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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd
Autoren: Paul C. Doherty
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zur Bekanntgabe in der Stadt und Universität Oxford, unterzeichnet: The Bellman of Oxford.<«

    Corbett betrachtete das Schreiben genau. Das Velinpapier war von guter Qualität mit gerade beschnittenen Rändern. Die Tinte war bläulichviolett, die Buchstaben waren sauber und die einzelnen Sätze deutlich gegeneinander abgehoben. Oben eine gemalte Glocke, sonst nichts, die von einem Nagel durchstoßen war, mit dem die Erklärung an der Tür irgendeiner Kirche befestigt worden war.
    Corbett gab das Schreiben an Maeve weiter. Sie las es und schob es dann Ranulf zu.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte sie.
    »Vor fast vierzig Jahren«, fing Corbett an, »führte Simon de Montfort, der Earl of Leicester, einen Aufruhr gegen den jetzigen König und seinen Vater an. De Montfort war ein brillanter, charismatischer Rädelsführer. Er kümmerte sich nicht weiter um die Adligen, sondern wandte sich an die Ratsherren und Bürger in Städten wie Oxford und London. Er versicherte sich ihrer Unterstützung und der eines Großteils der Geistlichkeit, die ein eigenes Parlament hat, das Convocation heißt. De Montfort war der erste, der die Theorie eines Parlaments vortrug, in dem Nichtadlige und Adlige in verschiedenen Sitzungen zusammenkommen sollten, um dem König Petitionen vorzutragen und sich auf die Besteuerung zu einigen.« Maeve zuckte mit den Schultern. »Aber das ist doch nur gerecht.« Sie kniff die Augen zusammen. »Hat nicht einer von Edwards Richtern gesagt, daß das, was alle betrifft, von allen gebilligt werden muß?«
    »Oh, Edward war damit einverstanden. Er hat diese Idee aufgenommen. Parlamente werden regelmäßig einberufen, obwohl sie nicht die Bedeutung haben, die de Montfort ihnen geben wollte.« Corbett spielte mit dem Krug Ale, den ein Diener ihm eingeschenkt hatte. »Was de Montfort wollte«, fuhr er fort, »war, daß das Parlament den König und alle königlichen Beamten kontrollieren sollte, aber, noch wichtiger, de Montfort wollte auch das Parlament kontrollieren.«
    »Aber warum hat der König solche Angst vor so einer Idee von einem Mann, der vor fast vierzig Jahren getötet wurde?« fragte Maeve.
    Corbett zuckte mit den Schultern. »Weil de Montfort fast Erfolg gehabt hätte, und wenn das der Fall gewesen wäre...«
    »Und wenn das der Fall gewesen wäre«, unterbrach ihn Ranulf, »wäre de Montfort König geworden und Edward...«
    »...Edward«, beendete Corbett seinen Satz, »wäre auf irgendeinem Castle verschwunden und hätte dort irgendeinen unglücklichen Unfall gehabt. Es hätte eine neue Dynastie gegeben, und dieser Alptraum quält die Krone noch heute!«

.2.

    Corbett las die Erklärung des Bellman ein weiteres Mal. »Wie lange sind diese schon im Umlauf?«
    »Seit über fünf Monaten«, antwortete Simon. »Anfänglich dachten wir, es sei der verrückte Einfall eines Gelehrten. Dann versuchte der Rat des Königs, die Sache unter den Teppich zu kehren, aber die Erklärungen tauchten immer häufiger auf. Der König schrieb an den Rektor John Copsale, der sich im Antwortschreiben für unschuldig erklärte. Vor einem Monat wurde Copsale, der über fünfzig war, tot im Bett aufgefunden. Der Arzt meinte, er sei eines natürlichen Todes gestorben, aber seither ist der Bellman rachsüchtiger geworden.«
    »Und wie stehen die Dinge in Sparrow Hall jetzt?«
    »Wie in jedem College, Sir Hugh, Spannungen, Rivalitäten, kleinliche Eifersüchteleien. Lady Mathilda wünscht sich weiterreichende königliche Privilegien, die Gelehrten finden die Braoses unerträglich. Ihnen gefällt der Name des College nicht, und sie würden ihn gerne zusammen mit den Statuten ändern, die von Braose bei der Gründung des College niedergelegt wurden.«
    »Warum?«
    »Sparrow Hall wird als eine königliche Gründung angesehen, errichtet auf dem Blut des Mannes, de Montfort, den viele heute als einen Heiligen betrachten. Copsale hielt es für wichtig, daß Sparrow Hall unabhängiger werden würde, besonders da sich die Colleges in Oxford alle ihrer Geschichte und Unabhängigkeit rühmen.«
    »Stammte de Montfort aus Oxford?« fragte Maeve.
    »De Montfort hatte an der Universität viele Anhänger«, antwortete Corbett, »sowohl unter Lehrern als auch Studenten. Was aber wichtiger ist, der Earl rekrutierte hier auch Truppen für seinen Bürgerkrieg. Er hielt ebenfalls einen großen Rat in der Stadt ab, in der er die »Oxforder Erklärung« veröffentlichte, die die Übernahme des königlichen Rats und der Regierung
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