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Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs

Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs

Titel: Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
Autoren: L Wolf
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Spanier, geheiratet und war mit ihm nach Mallorca ausgewandert. Die Ehe war kinderlos geblieben, aber sehr glücklich gewesen. Das Ehepaar hatte eine kleine Pension betrieben, bis Julio vor fünfzehn Jahren überraschend an einem Herzinfarkt gestorben war. Die Möglichkeit, nach Deutschland zurückzukehren, kam für Anita nicht in Frage. Sie verkaufte die Pension und zog sich auf eine kleine Finca nach Bunyola zurück, einem bezaubernden, touristisch nur wenig beachteten Dorf inmitten einer hügeligen Landschaft am Fuß der Serra de Alfàbia im Westen Mallorcas, das bekannt für sein ausgezeichnetes Olivenöl war. Bald merkte sie jedoch, dass es ihr nicht ausreichte, Oliven zu ernten, Bücher zu lesen, um Julio zu trauern und ansonsten den Tag vergehen zu lassen. Da sie regelmäßig die deutschsprachige Mallorca Zeitung las, war sie gut über Deutsche informiert, die nicht nur für zwei Ferienwochen auf die Insel kamen, sondern Monate hier verbrachten oder sogar als Rentner und Pensionäre ihren Ruhestand in den sonnigen Süden verlegt hatten. Erstaunlicherweise beherrschten gerade letztere die Landesprache häufig kaum mehr als bruchstückhaft und waren über die landesüblichen Gepflogenheiten nur unzureichend informiert.
    Viele konnten jemanden gebrauchen, der ihren Alltag organisierte, übersetzte, bei Arzt- und Behördengängen hilfreich zur Seite stand, Haushälterinnen, Putzfrauen und Handwerker vermittelte, Tipps gab. Für eine solche Aufgabe war Anita mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung und ihren Kontakten wie geschaffen. Sie brauchte nur kurze Zeit, um ihren Service auf die Beine zu stellen und benötigte schon bald Mitarbeiter, um die vielen Anfragen bewältigen zu können.
    Moritz war von Anfang an mehr gewesen als ein Kunde. Er hatte in Deiás gelebt, einem insbesondere bei Künstlern beliebten Ort hoch über der Westküste, und er war Anita auf Anhieb sympathisch gewesen. Manchmal hatten sie sich in der Fischerbucht getroffen, um den Sonnenuntergang zu betrachten und ein bisschen zu reden. Über Deutschland zum Beispiel. Über Abschiede. Das Leben an sich und im Besonderen. Sie waren Freunde geworden. Ein großes Wort, aber in dem Fall angemessen. In letzter Zeit hatte Moritz oft gehetzt gewirkt oder wie jemand, der etwas vergessen wollte. Eine Geliebte vielleicht oder seine Frau, die er vor Jahren verlassen hatte, wie Anita wusste. Sie hatte nie nachgefragt. Das war ein Fehler gewesen, wie sie im Nachhinein feststellte.
    Anita hatte schon häufiger miterlebt, dass Touristen Magen- und Darmbeschwerden bekamen; auch eine Lebensmittelvergiftung kam hin und wieder vor, aber Moritz hatte es ungemein übel erwischt. Sie sorgte dafür, dass er ins Krankenhaus kam, wo er tagelang kaum ansprechbar war. Dann ging es allmählich wieder bergauf. Er war nicht mehr ganz so bleich, und er freute sich, sie zu sehen, nicht nur weil sie daran dachte, ihm seine Post mitzubringen, darunter auch ausgedruckte Mails. Eine Nachricht von einem Freund schien ihn erst zu erstaunen, dann nachdenklich zu stimmen und schließlich regelrecht zu beglücken. Anita konnte sich noch genau an seinen Gesichtsausdruck erinnern. Bevor sie ging, bat Moritz sie, seinem Freund in Berlin telefonisch von seiner Erkrankung zu berichten, ihm zu bestellen, dass er bald von ihm hören würde, und einige bereits fertig verpackte Sendungen zur Post zu bringen. Sie versprach ihm, sich sofort darum zu kümmern.
    Drei Tage später war er tot. Akutes Herz- und Kreislaufversagen. Da sie nicht zur Familie gehörte, konnte Anita froh sein, überhaupt eine Auskunft zu erhalten. Ein junger übernächtigter Assistenzarzt erbarmte sich schließlich ihrer entsetzt fragenden Augen und bat sie, dafür im Gegenzug Kontakt mit der Familie in Deutschland aufzunehmen. Kurz darauf begleitete eine Krankenschwester sie zum Parkplatz und deutete unter dem Mantel der Verschwiegenheit an, dass Moritz unter Umständen ein falsches Medikament bekommen haben könnte. Aber die Schwester schien ihr nicht besonders vertrauenswürdig – eher ein Tratschweib, das sich wichtig machen wollte. Als sie am gleichen Tag in Moritz Haus nach dem Rechten sah und Spuren eines Einbruchs bemerkte, gab ihr der Hinweis jedoch zu denken.
    Es waren nur Kleinigkeiten, die wohl kaum jemandem aufgefallen wären, aber Anita war aufmerksam und hatte ein geschultes Auge. Sie wusste, ob ein Fenster angelehnt gewesen war oder nicht, der Bürostuhl auf eine andere Höhe eingestellt und der Inhalt von
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