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Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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Kann das stimmen?«
    Haymes ging vorerst nicht auf die Frage ein. Immerhin klang seine Stimme erleichtert.
    »Gott sei Dank, Harder. Wir hatten befürchtet …«
    »Ich weiß. Die Absprengung werden Sie aber vermutlich nur ganz schwach hören, die Gründe dafür kennen Sie selbst.« Nach kurzer Pause setzte er hinzu: »Vakuum leitet bekanntlich keinen Schall. Wie weit bin ich zurzeit von der Erde entfernt?«
    »Fast genau dreihundertsechsundneunzigtausend Kilometer. Sie sind also schon zwölftausend Kilometer über die Mondbahn hinausgeschossen.«
    »Und in jeder Stunde werden es rund vierzigtausend Kilometer mehr. Sind Sie schon mal so schnell geflogen, Haymes?`
    Als nur ein verlegenes Räuspern ertönte, fuhr er im Plauderton fort: »Verdammt schnell, kann ich Ihnen sagen. Aber man gewöhnt sich ziemlich rasch daran. Denn selbst bei diesem höllischen Tempo verschieben sich die einzelnen Sterne nicht. Sie kleben wie Diamanten auf einem schwarzen Samtkissen. Im Übrigen habe ich hier einen fantastischen Ausblick.«
    »Harder, ich bitte Sie inständig: Hören Sie mit Ihren defätistischen Redewendungen auf. Ich weiß, genau wie Ihnen zumute ist, aber ich kann Ihnen doch nicht helfen, so gern ich das möchte. Wir hier unten sind in die Rolle der hilflosen Zuschauer gedrängt worden, manche mögen vielleicht echte Sensationslust dabei empfinden. Sie werden wissen, wie es ist, wenn man helfen möchte und dazu unter gewissen Umständen nicht in der Lage ist.«
    Harder lächelte in die Aufnahmelinse der Kamera. Er war sich nicht sicher, ob ihn jemand sehen konnte.
    »Habe ich Ihnen einen Vorwurf gemacht, Haymes – Ihnen oder jemand anderem? Fast jede Pionierleistung fordert ihre Opfer, das ist nichts als eine alte Erfahrung, die sich wieder einmal bestätigt hat.«
    Als Harders Hand langsam am Körper hoch kroch, griff Haymes Halt suchend um sich. Mit blutleerem Gesicht starrte er auf den Bildschirm.
    Nichts. Der Astronaut musste es sich noch einmal überlegt haben. Auf Haymes Stirn erschienen feine Schweißperlen, die er vergeblich mit einem weißen Taschentuch abzutrocknen versuchte.
    Nur die wenigsten Menschen ahnten, welche Tragödie sich in Wirklichkeit dort oben abspielte. Verschiedenes hatte man den Reden entnehmen können, aber durch die mehrmaligen Ausblendungen der Übertragungs-Akustik fehlte dem Gesamtbild doch ein beträchtlicher Teil.
    Die Experten zermarterten sich die Köpfe nach einem Ausweg. Ein Team hoch qualifizierter Wissenschaftler begann fieberhaft zu errechnen, zu planen und zu kalkulieren. Es gab keinen Ausweg.
    Der Astronaut Rex Harder war zum Tode verurteilt, niemand vermochte ihm mehr zu helfen.
    Diese fraglos feststehende Tatsache ließ sich vor den Augen der Welt nicht lange verheimlichen. Die erste Fahrt zum Mond war von den USA in allen Zeitungen angekündigt worden, Life-Sendungen waren angelaufen und der Start-Termin bekannt gegeben worden.
    Und nun flog Rex Harder nach dem geglückten Abschuss einer aussichtslosen Situation entgegen. Es war eine Fahrt in den Tod, wie sie hoffnungsloser nicht sein konnte.
    Haymes wischte sich erneut die Schweißperlen von der Stirn. Der zur Korpulenz neigende Mann war einem Zusammenbruch nahe. Er würde von seinen Vorgesetzten allerlei zu hören bekommen. Aber das war ihm gleichgültig. Er bedauerte nur den einsamen Mann, der in seiner engen Kapsel saß und seinen letzten Minuten entgegen flog.
    Wenn er nur etwas tun könnte. Ach ja, Harder hatte sich nach der Sauerstoffanlage erkundigt.
    »Sie sprachen vorhin von den Druckflaschen, Harder«, meldete er sich erneut. »Die Tanks sind randvoll, zudem steht ein separater Überdruck-Tank unter Ihrem Sitz, der sich automatisch einschaltet, sobald die Luft auf einen kritischen Grenzwert absinkt. Der andere Tank kann nach unseren Berechnungen aber erst zu einem Achtel geleert sein. Beruhigt Sie das etwas?«
    »Und wie.« Harder lachte. Er tat es rau und krächzend. Das besagte mehr als alle Worte. »Ich verstehe nur nicht, warum die Regler dann Verlustwerte anzeigen. Vielleicht war der hohe Andruck daran schuld.«
    »Ja, das wird es sein«, sagte Haymes erleichtert. »Bestimmt ist es so. Die Geräte sind zwar in der Zentrifuge alle bei zwanzig Gravos getestet worden, doch in den Simulator-Kammern sieht sich alles immer besser an, als es später die Praxis zeigt. Lassen Sie sich durch die Instrumente nicht täuschen, versuchen Sie, in ständiger Wiederholung die Korrekturdüsen zu zünden, auch wenn Ihnen diese
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