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Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
Autoren: Mauritius Much
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glaube, ich muss mich jetzt verabschieden. Herr Wachtmeister, die Tasche gehört mir.« Sofort klacken die Handschellen um die Handgelenke des älteren Herrn. Der Zivilpolizist führt ihn ab. »Tut mir echt leid, aber das wird jetzt kein Spaß für euch«, sagt der ältere Mann, bevor er in den weißen BMW steigt. Der andere Zivilpolizist hebt die schwarze Reisetasche aus dem Kofferraum und fordert über Funk Verstärkung an.
    »Keinen Schritt weiter«, brüllt der Mann mit dem Funkgerät. »Sie bleiben alle, wo Sie sind.« Scheiße, was soll das denn?, schießt es John durch den Kopf. Irgendwas muss der Alte in seinem Koffer haben. Drogen? Na klar, hatte der Polizist nicht vorhin »Drogenkontrolle« gerufen? Mit bösen Blicken verfolgen die anderen drei Insassen des Opels den Weg des Übeltäters. Der Typ sieht ganz normal aus, total unauffällig. Nie im Leben hätten sie ihn für einen Drogendealer gehalten. So ein Arschloch. Der vertickt Drogen im großen Stil und zieht uns da mit rein, John ist stinksauer. Was für ein Penner! Bloß, weil er zufällig mit uns fährt, sitzen wir jetzt genauso tief in der Patsche. Wer soll ihnen denn glauben, dass sie sich alle vorher gar nicht kannten, sondern wegen der Mitfahrgelegenheit aus purem Zufall zusammengekommen sind? Weiß die Polizei überhaupt, was die Mitfahrzentrale ist?
    John ist sauer, er will sein Handy zurückhaben. Die Polizisten dürfen ihm das doch nicht einfach so wegnehmen. Doch, das können sie. Die Aussage des Beamten war unmissverständlich. Sie wollen sicherstellen, dass niemand einen Komplizen warnen kann. Verdammte Scheiße! Zu allem Überfluss meldet sich plötzlich auch seine Blase wieder. Aber jetzt pinkeln gehen – das kann er mal richtig vergessen.
    Neben dem BMW hält jetzt ein zweiter Wagen, heraus springen vier weitere Zivilpolizisten und ein Hund – Verstärkung ist da. Zwei gehen sofort zum Drogendealer im BMW, die anderen zu den übrigen Mitfahrern. »Hände nach oben und hinter dem Hinterkopf zusammen!«, brüllt ein Beamter. Auch das noch, murmelt John. Die werden uns jetzt ordentlich filzen … Hoffentlich untersuchen sie nicht auch noch sämtliche Körperöffnungen. Darauf, dass irgendwer in seinem Arsch herumfummelt, hat John nämlich überhaupt keinen Bock. Der Griff an seine Hoden bei der Bundeswehr-Musterung hat ihm schon gereicht …
    »Beine breit«, ruft ein Beamter und tastet John langsam ab. Zuerst den Oberkörper, dann die Arme, dann die Hüftgegend. Als er Johns Gesäßtasche abklopft, spürt er einen quadratischen Gegenstand, Johns Geldbeutel. »Auf den Boden damit.« Auch seinen Haustürschlüssel muss er auf die Erde werfen. Dann lässt der Polizist von ihm ab. Puh, nicht das volle Programm. John ist richtig erleichtert, dass ihm die Leibesvisitation erspart bleibt. »Sie können Ihre Sachen wieder aufheben. Und zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis.« Nanu, der Beamte spricht in ganzen Sätzen und sagt »bitte«, hat er jetzt kapiert, dass John kein Drogendealer ist?
    Doch da meldet sich Johns Blase zurück. Während der Durchsuchung stand er so unter Strom – seinen Harndrang hatte er glatt vergessen. Er traut sich aber nicht, den Polizisten zu bitten, ihn aufs Klo gehen zu lassen. Der Beamte bringt Johns Ausweis zu einem dritten Auto, das mittlerweile angekommen ist. John muss vorangehen, damit er ja nicht abhaut. In dem Wagen sitzt noch ein Polizist, der die Ausweisdaten aller Mitfahrer ins Polizeipräsidium durchgibt. Dort werden die Daten durch den Computer gejagt. Wenn gegen einen von ihnen irgendwas vorliegt, ist er dran – egal, ob er im Supermarkt geklaut hat oder mit Koks erwischt wurde.
    »Bitte, zeigen Sie mir Ihr Gepäck.« Ach ja richtig, das haben sie noch gar nicht durchsucht. John holt seinen roten Rucksack aus dem Kofferraum. »Ausleeren, bitte.« Gesagt, getan. John holt erst seinen Laptop heraus und kippt dann den Rest seines Rucksacks auf die Motorhaube. Eine Jeans, zwei T-Shirts, zwei Boxershorts, Socken. Zum Schluss platscht sein Toilettenbeutel auf die Haube, gefolgt von seinem iPod – alles, was man für ein Wochenende bei einem Kumpel in Hamburg braucht. Genau untersucht der Beamte die Hosentaschen der Jeans und den Toilettenbeutel. Er klappt den Deckel der Kontaktlinsenflüssigkeit auf und riecht daran. Fehlanzeige. Keine Drogen.
    Jetzt kann John wieder einpacken. Der Beamte gibt ihm den Ausweis zurück und deutet auf eine Sitzgruppe aus Holz neben dem Toilettenhäuschen. »Kommen Sie
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