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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd
Autoren: Paul C. Doherty
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strohblonde Frau von Euch aufgesucht!«
    Corbett wendete sein Pferd. Er schaute auf die Dorfbewohner mit ihren schmutzigen braunen Gesichtem, die keine Gemütsregung verrieten. Seine Verwalter und Amtmänner standen etwas von ihnen entfernt. Corbett zog sein Schwert und hielt es hoch. Er umklammerte das Querstück.
    »Ich, Sir Hugh Corbett, ergebener Diener des Königs und Herr über Leighton Manor, verurteile dich, Boso Deverell, mittels der Gewalt, die mir über Axt, Strick und Schinderkarren gegeben ist, zum sofortigen Tod durch den Strick für verschiedene und fürchterliche Verbrechen wie Mord, Vergewaltigung und Diebstahl!«
    Nachdem Corbetts Todesurteil verklungen war, senkte sich eine seltsame Stille über die Wegkreuzung. Selbst die Vögel in den Bäumen und die Krähen, die über dem Galgen kreisten, verstummten. Corbett schaute zum Geistlichen hinüber.
    »Pater, sagt ein Gebet! Ranulf, häng ihn!«
    Corbett wendete erneut sein Pferd, ritt den Weg zurück und wartete nach einer Kurve hinter ein paar Bäumen. Er schloß die Augen und griff nach seinem Sattelknauf. Kurz darauf hörte er das Knirschen der Wagenräder und das darauffolgende zustimmende Gemurmel.
    »Gott sei seiner Seele gnädig!« flüsterte Corbett.
    Er haßte Hinrichtungen! Boso hatte sterben müssen, ja, aber sein Tod bescherte ihm unangenehme Erinnerungen — die verregneten Wälder Schottlands, in denen die Leichen zu Dutzenden gehangen hatten, nachdem Edwards Truppen die schottische Rebellion unter Wallace niedergeschlagen hatten; Kornfelder, die in Flammen aufgegangen waren, und Dörfer, über denen schwerer Rauch gehangen hatte; Brunnen, in denen Leichen gelegen hatten, und Frauen und Kinder sterbend in den Gräben. »Gott sei Dank!« murmelte Corbett. »Gott sei Dank bin ich nicht dort!«
    »Es ist vollbracht.«
    Corbett öffnete die Augen und blickte Ranulf-atte-Newgate an, das lange rote Haar unter einer Kapuze verborgen und das bleiche Gesicht ernst. Seine grünen Augen verrieten jedoch, daß er mit sich zufrieden war.
    »Es ist vorbei, Herr. Boso ist jetzt in der Hölle. Pater Lukas ist froh darüber, und das sind die Leute aus dem Dorf auch.« Ranulf richtete sich hoch im Sattel auf und schaute durch die Äste über ihnen. »Heute abend wird es ganz Epping wissen. Die anderen Geächteten werden sich dann hüten, Leighton zu nahe zu kommen. Ihr werdet Euer Versprechen doch halten, Herr?«
    Corbett zog Stulpenhandschuhe aus Leder aus seinem Gürtel.
    »Ich werde mein Versprechen halten, Ranulf. Noch diese Woche werde ich eine Vollmacht zur Vorführung ausstellen. Du kannst alle kräftigen Männer mit in den Wald nehmen und den Rest von Bosos Gefolgschaft zur Strecke bringen.«
    Ranulf lächelte.
    »Ist es dir so langweilig?« fragte Corbett.
    Das Lächeln erstarb auf Ranulfs Zügen. »Es sind jetzt drei Monate, Herr, daß Ihr den Dienst des Königs verlassen habt. Der König hat in dieser Zeit fünfmal an Euch geschrieben.« Er bemerkte Corbetts verärgertes Stirnrunzeln. »Ja, mir ist langweilig«, meinte er noch eilig. »Ich bin eben gerne Beamter des Königs, Herr, und gerne im Auftrag des Königs unterwegs.«
    »Wie damals in Schottland?« fauchte Corbett ihn an. »Das war Krieg. Wir bekämpften die Feinde des Königs zu Wasser und zu Lande — wir hatten einen Eid geschworen.«
    Corbett sah Ranulf nachdenklich an. Sein Gefolgsmann war längst kein Grünschnabel mehr, sondern ein ehrgeiziger Beamter. Er war in London buchstäblich in der Gosse geboren, hatte sich jedoch selbst beachtliche Kenntnisse angeeignet, sprach Französisch und Latein und beherrschte die Kunst, Briefe zu verfassen und zu siegeln. Schlicht gesagt haßte Ranulf Landleben und Landwirtschaft und wurde deswegen immer ungeduldiger. Langsam streifte Corbett sich seine Handschuhe über.
    »Ich könnte Briefe schreiben«, erbot er sich. »Der König würde dich wieder in seine Dienste nehmen. Du könntest ein hohes Amt bekleiden, Ranulf.«
    »Seid nicht dumm!«
    Corbett grinste. Er beugte sich zur Seite und faßte Ranulf am Handgelenk.
    »Als die Truppen des Königs Dundee plünderten«, sagte er, »sah ich den Leichnam einer Frau mit einem Kind in den Armen, das keine drei Jahre alt war. Wie konnten sie um Himmels willen Feinde des Königs sein?«
    »Ihr findet also, daß der König den Rückzug antreten soll? Daß er auf Schottland verzichten soll?« Ranulf nahm seine Kapuze ab und kratzte sich am Kopf. »Einige Richter des Höchsten Gerichts würden das als
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