Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Er richtete sich auf. Dabei versuchte er, sich an seinen eigenen Namen zu erinnern, als wollte er kurz vor seinem Ende noch einmal Rückschau halten.
    Wie er richtig hieß, wusste er nicht. Alle nannten ihn Sarge, weil er einmal Soldat gewesen.
    Sarge kam von Sergeant…
    Davon konnte er nur noch träumen. Himmel, waren das Zeiten gewesen! Nicht zu vergleichen mit denen jetzt.
    Winter in London. Schnee, Eis, Kälte. Natürlich auch in diesem alten Bau. Irgendwann im Laufe des Jahres sollte er abgerissen werden. Damit war den Berbern, so nannten sie sich, das Zuhause genommen worden. Noch stand das Krankenhaus mit all seinen negativen Eigenschaften. Mit Fenstern ohne Scheiben, die in den von ihnen bewohnten Räumen nur notdürftig durch Pappe ersetzt worden waren.
    Die Kälte war nicht aufzuhalten. Sie kroch durch alle Wände, durch den Boden, durch jede Spalte, aber sie vernichtete das Ungeziefer, das war der Vorteil.
    Einen Schlafsack besaß Sarge nicht. Der war ihm gestohlen worden. Wenn er schlief, rollte er sich in den dicken, langen Militärmantel ein. Die Matratze strahlte eine Kälte aus, als wäre ihr Innerstes mit Eis gefüllt worden.
    Er stand auf.
    Das heißt, zunächst versuchte er es, und es war mehr als schwierig, da er durch das stundenlange Liegen steif geworden war. Er musste weg. In diesem verdammten Raum fühlte er sich wie in einer Gefängniszelle. Auch wenn er die anderen störte, es war besser, zu ihnen zu gehen und sie zu warnen. In den letzten beiden Wochen hatte es zwar keine Toten gegeben, was aber nicht hieß, dass der unbekannte Killer aufgehört hatte.
    Der Matratze schräg gegenüber lag die Tür. Ein rechteckiges Loch in der Wand, mehr nicht. Als Schatten nur zu sehen, etwas heller als die Mauern.
    Und die Schritte blieben…
    Sie schleiften irgendwo durch einen der Gänge. Der Schall trug hier weit, und er führte die Menschen auch in verkehrte Richtungen. Sie wussten nie, woher die anderen kamen, welche Richtung sie nahmen. Hörte er das Geräusch der Schritte nun von rechts oder links? Manchmal kam es ihm vor, als würden sie von oben kommen.
    Er stand auf. Sein Körper war durch das lange Liegen steif geworden. Die Kälte sorgte zudem dafür, dass er sich vorkam, als würde Eiswasser durch seine Adern rinnen, kein Blut. Sein Nacken war angespannt, die Haut kaum zu spüren. Sie schien eingefroren zu sein. Als er den ersten Schritt ging, knackte es in den Gelenken.
    Er duckte sich, wirkte für einen Moment wie bereit zum Sprung. Er wollte still sein, was er nicht schaffte, denn plötzlich begann er zu zittern, die Zähne schlugen zusammen.
    Das Geräusch kam ihm überlaut vor.
    Sarge schlief nur in seinen Schuhen. Es waren die hohen geschnürten Wintertreter, er hatte sie erst vor drei Wochen »besorgt«. Aus einem Außenständer an einem Schuhgeschäft.
    Bis zur Tür schaffte er es. Am Mauerwerk hielt er sich fest und drückte seinen Kopf vor.
    Da das Geräusch der Schritte verstummt war, hörte er nur seinen eigenen Atem. Unmotiviert fing er an zu lachen. Er dachte daran, sich alles eingebildet zu haben, einem schlechten Traum zum Opfer gefallen zu sein. Trotzdem blieb ein Rest von Zweifeln.
    Sarge hob die Schultern an, drückte den Kopf vor und schaute um die Türecke nach rechts. Es war ihm egal, aus welcher Richtung die Schritte aufgeklungen waren, wenn, dann musste sich die Person in dem schmalen Gang aufhalten.
    Aber da war sie nicht.
    Der Himmel draußen war glatt und wolkenlos. So konnten die Gestirne ihr Licht verteilen. Zu ihnen gehörte auch der Mond. Durch mehrere Öffnungen am Gang fiel ein bleicher Schimmer, der sich wie heller Staub verteilte und sich auf dem Untergrund abmalte.
    Keine Gestalt…
    Sarge schluckte und atmete gleichzeitig auf. Er wischte sich über seine Stirn.
    Er konnte wählen.
    Entweder ging er zu den anderen und sagte ihnen Bescheid oder aber er legte sich wieder hin.
    Nein, schlafen würde er kaum noch können. Eine Uhr besaß er nicht, er verließ sich auf sein Gefühl.
    Das sagte ihm, dass die dritte Morgenstunde angebrochen war.
    Eine Zeit des Tiefschlafs.
    Sarge zog die Nase hoch. Noch stand er in seiner Bude. Das änderte sich wenige Sekunden später, als er den schmalen Gang betreten hatte. Vor langer Zeit einmal musste er mal sauber gewesen sein.
    Davon war nichts mehr zu spüren.
    Überall lagen Dreck, Geröll und Kalk. Von der Decke waren die Brocken gefallen oder aus den Wänden herausgebrochen worden.
    Dazwischen rosteten verbogene
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher