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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)
Autoren: Annelie Wendeberg
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wichtigste Frage bleibt – warum?«, erwiderte ich.
    »Ich dachte, das wäre von Anfang an klar gewesen.«
    Langsam schüttelte ich den Kopf. »Ich vermute, die Impfversuche waren entweder Vorwand oder nur ein Etappenziel. Ich wage zu behaupten, Letzteres.«
    »Welches Ziel genau?«, fragte er und lehnte sich vor.
    »Du hast mich gefragt, wie ich Bowden dazu bekommen habe, mir zu vertrauen.«
    Holmes nickte, und ich ließ den Blick auf meine schlammigen Schuhe sinken, Bilder der sterbenden Frau und meine Hand mit dem äthergetränkten Tuch schoben sich vor meine Augen.

    »Ich hatte die verrückte Idee«, sagte ich leise, »tödliche Bakterien für die Kriegsführung einzusetzen.«
    Holmes saß stocksteif da, komplett konzentriert und angespannt.
    »Bowdens Augen leuchteten auf. Aber nicht überrascht.«
    »Er hatte schon daran gearbeitet?«, sagte er entsetzt.
    »Das kann ich nicht sagen. Aber der Plan bestand, da bin ich absolut sicher.«
    Wir sahen uns an und nach einer Weile sagte ich ruhig: »Das Verbrechen ist noch nicht aufgeklärt.«
    »Nein«, stimmte er zu, lehnte sich gegen die Wand der Kutsche und schloss die Augen. Dann kam ein tiefes Grummeln aus seiner Kehle. »Jemand sitzt im Zentrum von all dem. Aber wir werden ihn bald finden.«
    Das W ir fiel mir auf. An einem anderen Tag hätte es mich wahrscheinlich stolz gemacht. »Ich werde London verlassen«, erwiderte ich leise.
    Seine Augen öffneten sich wieder, und er setzte sich gerade hin. Nach kurzem Nachdenken meinte er: »Ja, das ergibt Sinn. Es ist wahrscheinlich das einzig Vernünftige für dich. Sonst sitzt du in der Falle.«
    Ich blickte aus dem Fenster und fühlte mich leer.
    »Das ist nicht der Grund, weswegen du gehst?«, fragte er erstaunt.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du hast mir einen Brief geschickt, an dem Tag, bevor du Cholera bekommen hast.«
    Ich nickte.
    »Du hast sie euthanasiert?«
    Ich nickte wieder.
    »Dafür würde ich dich doch nicht verhaften!«, rief er empört, als hätte ich etwas absolut Blödsinniges gesagt.

    »Das spielt keine Rolle, Gefängnis hin oder her. Es ändert nichts daran, was ich fühle. Ich habe die Frau getötet. Ich hätte zumindest versuchen sollen, ihr zu helfen.«
    »Das ist vollkommen absurd, Anna! Wie hättest du sie wegschaffen sollen? Selbst wenn es dir gelungen wäre, hätten sie jemand anderen gefunden!«
    »Richtig«, erwiderte ich. »Sie hätten jemand anderen für mich gefunden. Sie wurde zu mir gebracht und zu niemandem sonst.«
    »Also rennst du jetzt vor dir selber weg«, stellte er kühl fest.
    »Ja, tue ich. Und vor der korrupten Welt der Medizin, die ein ganzes Geschlecht ignoriert. Ich laufe vor dem Mann weg, der den Club führt, vor der Polizei und …«, ich zwang meinen Hals, sich wieder zu entkrampfen, »und vor dir.«
    Sein Blick zuckte. Er wirkte gekränkt. Ich musste meine Hände festhalten, um nicht nach seinen zu greifen.
    »Ich renne vor dir weg, weil ich nicht neben dir leben kann, ohne mit dir zu leben. Wann immer ich deine emotionale Seite berühre, dann verletze und schwäche ich dich. Das tut mir sehr leid.«
    »Du musst verstehen, dass ich nicht zu romantischen Gefühlen neige«, sagte er und hörte sich an, als hätte er Kleber verschluckt.
    »Ich kenne dich«, flüsterte ich.
    Jetzt war er es, der aus dem Fenster starrte. Er schien mit sich selbst zu debattieren. Ich hatte ihn in die Enge getrieben.
    »Wie willst du fliehen?«, fragte er endlich.
    »Nun, ganz einfach, ich werde dich übermannen.« Mein Grinsen zog seine Mundwinkel nach oben.
    »Beabsichtigst du, dich in St. Giles zu verstecken? Das ist, glaube ich, keine besonders gute …«

    »Nein, du hast recht, dort ist es nicht sicher. Ich habe ein Versteck, weit weg von London.«
    »Wo?«
    »Das werde ich dir nicht sagen.«
    Ungeduldig winkte er ab. »Du kennst meine Fähigkeiten!«
    »Vergeude deine Zeit nicht, Sherlock. Du wirst mich nicht finden.«
    Ich hatte die Hütte unter einem anderen Namen gekauft und weder Anwalt noch Bank eingeschaltet. Nichts würde mich in meinem neuen Zuhause mit meiner alten Identität verbinden.
    »Das ist lächerlich!«
    »Nein, ist es nicht. So lange mich der beste Detektiv nicht findet, wird es auch sonst niemand schaffen.«
    Außerdem würde ich jeden einzelnen Tag darauf warten, dass er durch meine Tür tritt, sollte er wissen, wo ich lebe. Doch das erwähnte ich nicht. Mein Verstand sagte mir, das würde sowieso nie passieren, doch mein Herz war anderer Meinung.
    Wir
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