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Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
Autoren: Mauritius Much
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aufs Klo. Als er zurückkommt, steht Luigi achselzuckend neben seinem Auto. »Ich fürchte, ich muss dich hier absetzen. Ich kehre um, ich habe keine Ahnung, wie ich Christina ohne Nachname, Adresse oder Handynummer in Zürich finden soll.« Malte ist konsterniert. Verdammt, wie komme ich jetzt nach Zürich? Aber er kann Luigi total verstehen.
    Niedergeschlagen verabschiedet er sich von seinem Fahrer, der zumindest keine Kohle verlangt – sehr anständig. Doch es ist früher Abend, und Malte sitzt auf einem Pass. ›Wie komme ich am schnellsten ins Tal?‹, grübelt Malte. Im Restaurant auf dem Gotthardpass möchte er nicht übernachten. Das ist sicher sauteuer. Also beschließt er, sämtliche Autofahrer auf dem Parkplatz anzuquatschen. Irgendjemand wird ihn doch hoffentlich mitnehmen …
    Schon beim ersten Typen hat Malte Glück. Ein älterer Herr Anfang 60, er fährt einen Kastenwagen mit kolossalem Anhänger. Damit transportiert er ein riesiges Segelflugzeug. Der Mann will Malte ins Tal mitnehmen, allerdings nur bis kurz vor Andermatt. Egal, Hauptsache, Malte kommt schnell vom Pass runter. Der ältere Herr erzählt die ganze Zeit vom Segelfliegen, seit 45 Jahren macht er das. Malte kann seine Begeisterung verstehen. Mit seinem eigenen kleinen Flugzeug über die Alpen zu fliegen – hat schon was.
    Mittlerweile ist es dunkel geworden. In einem kleinen Dorf vor Andermatt hält der ältere Herr an. »Hier wohne ich«, sagt er. Malte muss sich entweder eine Unterkunft nehmen oder sich weiter durchschlagen. Einen Zug gibt es in diesem Kaff nicht. Dafür sieht Malte am Straßenrand mehrere Schuppen. Vielleicht ist einer offen. Doch wie kommt er dann morgen weiter? Er wird so oder so trampen müssen, zumindest bis Andermatt. Warum es also nicht gleich probieren?
    Malte stellt sich an die Straße – und hat wieder Glück. 20 Minuten später hält ein gelber VW-Bus. Es ist erst das dritte Fahrzeug, das an ihm vorbeifährt. Zwei Männer Anfang vierzig sitzen drin. Sie wollen Malte mitnehmen – sogar bis Freiburg im Breisgau. Das ist ja klasse! Da muss er nicht mal in Zürich nach einer Mitfahrgelegenheit suchen. Von Freiburg sind es nur noch 300 Kilometer bis Frankfurt. Schon wieder unfassbar viel Schwein.
    Zufrieden schläft er auf der Rückbank ein, erst kurz vor Basel wacht er wieder auf. Sofort quatscht er mit den beiden Männern. Die beiden sind ein schwules Pärchen und fahren gerade aus ihrem Toskana-Urlaub zurück nach Hause, südlich von Freiburg wohnen sie. Die beiden schlagen vor, ihn dort an einer Autobahnraststätte rauszulassen.
    Mhmm. Freiburg Hauptbahnhof wäre Malte viel lieber. Andererseits, er hat heute schon so viel Glück gehabt. Malte willigt ein. Er schaut auf seine Armbanduhr, es ist kurz nach Mitternacht. Wahrscheinlich fährt vom Freiburger Hauptbahnhof eh kein Zug mehr. Insofern ist der Rasthof sogar besser. Die Autobahn geht nämlich direkt weiter nach Frankfurt. Vielleicht hat er wieder Glück …?
    Er verabschiedet sich von dem Pärchen. War wirklich sehr nett, ihn mitten in der Nacht durch die halbe Schweiz mitzunehmen. An der Raststätte ist ein großer McDonalds noch geöffnet. Malte wirft einen Blick auf die Schalter, dann auf den großen Raum mit den Tischen. Na ja, sonderlich viel ist hier nicht mehr los. Das Personal putzt den Boden, nur an einem Ecktisch sitzen noch zwei junge Kerle vor ihren Big Mäcs.
    Das ist seine Chance. Malte geht auf sie zu, doch die beiden beachten ihn nicht. »Hey, so ne Scheiße, dass uns die Kohle ausgegangen ist, wär’ echt gerne noch viel länger in Lloret geblieben«, sagt der eine. Er hat einen Pferdeschwanz. Sein Kumpel mit der struppigen Kurzhaarfrisur nickt. »Ey, fünf Tage sind echt wenig, aber dass die Kohle so schnell weg ist, hätte doch keiner ahnen können.«
    Die beiden Jungs haben vor ein paar Wochen ihr Abitur bestanden. Zur Belohnung wollten sie zwei Wochen im katalanischen Partyort Lloret de Mar so richtig die Sau rauslassen. Doch ihr ganzes Geld hatten sie ziemlich schnell versoffen … fünf Tage, mehr war nicht drin.
    »Jungs, kann ich mich zu euch setzen?« Erstaunt glotzen die beiden Teenager ihn an und nicken. Malte nimmt Platz. »Ihr fahrt nicht zufällig nach Frankfurt, oder?« Die beiden sehen sich an. »Ja, leider müssen wir zurück. Wären gerne länger im Urlaub geblieben.« Malte grinst die beiden an. »Wie wär’s, wenn ich euch noch ’nen Big Mac spendiere, und ihr nehmt mich mit?« Schlagartig hellen sich die
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