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Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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Seelenmassage. Und von schwerfallen kann keine Rede sein. Sie vergessen offensichtlich, dass ich die Einstiegsluke absprengen kann. Der Sprengsatz wird bestimmt nicht versagen.«
    »Hören Sie um Gottes willen auf, Mensch. So kann doch niemand reden.«
    »Natürlich nicht, Haymes«, erwiderte Harder beruhigend. »Blenden Sie jetzt den Ton wieder ein und sagen Sie mir, wie weit ich mich von der Erde entfernt habe, okay?«
    »Sie haben Nerven«, murrte Haymes.
    »Die braucht man auch, wenn man auf die große Reise geht«, kam die trockene Erwiderung.
    Zehn Sekunden später war der Ton wieder eingeblendet. Millionen Augenpaare verfolgten gespannt, was sich weiter in der engen Kapsel von Ranger 18 tat, denn eben begann die optische Einblendung.
    Und dort tat sich gerade etwas Entscheidendes.
    Als Haymes die Daten durchgeben wollte, erscholl aus den Lautsprechern ein infernalisches Krachen. Die Tonaufzeichnung durchlief über die Kontrollsammelschaltungen sämtliche Televisions-Stationen der Erde. Gleichzeitig verblasste das Fernsehbild.
    Haymes sank mit einem Ächzen in den Sessel. Harder hatte seinen angekündigten Selbstmord tatsächlich wahr gemacht.
    Mit bleichem Gesicht sah der Chef des LUNA-Unternehmens auf seine engsten Mitarbeiter. Einer von ihnen deutete erregt auf eine Aufzeichnungsspule.
    Was war geschehen?
    Rex Harder hatte sich nach vorn gelehnt, um durch das Mikrofon deutlicher verstanden zu werden. Zwangsläufig berührte dabei sein rechtes Knie etwas heftig die untere Einfassung des schwarzen Kastens.
    Die kleine Erschütterung von der Unterseite genügte, das Aktivierungs-Relais zur dritten Stufe auszulösen.
    Mit einem leisen Klicken schloss sich der Stromkreis. Im selben Augenblick kam das grelle Fauchen der Turbopumpen durch, die mit der Einspritzung der Stützmasse begannen.
    Die dritte Stufe hatte gezündet!
    Harder wurde von der unerwartet einsetzenden Beschleunigungswucht nach hinten gerissen. Sein Körper presste sich hart und ruckartig in das pneumatische Polster.
    Andruckswerte von sechs bis sieben Gravos drückten ihm die Lungenflügel zusammen und jagten ihm die restliche Atemluft aus dem weit offenen Mund.
    Unter normalen Umständen sollte die dritte, unterteilte Stufe genau vierzehn Sekunden lang zünden, dann wurde automatisch die Treibstoffzufuhr zum Brennkammer-System blockiert.
    Aber der Fehler hatte es in sich, dabei war es weiter nichts als eine unglückselige Verkettung von Zufällen, eine verhängnisvolle Serien-Reaktion.
    Die dritte Stufe brannte achtundzwanzig Sekunden lang. Danach löste die Abwurf-Automatik den leer gebrannten Körper aus.
    Da die Stufe aber dieselbe Geschwindigkeit wie die Kapsel hatte und hier im All jegliches hemmende Medium fehlte, trieb der schwarz verbrannte Raketenkörper wenige Meter hinter der Kapsel her.
    Ranger 18 wurde auf zweiundvierzigtausend Stundenkilometer beschleunigt. Mit unwahrscheinlich anmutendem Tempo schoss er rechts am Mond vorbei.
    Harder versuchte, durch Anspannen der Körpermuskulatur den gewaltigen Andruck wenigstens teilweise zu neutralisieren. Dass daraus nichts wurde, merkte er an der Atemluft, die immer knapper wurde. Dabei war es nur die Lunge, die nicht mehr einwandfrei arbeitete.
    Vergeblich versuchte er Luft zu holen, verdrängte das Gefühl heller Panik und zerrte an den Gurten, um sich zu befreien. Aber seine Glieder waren wie Blei, nicht einmal die Hand ließ sich heben. Rote Kreise tanzten vor seinen Augen, auch als er sie für einen Moment schloss, verschwanden die Feuerräder und Ringe nicht.
    Sein Geist drohte abzusinken in das Meer des Vergessens, doch noch war da ein winziger Funke, der machtvoll an seinen Selbsterhaltungstrieb appellierte.
    Nach Ewigkeiten konnte Rex Harder wieder klar denken. Sein Körper hatte sich den wilden Andruckskräften teilweise ange passt. Er bewegte die Lippen und stammelte ein paar zusammenhanglose Worte. Ein dünner Blutfaden sickerte aus seinem Mund, er schmeckte widerlich süß. Harder hatte sich mit verkrampften Zähnen auf die Zunge gebissen, als der Schmerz einsetzte.
    Lange Zeit später erst gelang es ihm, sich wieder zu melden. Dur ch den Lautsprecher vernahm er Haymes befreites Aufatmen, es klang, als stünde der Leiter des LUNA-Projekts dicht neben ihm.
    »Hier spricht Harder«, rang er sich mühsam ab. »Das, was Sie vorhin gehört haben, war die dritte Stufe, die jetzt restlos ausgebrannt ist. Ich sehe eben, dass die Sauerstoff-Tanks nur noch zu einem Drittel gefüllt sind.
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