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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima
Autoren: Jo Zybell
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rötlichen Einsprengseln am türkisfarbenen Südpol des Triton.
    »Start perfekt!« platzte es aus Pipin Tartagnant heraus. »Tatsächlich kein elektromagnetisches Störungsfeld mehr!« Die Erleichterung strahlte dem Commodore aus allen Falten seines langen Gesichtes. »Wir haben es geschafft! Wir sind durch!«
    Jetzt erst machte Yaku sich klar, unter welchem Druck der Kommandant des Luxuskreuzers gestanden hatte, jetzt erst spürte er, unter welchem Druck er selbst gestanden hatte: Neun Tage zuvor war die WYOMING in exakt der gleichen Höhe manövrierunfähig dem Neptunmond entgegengestürzt, weil ein elektromagnetisches Feld sie umgeben hatte wie ein Spinnennetz ein Loch in einem Fenster.
    Vier Sparklancer waren zum Nordpol des Mondes geflogen und hatten den Hauptgenerator des EMG-Feldes zerstört. Zwei Piloten waren dabei gestorben, ein dritter – Plutejo Tigern – lag verletzt in der Klinikabteilung, und der vierte verharrte scheinbar reglos neben Tartagnant auf dem Kommandostand. Heinrich, der blaue Kunstmensch.
    »Den heiligen und überaus großzügigen Göttinnen der Dwingolangowars sei Dank!« Gender DuBonheur hockte neben Tartagnant auf dem Kommandostand. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Und jetzt?« Seine wulstige Unterlippe bebte. Er griff nach der Hand, die auf seiner Schulter lag, nach der großen, festen Hand Donna Kyrillas. Die Bordärztin stand hinter ihm. »Und jetzt, frage ich!« Seine Stimme drohte zu kippen. Es stand nicht zum besten um die Nerven des Höchstgeehrten .
    Niemand antwortete ihm. Donna Kyrilla schob ihren mächtigen Busen über seinen Schädel und begann DuBonheurs Schultern zu massieren. Der Kolkrabe Moses pickte an Tellims Ohrring herum. Yakubar Tellim schien es nicht zu bemerken. Er und Joseph Nigeryan beobachteten die Ortungsreflexe fremder Schiffe in der weiteren Umgebung des Neptun. Schon seit dem Start leuchteten sie im Hauptsichtfeld unter der Frontkuppel.
    Primoberst Cludwich saß im Navigationsstand und errechnete den Kurs jenes einen Schiffes, das eine halbe Stunde vor ihnen von Triton gestartet war. »Ich hätte mir gewünscht, diesem Schiff und seiner Besatzung nie wieder begegnen zu müssen«, sagte Heinrich, der Roboter aus blauem Titanglas. Ein vergeblicher Wunsch: Jetzt mußten sie der LAURIN sogar folgen, ihre Besatzung hatte drei Menschen verschleppt.
    Wer in der Zentrale nicht mit der unmittelbaren Bedienung der WYOMING beschäftigt war – und das war der weitaus größere Teil derer, die sich in ihr aufhielten –, bereitete sich und seiner Familie einen Schlafplatz aus Decken, Mänteln und Gepäckstücken, flüsterte mit seinem Nachbarn oder beobachtete ängstlich die Männer an den Schnittstellen des Bordhirns und unter der Frontkuppel.
    Die WYOMING war in der Biosphäre Tiborcohen gelandet, um Venus Tigern, Merican und Rotman Bergen sowie dessen Sippe an Bord zu nehmen. Die kleine Bergensippe hatte sich im hinteren Teil der Zentrale niedergelassen, auf der Galerie und auf der Wendeltreppe, die zu Ebene II hinunterführte. Keine sechzig Menschen einschließlich Eidmännern und Neugeborenen. Rotman Bergen jedoch, der älteste Sohn des verstorbenen Cayman Bergen, war nicht mit dabei. Ebensowenig wie sein Neffe Merican und Venus Tigern. Die drei waren an Bord jenes Omegaraumers verschleppt worden, den die WYOMING verfolgte; niemand wußte, ob sie noch lebten.
    »Was tun wir denn jetzt bloß, meine Herren?« DuBonheurs Blicke suchten Yaku Tellim und die beiden Primobersten Nigeryan und Cludwich. Alle drei gestandene Männer, alle drei abgebrühte Veteranen der Flotte, und doch wirkten sie ratlos und geschockt. Venus Tigern und Merican Bergen in Anna-Luna Ferròns Gewalt … Selbst Heinrich wirkte geschockt. Dabei war er doch nur ein Roboter aus blauem, kristallinem Titanglas. »Hören Sie, meine Verehrtesten!« DuBonheur hob seine tiefe Stimme. »Ich fragte Sie etwas …!«
    Donna Kyrilla legte von hinten beide Hände auf seine Brust. »Ganz ruhig, Biggy«, raunte ihre einschmeichelnde Altstimme. »Bleib einfach ganz entspannt, ja? Primoberst Cludwich und Primoberst Nigeryan werden schon wissen, was sie tun.« Sie lächelte beiden Männern zu, und beide beachteten es nicht.
    »Ich habe nicht den Eindruck, daß sie das wissen, Zuckerchen!« Die Stimme des Kolosses von Fat Wyoming schraubte sich in hysterische Höhen. »Mir will es eher scheinen, sie lassen die Dinge treiben …! Und wer sich treiben läßt, der treibt ins Unglück! Das hat schon mein
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