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Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
Autoren: Mauritius Much
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Mienen wieder auf. Seit sie in Katalonien losgefahren sind, war der Burger ihre einzige Mahlzeit. Viel zu wenig für die beiden, sie haben noch einen Riesenhunger. »Geilomat, kannst mitfahren«, sagt der Junge mit dem Pferdeschwanz.
    Super, heute klappt aber auch wirklich alles. Noch in der Nacht wird er in Frankfurt ankommen. Er hatte damit gerechnet, erst morgen Abend zu Hause zu sein. Malte holt die Burger und verteilt sie an die beiden Abiturienten, zehn Minuten später sitzen sie im Auto. Er traut seinen Ohren kaum, als sie erzählen, in welchem Viertel in Frankfurt sie wohnen: Niederrad. Das ist doch nicht möglich, genau, wo er hin muss! Sie wohnen nur zwei Straßen von ihm entfernt, das sind keine fünf Minuten zu Fuß. Langsam wird ihm seine Glückssträhne unheimlich.
    Um vier Uhr steigt Malte vergnügt aus dem alten Ford Fiesta und verabschiedet sich. Der Morgen dämmert schon. »Wie geil ist das denn«, sagt er vor sich hin. In 16 Stunden ist er vom Tessin nach Frankfurt gekommen – in vier verschiedenen Autos mit sechs ganz unterschiedlichen Typen. Und gekostet hat ihn das Ganze nur zwei läppische Big Mäcs. Das hätte er mit der Mitfahrzentrale allein nicht geschafft. Was für ein Glück, dass die dieses Mal versagt hat.

Regel Nummer eins für alle Mitfahrer lautet: Geh aufs Klo, bevor Du einsteigst. Zwar ist das ein ungeschriebenes Gesetz, aber jeder sollte sich unbedingt dran halten. Denn nichts ist nerviger für die anderen, als wenn man schon nach einer halben Stunde die erste Pinkelpause einlegen muss. Das hält nur unnötig auf, denn jeder Mitfahrer hat dasselbe Ziel: so schnell wie möglich ankommen und dabei auch noch Geld sparen. Dummerweise muss John gerade richtig dringend aufs Klo. Er ist zwar der Fahrer des Opels und könnte natürlich sofort an einem Rastplatz rausfahren. Doch er selbst regt sich normalerweise furchtbar auf, wenn andere Mitfahrer nach wenigen Minuten schon Pipi machen müssen. Das geht einfach gar nicht. Das ist gegen das ungeschriebene Gesetz. Deshalb kann er jetzt auch für sich selbst keine Ausnahme machen, also beißt er die Zähne zusammen.
    Eine Stunde hält er nun schon durch, obwohl er am liebsten sofort die Autotür aufreißen und sich an den Seitenstreifen stellen würde. Aber das geht natürlich nicht. Also rutscht er unruhig auf seinem Sitz umher mit dem Gefühl, dass jeden Moment seine Blase platzt. Zehn Minuten später kapituliert er. »Hey, es ist mir echt peinlich«, sagt John. »Aber ich muss so dringend aufs Klo, dass ich es nicht mehr aushalte. Ich fahre jetzt am nächsten Rastplatz raus, in Ordnung?« Voller Scham blickt er seine drei Mitfahrer an. Doch die nicken total verständnisvoll. John ist angenehm überrascht: Er hätte drauf wetten können, dass er mindestens einen blöden Spruch zu hören bekommt.
    An der rechten Fahrbahnseite taucht ein blaues Hinweisschild auf. Der Rastplatz – das wird auch allerhöchste Zeit. Der Opel fährt langsam an der Tankstelle vorbei auf den Parkplatz. Dort sieht John ein Toilettenschild. Was für eine Erleichterung. Doch kaum steht der Wagen, prescht ein weißer BMW von hinten heran und stellt sich quer vor den Opel. Aus dem Beifahrerfenster hält jemand ein Schild mit der Aufschrift. »Stopp Polizei«. Zwei junge Männer in Jeansjacken springen aus dem Wagen und verteilen sich auf beiden Seiten des grauen Opels. »Polizei. Alles aussteigen, aber sofort. Drogenkontrolle!« Die beiden Zivilbeamten wedeln mit ihren Dienstausweisen.
    Geschockt steigt John aus. Einen Moment lang hat er sogar seine Blase vergessen, so erschrocken ist er. Was soll das denn jetzt? Wo kommt denn der BMW so plötzlich her? Und warum sind die Typen so hektisch? »Sofort alle Handys her!«, brüllt der eine. Wie bitte? Was soll das bedeuten? Warum soll er denn jetzt sein Handy abgeben, er wollte doch einfach nur aufs Klo? Doch der rüde Polizeiton schüchtert ihn ein. Mechanisch fummelt er sein Handy aus der Hosetasche und reicht es dem Beamten.
    Zwei der anderen Mitfahrer sind genauso baff wie John. Sie können überhaupt nicht fassen, was hier gerade abgeht. Nur der Dritte, ein etwas älterer Mitfahrer, ist ganz ruhig. Er ist Ende 50, hat graue Haare und ein faltiges Gesicht. Ihn scheint das völlig kalt zu lassen. Währenddessen räumen die beiden Zivilbeamten den ganzen Kofferraum aus und durchsuchen das Gepäck. »Wem gehört denn die kleine schwarze Ledertasche?«, fragt ein Beamter. Der ältere Mann grinst. »Jungs, ich
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