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Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus

Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus

Titel: Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus
Autoren: Stephan Peters
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Lederfesseln hatten sich in sein Fleisch hinein gefressen, und seine Augen traten aus den Höhlen vor Furcht und Schmerz. Speichel floss aus seinem Mund. Er sah nach unten. „Jetzt wirst du gefickt, mein Lieber. Bist du schon mal von drei Bullen gefickt worden?“ Die beiden anderen lachten schrill.
    „Bravo! Weiter so! Macht ihn fertig“, rief der Alte aus dem dritten Stock. „Da sage einer, unsere Polizei taugt zu nix.“ Er setzte eine Flasche Korn an. Aus seinem Wohnzimmer waren die Fischerchöre zu hören: Dort unter Linden, wo wir uns finden, zur Abendzeit. Der Alte rülpste und rieb sich die Hose.
    „Und nun der Showdown“, flüsterte der Verschmierte leise. Ehrfürchtig gingen die drei gut zwei Meter zurück, zogen die Pistolen und schossen die Magazine leer, aber keine der Kugeln traf, sondern knallten sirrend ins morsche Mauerwerk.
    „He, könnt ihr nicht verschwinden?“ schrie der Bullenchef in Richtung Nachbarn. „Ich komme mir vor wie bei Big Brother!“ Vor Kurts Augen wurde es schwarz. Er konnte nur noch Julia hören, und als er hörte, was sie zu ihm sagte, glaubte er, bereits tot zu sein.
    Nein, Julia sagte nichts, sie sang:
    „I sing a Lied für dich, und dann fragst du mich …“ von Andreas Gabalier...“
    Die drei Cops schlossen sich in einem Chor an.
    Kurt hörte wieder ein entsetzliches Knallen, zuckte wieder in Todesangst zusammen. Aber diesmal war es ein Sektkorken. Julia und die Männer riefen: „Happy birthday, lieber Kurti, happy birthday to you!“ Sie sangen schräg mit falschen Betonungen.
    Kurts Körper schien Rock’n Roll zu tanzen. „Soll das eine Geburtstagsüberraschung sein?“ gab er gezwungen lächelnd von sich. Der Alte vom dritten Stock drehte das Lied von Andreas Gabalier lauter und trommelte mit den Fäusten auf seine Blumenkästen. Dabei gingen vier Stiefmütterchen drauf. „Hier, ich belebe euch wieder zum Leben“, lallte er und goss den restlichen Korn über die Pflanzen. Zum Schluss kippte er besoffen nach hinten.
    Seine beiden Nachbarinnen lachten sich halbtot. Eine spielte an ihren Brustwarzen.
    „Jungs, das war echt suuuper“, meinte er anerkennend. „Wisst ihr was? Ich lade euch dafür bei mir zuhause ein. Es gibt Gin-tonig, dann gucken wir uns alle Dirty Harry-Filme an.“ Bloß keine Kochsendungen. Die sind auch etwas für verkappte Schwule!“ Danach sangen alle Nachbarn das übliche Geburtstagsständchen und holperten anschließend in ihre Wohnungen zurück.
    „Nun kommt die große Geburtstagsüberraschung“, meinte Julia mit großen, verschlagenen Kinderaugen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Kurt einen Kuss. Ihre Zunge glitt wie eine Schlange zwischen seine beinahe weißen Lippen. „He, Kurt, warum sollst immer nur du auf geile Ideen kommen? Heute hab ich mir mal was einfallen lassen; wegen der Quote und so. Die drei Männer sind übrigens aus dem Fetischclub Hard and Heavy. Hey, boys, wollt ihr mal zum Dank für eure Bemühungen was Geiles sehen?“ Die drei nickten automatisch, wobei ihnen der Sekt aus den Mündern tropfte.
    „Jetzt geht’s los mit der Überraschung“, meinte sie, öffnete dem immer noch etwas zappelnden Kurt die schweißnasse Hose. „Hey, Kurt, lass Mami nur machen, ich weiß doch genau, auf was du stehst. Und deine Nummer mit der Herdplatte vorhin war auch nicht ohne. Okay, und nun: Action!!“ Die Polizisten gossen nochmals Sekt in Plastikbecher, gaben zuerst dem erschöpften Kurt, dann Julia, zum Schluss sich selbst zu trinken. „Nix für ungut“, meinte Cop Nummer zwei. „Ich wäre stolz, eine solche Frau zu haben. Echt!“ Doch Kurt spürte nur noch Julias Zunge, über die perlender Champagner floss, die sich mit ihrem Speichel vereinigte. Glucksend und frohlockend gleichzeitig kam aus Kurts Kehle.
    „Ich muss erst Geburtstag haben, um dich kennenzulernen. O Gott, wie ist das – guuut“
    „Ich glaube“, sagte Mann Nummer zwei, „hier haben wir nix mehr verloren. Losbinden kann sie Kurt selber. Vielleicht haben wir zwei neue Mitglieder gewonnen? „ Doch sie sangen einfach: I sing a Lied für dich, und dann fragst du mich  … Und wackelten dabei mit den Hintern.
     
    Ende
     
     
    Der Ohrring
     
    Unser Gefängnis ist gar nicht so übel.
    Gutes Essen, gute Behandlung, natürlich vor allem durch mich, ich versuche, es den Leuten hier ganz angenehm zu machen. Besorge hintenrum das, was sie von vorneherein nicht bekommen, höre ihnen zu und bin angesehener als der Gefängnispfarrer. Als
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