mann, der ihn verfolgt, gestellt und dem Gericht von Sir Hugh vorgeführt hatte, Ranulf-atte-Newgate, früher Beamter der Kanzlei des Grünen Siegels, Corbetts Gefolgsmann, Amtmann und Verwalter. Der Verurteilte leckte sich seine rissigen Lippen und schaute Ranulf haßerfüllt an.
    »Komm schon, du rothaariger Bastard!« rief er. »Häng mich auf, oder laß mich gehen!«
    Corbett trieb sein Pferd vorwärts.
    »Boso Deverell, du bist ein Geächteter, Vogelfreier, Dieb und Mörder! Du bist schuldig befunden und zum Tod durch den Strang verurteilt!«
    »Geh zum Teufel!« erwiderte Boso.
    Corbett fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er schaute Pater Lukas an, den Dorfgeistlichen, der neben dem Karren stand.
    »Haben Sie ihm die Absolution erteilt, Pater?«
    »Er hat sich geweigert, die Beichte abzulegen«, erwiderte der bleiche Priester. Seine Augen funkelten, und er war außer sich vor Wut.
    15
    Pater Lukas schaute zum Gutsherrn auf und betrachtete eingehend dessen bläßliches, glattrasiertes Gesicht. Das schwarze Haar war leicht ergraut, und eine spitze Nase dominierte dünne Lippen. Pater Lukas blickte Corbett in die Augen. Er kannte diesen Mann. Er gab sich nach außen hart, war aber im Grunde weich.
    »Ihr werdet ihn doch nicht etwa begnadigen, Sir Hugh?« flüsterte er. »Oder seine Strafe mildem?« Der Geistliche griff nach den Zügeln von Corbetts Apfelschimmel. »Er hat zwei Frauen ermordet«, zischte er. »Er hat sie vergewaltigt und dann aufgeschlitzt wie Hühner.«
    Corbett nickte und schluckte.
    »Und das ist erst der Anfang«, fuhr der Geistliche mitleidslos fort. »Für andere Morde ist er auch verantwortlich.« Pater Lukas deutete auf die wenigen Dorfbewohner, die sich kurz nach Morgengrauen versammelt hatten, um der Vollstreckung der Strafe des Königs beizuwohnen. »Wenn Ihr ihm Gnade zuteil werden laßt«, erklärte der Geistliche und legte Corbett seine Hand aufs Knie, »dann wird jeder Vogelfreie...«, und er wies mit einer dramatischen Geste in Richtung Wald, »... dann wird jeder Vogelfreie davon erfahren.« In den Augen des Geistlichen standen Tränen. »Ich will nicht noch weitere meiner Schäfchen begraben müssen. Ich will nicht noch weiteren Ehemännern, Vätern, Geliebten erzählen müssen, daß ihre Frauen vergewaltigt wurden, ehe man ihnen die Kehle durchschnitt! Hängt ihn!«
    »Liegt Euch so viel an seinem Leben?« fragte Corbett, seinen Blick nicht einen Moment von Boso abwendend.
    »Gott will es«, antwortete Pater Lukas und fragte den Geächteten. »Bist du bereit zu sterben, Boso?«
    Der Geächtete hustete, legte den Kopf in den Nacken und spuckte. Er erwischte den Geistlichen auf der Wange. Ranulf kam mit seinem Pferd näher.
    »Wie viele hast du auf dem Gewissen, Boso?«
    »Mehr als du je erfahren wirst.« Deverells Blick richtete sich wieder auf Corbett. »Schade, daß Ihr nicht zu Hause wart, Herr über die Erde! Sonst hätte ich diese
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