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Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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    Erst von dem Zeitpunkt an, da Rex Harder den typischen Ruck vermisste, der das Auslösen der dritten Raketenstufe begleiten sollte, stand für ihn mit unumstößlicher Gewissheit fest, dass er in wenigen Stunden sterben würde.
    Dabei war er schon jetzt ein toter Mann.
    Er sah zwar noch das helle Glimmen der sich rasch von ihm entfernenden Erde, hörte das Kreischen der Turbopumpen, die sich vergeblich bemühten, das Arbeitsmedium in die Brennkammern zu spritzen, und spürte die verzweifelten Bemühungen der Männer des technischen Bodenpersonals, aber das alles drang nur noch aus dem Unterbewusstsein in sein Hirn und wurde vom Verstand nicht voll erfasst.
    Nur eines stand fest: Er würde die Kreisbahn um den Mond nicht erreichen, sondern um etliche tausend Kilometer daran vorbeischießen.
    Dabei hatte alles so logisch, so unfehlbar geklungen, was man ihm vor dem Start mitgeteilt hatte.
    Ray Conning hatte ihm auf die Schulter geklopft, freundlich gelächelt und beruhigend genickt.
    »Es kann gar nichts schiefgehen, mein Junge. Die Automatik bringt Sie in die Kreisbahn um den Mond und nach vierzehn Umrundungen auch wieder heraus. Während die Kamera automatisch fotografiert, haben Sie nichts weiter zu tun, als den stillen Beobachter zu spielen. Natürlich müssen Sie den Tank mit den Bauelementen im Maare Imbrium abwerfen, damit es Ihr Nachfolger, der dort landen soll, einmal leichter hat, aber das werden Sie kaum als anstrengende Arbeit bezeichnen können. Nur ein kleiner Druck auf einen Hebel, weiter nichts.«
    Während Harder über die letzten Worte nachsann, flog er in den sicheren Tod.
    Er wusste auch schon, wie dieser Tod für ihn aussehen würde: beginnender Sauerstoffmangel, leichtes Schwindelgefühl, und dann …
    Rex Harder war nicht der Mann , der sich hilflos und apathisch in eine noch so ausweglose Situation ergab. Die harte Schulung bei der Space Force hatte ihm sogar geholfen, den Selbsterhaltungstrieb in gewissen Lagen konsequent zu verleugnen.
    Wie weit lag die Ausbildung jetzt eigentlich scho n zurück – Jahre, Wochen oder Tage?
    Er schrak auf. Aus dem kleinen Funkgerät drang ein leiser Summton, das Letzte , was ihn noch mit der Erde verband, ein winziger dünner Faden. Bald würde auch der reißen und dann begann sein Sturz in die Unendlichkeit, aus der es keine Rückkehr gab.
    » Cape Canaveral an Ranger 18! Eine kleine Panne ist eingetreten. Für Sie besteht jedoch vorläufig kein Grund, beunruhigt zu sein …«
    Rex lachte kurz und trocken auf. Sie sollten doch zugeben, dachte er, dass die Kapsel ihrer Kontrolle entglitten war.
    »Die dritte Stufe hat nicht vorschriftsmäßig gezündet. Wir werden versuchen, Ihren Kurs zu korrigieren und über Funk eine Nachzündung zu veranlassen. Haben Sie uns verstanden?«
    Rex wunderte sich über seine eigene Stimme, die seltsam hohl und unbeteiligt klang. Schnell drückte er den kleinen Knopf ein.
    »Ja, ich habe verstanden«, antwortete er. Er wollte noch etwas hinzufügen, unterließ es dann aber, denn ein Gefühl, für das er keine nähere Bezeichnung fand, übermannte ihn.
    So lehnte er sich zurück, so gut das in der mit Instrumenten und Geräten vollgestopften Kapsel möglich war, und wartete auf ein Wunder.
    Ranger 18 aber raste weiter, beschleunigt von der längst abgeworfenen zweiten Stufe, die nun schon auf der Erde aufgeschlagen sein musste. Eine Zeitlang tat Rex Harder gar nichts, er dachte nicht einmal nach. Eine Art gleichgültiger Sturheit hielt ihn umfangen, während die Kapsel hinaus in die schweigende Unendlichkeit schoss.
    Ewigkeiten später hörte er wieder die Stimme von der fernen Erde. Conning sprach, und die Worte schienen wie in Watte gepackt zu sein.
    »Kein Grund zur Besorgnis, Harder. Noch haben Sie ja die Ersatzstufe, die Sie wieder zurück zur Erde bringen wird. Theoretisch kann gar nichts schiefgehen.«
    Natürlich nicht, dachte Harder entsagungsvoll. Theoretisch ging nie etwas schief. Da war noch die Ersatzstufe, aber …
    Er entsann sich, dass die Rückkehrstufe, die ihn nach zwei Tagen wieder in den Orbit um die Erde bringen s ollte, nach einem mathematisch exakten Plan funktionierte. Eine Zeitschaltung würde den Impuls erst dann auslösen, wenn so und so viel Stunden verstrichen waren.
    Triumph der Technik! Sie regierte alles. Dem Menschen blieb nur der Verstand , der ihm sagte, dass es keine Versager geben durfte – und das hilflose Zuschauen.
    Während die Kapsel mit der noch befestigten
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