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Die Erziehung des Menschengeschlechts

Die Erziehung des Menschengeschlechts

Titel: Die Erziehung des Menschengeschlechts
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Die Erziehung des Menschengeschlechts
    Gotthold Ephraim Lessing
    Die Erziehung des Menschengeschlechts
    Table of Contents
    Die Erziehung des Menschengeschlechts..........................................................................................................1
    Gotthold Ephraim Lessing.......................................................................................................................1
    i
    Die Erziehung des Menschengeschlechts
    Gotthold Ephraim Lessing
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    Produced by Delphine Letttau. The book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt−DE.
    Die Erziehung des Menschengeschlechts
    Gotthold Ephraim Lessing
    Haec omnia inde esse quibusdam vera,
    unde in quibusdam falsa sunt. Augustinus.
    Herausgegeben von Gotthold Ephraim Lessing Berlin, 1780
    Vorbericht des Herausgebers.
    Ich habe die erste Haelfte dieses Aufsatzes in meinen Beytraegen bekannt gemacht. Itzt bin ich im Stande, das Uebrige nachfolgen zu lassen.
    Der Verfasser hat sich darum auf einen Huegel gestellt, von welchem er etwas mehr, als den vorgeschriebenen Weg seines heutigen Tages zu uebersehen glaubt.
    Aber er ruft keinen eilfertigen Wanderer, der nur das Nachtlager bald zu erreichen wuenscht, von seinem Pfade. Er verlangt nicht, dass die Aussicht, die ihn entzuecket, auch jedes andere Auge entzuecken muesse.
    Und so, daechte ich, koennte man ihn ja wohl stehen und staunen lassen, wo er steht und staunt!
    Wenn er aus der unermesslichen Ferne, die ein sanftes Abendroth seinem Blicke weder ganz verhuellt noch ganz entdeckt, nun gar einen Fingerzeig mitbrachte, um den ich oft verlegen gewesen!
    Ich meyne diesen.—Warum wollen wir in allen positiven Religionen nicht lieber weiter nichts, als den Gang erblicken, nach welchem sich der menschliche Verstand jedes Orts einzig und allein entwickeln koennen, und noch ferner entwickeln soll; als ueber eine derselben entweder laecheln, oder zuernen? Diesen unsern Hohn, diesen unsern Unwillen, verdiente in der besten Welt nichts: und nur die Religionen sollten ihn verdienen?
    Gott haette seine Hand bey allem im Spiele: nur bey unsern Irrthuemern nicht?
    Sec.. 1.
    Was die Erziehung bey dem einzeln Menschen ist, ist die Offenbarung bey dem ganzen Menschengeschlechte.
    Sec.. 2.
    Die Erziehung des Menschengeschlechts
    1
    Die Erziehung des Menschengeschlechts
    Erziehung ist Offenbarung, die dem einzeln Menschen geschieht: und Offenbarung ist Erziehung, die dem Menschengeschlechte geschehen ist, und noch geschieht.
    Sec.. 3.
    Ob die Erziehung aus diesem Gesichtspunkte zu betrachten, in der Paedagogik Nutzen haben kann, will ich hier nicht untersuchen. Aber in der Theologie kann es gewiss sehr grossen Nutzen haben, und viele Schwierigkeiten heben, wenn man sich die Offenbarung als eine Erziehung des Menschengeschlechts vorstellet.
    Sec.. 4.
    Erziehung giebt dem Menschen nichts, was er nicht auch aus sich selbst haben koennte: sie giebt ihm das, was er aus sich selber haben koennte, nur geschwinder und leichter. Also giebt auch die Offenbarung dem Menschengeschlechte nichts, worauf die menschliche Vernunft, sich selbst ueberlassen, nicht auch kommen wuerde: sondern sie gab und giebt ihm die wichtigsten dieser Dinge nur frueher.
    Sec. 5.
    Und so wie es der Erziehung nicht gleichgueltig ist, in welcher Ordnung sie die Kraefte des Menschen entwickelt; wie sie dem Menschen nicht alles auf einmal beibringen kann: eben so hat auch Gott bey seiner Offenbarung eine gewisse Ordnung, ein gewisses Maass halten muessen.
    Sec.. 6.
    Wenn auch der erste Mensch mit einem Begriffe von einem Einigen Gotte sofort ausgestattet wurde: so konnte doch dieser mitgetheilte, und nicht erworbene Begriff, unmoeglich lange in seiner Lauterkeit bestehen.
    Sobald ihn die sich selbst ueberlassene menschliche Vernunft zu bearbeiten anfing, zerlegte sie den Einzigen Unermesslichen in mehrere Ermesslichere, und gab jedem dieser Theile ein Merkzeichen.
    Sec.. 7.
    So entstand natuerlicher Weise Vielgoetterey und Abgoetterey. Und wer weiss, wie viele Millionen Jahre sich die menschliche Vernunft noch in diesen Irrwegen wuerde herumgetrieben haben; ohngeachtet ueberall und zu allen Zeiten einzelne Menschen erkannten, dass es Irrwege waren: wenn es Gott nicht gefallen haette, ihr durch einen neuen Stoss eine bessere Richtung zu geben.
    Sec.. 8.
    Da er aber einem jeden einzeln Menschen sich nicht mehr offenbaren konnte, noch wollte: so waehlte er sich ein
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