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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima
Autoren: Jo Zybell
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elf Minuten, meine Herren«, sagte Tartagnant. »Das Ultimatum läuft ab, eine Entscheidung muß her. Und zwar schnell.« Er blickte nach allen Seiten. Vor allem auf dem Primobersten ruhten seine Blicke erwartungsvoll. Schließlich räusperte er sich und nahm Haltung an. »Was mich betrifft, ich ordne mich den Anweisungen der ranghöchsten Offiziere an Bord unter.«
    »Ich scheiße auf Rang und Anweisungen!« Plutejo sprach nicht laut, aber seine Stimme füllte die Zentrale aus. »Wenn ihr abhauen wollt, haut ab. Aber mir gebt ihr vorher ein Beiboot, damit ich zu meiner Schwester fliegen kann.« Seine Kaumuskeln bebten, seine Fingerknöchel waren weiß, so fest ballte er die Fäuste.
    Die Entfernung zur LAURIN betrug seit Stunden konstante 0,76 Millionen Kilometer. Mit acht Prozent Lichtgeschwindigkeit hielt sie Kurs auf die Umlaufbahn des Saturn, mit acht Prozent Lichtgeschwindigkeit folgte ihr die WYOMING. Ihr Ortungsreflex im VQ-Feld veränderte sich nicht.
    Die anderen Fremdschiffe – siebenunddreißig inzwischen – hielten zwar Abstand – 0,95 Millionen Kilometer –, stellten aber eine beständige Bedrohung dar. Sie waren aus dem Inneren des Systems aufgetaucht, und ihre Zahl nahm stündlich zu.
    »Ferròn hat eine Falle aufgestellt«, sagte Heinrich. »Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Dennoch will ich zu Subgeneral Merican Bergen. Wie der junge Herr Tigern unterliege auch ich keinerlei Weisungen von Flottenoffizieren. Ich bin einzig und allein an meine selbstgewählte Verantwortung für Merican Bergen gebunden. Wenn Sie also mit der WYOMING das Sol-System verlassen wollen, werde ich nicht mitfliegen. Für diesen Fall verlange ich ebenfalls einen Sparklancer, und zwar die JOHANN SEBASTIAN BACH 01.«
    Tartagnant zog die Brauen hoch. Sein Blick wanderte zu Dr. DuBonheur und Donna Kyrilla und von dem Paar zu den beiden Offizieren und schließlich zu dem Einäugigen mit dem Raben. »Amtlicherseits bin ich längst tot«, sagte Yaku. »Ich habe fast nichts zu verlieren – außer ein paar Freunden. Ich gehe also mit Plutejo.«
    »Es ist nicht meine Art, auf einmal eingeschlagenen Wegen umzukehren.« Nun ergriff Cludwich das Wort. »Gemeinsam mit meinem Kommandeur habe ich mich geweigert, Genna zu vernichten. Gemeinsam mit ihm bin ich fahnenflüchtig geworden, gemeinsam mit ihm werde ich sterben, wenn es sein muß.«
    Joseph Nigeryan räusperte sich. »An der Seite von Subgeneral Bergen und Ihnen, meine Herren, habe ich die RHEINGOLD gegen die Kalosaren verteidigt. Bis auf vierzehn Männer und Frauen ist meine gesamte Besatzung gefallen. Und diese vierzehn starben beim Angriff auf die EMS-Station am Nordpol von Triton oder gingen mit der RHEINGOLD im Feuer eines Schiffes von Terra Prima unter. Ich allein bin übriggeblieben. Möglicherweise würde es mir gut stehen, den Zerstörern meines Schiffes auf die Spur zu kommen, um Rechenschaft zu verlangen …« Der schwarze Primoberst senkte den Blick und betrachtete die Spitzen seiner Stiefel. »… allerdings fehlt mir dazu der Mut. Ich will auf der WYOMING bleiben und mit ihr das System verlassen.«
    »Ja, ja …« Gender DuBonheur fuhr sich über die Augen, als wollte er einen Schleier beiseite schieben. »Ja, das will ich eigentlich auch …«
    »Denke nach, Biggy.« Donna Kyrilla massierte fester. »Denke gründlich nach – du bist ein Höchstgeehrter , du hast ein Recht, dich auf Terra Prima niederzulassen.« Sie beugte sich an sein Ohr hinunter. »Du hast ein Recht dazu, verstehst du …?«
    »Ja, schon … trotzdem … ich will nach Hause …«
    Eine Zeitlang schwiegen alle. Niemand verspürte Lust, die Bordärztin an die Zustände auf Triton zu erinnern. Daran zum Beispiel, daß kein Höchstgeehrter Terra Prima je erreicht hatte; oder daran, daß deren Nachkommen und die Nachkommen ihrer Schiffsbesatzungen ihr Dasein auf einer lebensfeindlichen Welt fristen mußten; oder daran, daß ihre besten Sprößlinge Jahr für Jahr durch die gnadenlose Maschinerie des SPIELES getrieben wurden. Alle zogen es vor zu schweigen.
    Scharf sog Yaku die Luft durch die Nase ein. Im Sichtfeld funkelten Sternkonstellationen, die er nicht kannte, die keiner von ihnen kannte. Sie waren Fremde hier. Was hatten sie eigentlich zu schaffen mit diesem Sonnensystem? Was mit dem verbotenen Planeten?
    Nichts und alles , dachte Yaku. Nichts, weil er nicht viel mehr als ein Mythos war. Alles, weil sie Bürger der Galaktischen Republik Terra waren, und dort, tief im Inneren des
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