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Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs

Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs

Titel: Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
Autoren: L Wolf
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sie gerade mal fünfunddreißig.
    Kerstin lebte mit ihren Kindern in einem schnuckeligen Häuschen mit Garten, das sie sich nach der Trennung von ihrem Mann weiterhin hatte leisten können, weil ihre Eltern zur Finanzierung erheblich beigesteuert hatten und sie in einem gut gehenden Zahntechniklabor überdurchschnittlich verdiente. Patrick hatte den Kindern einen Fonds für deren Ausbildung hinterlassen und schon vor Jahren eine üppige Lebensversicherung abgeschlossen. Geldsorgen hatte sie glücklicherweise keine. Wenigstens etwas.
    Tessy schob ihr Fahrrad in den Garten und ging ums Haus herum. Kerstin saß auf der Terrasse. Ihre sonst beim kleinsten Sonnenstrahl aufblitzenden Sommersprossen waren in dem bleichen Gesicht kaum auszumachen. Tessy drückte ihr einen Begrüßungskuss auf die Wange und ließ sich in den zweiten Stuhl fallen. Auf dem kleinen Tisch zwischen ihnen stand das obligatorische Kaffeegeschirr, außerdem Saft und Wasser. Tessy bediente sich unaufgefordert.
    „Die Kinder sind bei einer Theateraufführung in der Schule“, erklärte Kerstin. „Ich konnte sie dazu überreden.“
    „Gute Idee“, kommentierte Tessy. „Was wolltest du mir am Telefon nicht sagen?“, schob sie kurz darauf hinterher.
    „Ich war vorhin noch mal bei der Kripo und habe mit dem Hanter gesprochen.“
    „Und? Gibt es was Neues?“
    Kerstin räusperte sich. „Wie man es nimmt … Sie werden das Ermittlungsverfahren einstellen.“
    Damit war zu rechnen gewesen, dachte Tessy.
    „Einstellen müssen“, fuhr Kerstin fort. „Es gibt nach wie vor keinerlei Anzeichen für ein Verbrechen oder Spuren von Fremdeinwirkung. Dafür steht inzwischen endgültig fest, dass Patrick soviel Schlaftabletten geschluckt hatte, dass sie von einem Suizid ausgehen. Man nimmt ja nicht aus Versehen soviel Tabletten, meint Hanter.“
    „Ja, schon, aber …“
    Kerstin winkte ab. „Der Gerichtsmediziner meint, dass die Menge Schlaftabletten, die Patrick intus hatte, durchaus unmittelbar zum Tod führen kann, aber nicht zwingend muss. Es gibt Leute, die eine solche Dosis überleben beziehungsweise sich sogar selbst hochrappeln. Er hält es demnach für möglich, dass Patrick in der Wohnung umherirrte und schließlich auf dem Balkon landete. Unter Umständen ist er dort gestolpert und dann unglücklich über die Brüstung gestürzt. Eine andere Variante wird allerdings für wesentlich wahrscheinlicher gehalten: Er hat sich hinabgestürzt, weil ihm klar wurde, dass die Tabletten nicht für einen Suizid reichten.“
    Tessy atmete tief durch. „Patrick hat also nach Ansicht der Polizei beschlossen, seinem Leben ein Ende zu bereiten, weil man ihn der Untreue überführt hatte? Beweis: geklaute Firmenunterlagen und gelöschte Daten.“
    „Genau. Sie gehen nach verschiedenen Gesprächen jetzt sogar von erheblichen firmeninternen Konflikten aus, die ganz und gar nicht ausgeräumt waren – oder nur auf den ersten Blick. Es spricht sehr viel dafür, dass Patrick, als klar war, dass Maren Wildorn den begehrten Job bekommt, seinen Abschied bei BORMAN gut vorbereitet und Material beiseite geschafft hat. Dabei waren die Akten, die man bei ihm fand, unter Umständen nur die Spitze des Eisberges und wichtiges Datenmaterial befand sich auf dem PC“, erläuterte sie in zunehmend leiserem Tonfall. „Scheiße“, flüsterte sie plötzlich. „Patrick. Das soll mein Patrick gewesen sein? Glaubst du, dass er zu solchen Dingen fähig war?“
    Nein, das glaubte Tessy nicht. Aber für die Polizei sah es ganz danach aus, als ob die anfänglichen Verdachtsmomente inzwischen durch eindeutige Beweise untermauert worden wären. 
    Tessy schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Irgendwas ist an der Geschichte faul, und das sage ich nicht, um dir nach dem Mund zu reden. Was genau soll denn passiert sein, nachdem Patrick mit seinem Aktenklau aufgeflogen ist? Die Wildorn hat ihn freundlich zum Kaffeeplausch gebeten und ihm auf den Kopf zugesagt, dass man den Diebstahl bemerkt hatte. Okay, und dann?“
    Kerstin sah sie schweigend an.
    „Patrick mutiert plötzlich zum gebrochenen Mann, der kaum noch alleine nach Hause findet? Ist diese Reaktion nicht ein bisschen heftig?“
    Kerstin nickte. „Zumindest wurde es so beobachtet.“
    Tessy kratzte sich im Nacken. „Na schön, und weiter? Die hilfsbereite ehemalige Vorgesetzte bringt den schwächelnden Ex-Mitarbeiter freundlicherweise heim. Dort tilgt Patrick alle Spuren von seinem PC, während die BORMAN-Akten liegen bleiben.
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