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Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus

Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus

Titel: Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus
Autoren: Stephan Peters
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seiner gesamten Willenskraft gelang es ihm, nicht zwischen ihre festen Schenkel zu starren. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und sie lächelte wie eine Tigerin. Manchmal musste er auf den schmalen, bräunlichen Hautstreifen blicken, der zwischen ihrem Rocksaum und dem viel zu engen, weißen Top wie eine Landzunge vor Bali hindurchschien.
    Sie erinnerten an die Sonne, die ununterbrochen aufging und Kakadus in dem ewig blauen Himmel flogen! Noch besser als auf dem Traumschiff, auf dem Roger Whittaker im Rollator steht und auf Deutsch Texte singt, die er selber nicht versteht.
    Gestern stammelte Jürgen: »Nancy, ich muss Ihnen was sagen. Ich - äh, mögen Sie mich? «
    Sie blickte ihn fragend an und legte den Kopf leicht zur Seite.
    »Natürlich mag ich Sie, sonst wäre ich nicht drei Jahre hier geblieben.
    Dieses allwissende Lächeln-, verdammt, wie ein Buddha.
    Ich, ich meine, mögen Sie mich vielleicht etwas mehr als Mann. Nicht nur als  Chef? (als Kartoffelkopf zum Beispiel, verdammt!). Und ich habe auch etwas Geld, etwas viel sogar! Das  meiste gehört natürlich meiner Frau, und sie will sich nicht scheiden lassen (verdammt, verdammt, verdammt), - und ...«
    Jürgen nahm Nancy zart am Arm und führte sie in sein Büro. Sie setzte sich ins quietschende Leder, schlüpfte geschmeidig aus dem rechten Schuh und setzte ihren Fuß auf, direkt neben ihrem Po. Dann legte sie ihren Ellbogen aufs Knie, das Kinn ruhte auf ihrer Hand.
    Nancys weißer, kurzer Rock floss wie ein Bergbach auf Bali zwischen ihren braungebrannten Schenkeln. Dann zündete sie sich eine Zigarette an.
    »Geben Sie mir bitte auch eine? « sagte Jürgen, der vor vier Jahren mit dem Rauchen aufgehört hatte.
     Lässig reichte sie ihm eine und gab ihm Feuer, wobei sich ihre Finger wie Schlangen ums Feuerzeug schlossen. Gierig sog er den Rauch ein und bekam prompt einen Hustenanfall.
    »Nancy, meine liebe Nancy. Sie und ich (mein Gott, wie blöd), also, ich sehe nicht gerade wie Brad Pitt aus (nein, eher wie Kartoffelkopf), aber ich bin etwas wohlhabend, wie ich schon sagte (solange ich mich nicht scheiden lasse, sondern Charlotte), aber eines Tages-, Sie verstehen, und in der Zwischenzeit könnten wir es uns auch recht angenehm machen .«
    Sie nickte leicht und wischte sich mit dem Handrücken ein paar blonde Strähnen aus dem schönen Gesicht. Ihre schweren Wimpern fielen wie ein exotischer Vorhang nach unten und bedeckten ihre Tigeraugen. Wie oft hatte er davon geträumt, mit ihr in der Badewanne zu liegen! Er probierte dabei das gesamte Kamasutra  aus, nahm Nancy von hinten, von vorne – und überhaupt. Aber leider hatte Jürgen am nächsten Tag einen Bandscheibenvorfall dritten Grades und wurde für sechs Wochen krankgeschrieben. Nun war er wieder in der Gegenwart und fragte sie:
    »Heißt das Ja? Sie sündigen und fliegen mit mir nach Bali? « (Ich muss mich schleunigst neu einkleiden, weg mit dem alten Müll). Wieder das kühle, abschätzende Lächeln von Nancy. Plötzlich fiel Jürgen ein, dass sie dreißig Jahre jünger war als er. Egal! Sie liebt reife Männer, mit Geist und Charisma! Am liebsten hätte er sie sofort auf seinem eigenen Stuhl vergewaltigt. Ich muss verrückt sein, völlig verrückt. Jetzt nur nichts kaputt machen, nicht jetzt). Doch nun sauste es wieder in seinen Ohren, ein hohes Piepsen, dann ein dunkles Dröhnen. Seinen HNO-Arzt sagte Jürgen mal: „Nach dem (wenigen) Sex höre ich immer ein Pfeifen im Ohr!“ Und Doktor Nell antwortete grinsend:
    „Haben Sie denn standing ovations erwartet?“
    Ein Geräusch, das echt weh tat, mit dem er sich seit drei Jahren herumschlagen musste. Dazu kam diese oberpeinliche Gleichgewichtsstörung, vor allem, wenn Nancys Brüste auf und ab wippten. Aber deshalb war er ja auch bei Dr. Nell gewesen.
    Dann sagte Nancy diese sieben magischen, herrlichen Worte:
     »Ich komme morgen zu dir und sündige! Am besten komme ich zu dir nach Hause, dann geht alles viel schneller! «
     Jürgen schnappte nach Luft. Keinerlei Diskussionen, kein für und wider, nichts Zickiges, wie bei Charlotte? Ich glaub`s einfach nicht!
    »Nancy, meine geliebte Nancy. Sie,  du machst mich unglaublich glücklich! Und irgendwann ziehen  wir nach Bali und züchten Kakadus. Vielleicht nur für ein paar Monate. Es ist ein alter Kindertraum von mir. Nancy zuckte mit ihrem wunderschönen, vollen Mund und steckte sich eine neue Zigarette an. Und meinte lässig:
     »Wie ich schon sagte. Ich komme morgen zu dir
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