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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima
Autoren: Jo Zybell
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Visuquantenfeldes, ein Frauengesicht erschien in seinem Zentrum – schmal, kantig, und von herber Schönheit. Die Frau hatte kurzes, weißblondes Haar. Zweiundsechzig Augenpaare richteten sich auf sie.
    »General Ferròn«, stellte sie sich vor. »Ich will DuBonheur, Tellim und Tigern sprechen.«
    Mit Ellenbogen und Drohungen bahnte sich Plutejo einen Weg durch die Menge bis zum Kommandostand. Seite an Seite mit Yaku stieg er die drei Stufen hinauf. Yaku Tellim, einst Flottenangehöriger und aus Gewohnheit voller Respekt einem General gegenüber – Yaku zögerte. Selbst wenn er zuerst das Wort ergriffen hätte – Plutejo hätte es ihm abgeschnitten. »Ich will mit meiner Schwester sprechen!« forderte er.
    Der neunzehnjährige Tigern respektierte nur Menschen, die sich unter dem Eis von Genna bewährt oder unter ähnlichen Umständen ihre Würde bewahrt hatten. Tellim achtete er, weil er es gewagt hatte, eine amtliche Einladung zu seiner Entsorgung zu ignorieren. Vertreter von Regierungsinstanzen war er gewohnt als korrupt einzuordnen. Die GGS galt ihm sogar als kriminelle Organisation. Anders hatte er es nie gehört – von seinem Vater nicht und von keinem der Ältesten in der Sträflingskolonie unter dem Genna-Eis.
    »Es geht ihr gut«, sagte die Generalin knapp.
    »Ich will sie sprechen, bist du taub?«
    »Sofort, Bursche.« Die Frau im Sichtfeld hob den Kopf ein wenig und schob das Kinn nach vorn. »Erst einmal hörst du dir an, was ich zu sagen habe!« Ihre Augen glitzerten wie blaues Eis, ihre Gesichtszüge wurden noch um eine Spur härter.
    »Wenn du ihr ein Haar krümmen läßt, zerreiße ich dich mit bloßen Händen, verlaß dich drauf!« Plutejo hob seine kräftigen Pranken und schüttelte sie, wie andere ihre Waffen schüttelten, wenn sie Drohungen ausstießen.
    Anna-Luna Ferròn ging nicht darauf ein, sie lächelte nur eisig. »Wie ich gehört habe, wollen Sie nach Terra Prima, junger Mann. Und Sie angeblich auch, Tellim.« Der Einäugige nickte. »Nun, ich habe den Auftrag, Dr. DuBonheur, Subgeneral Merican Bergen, den Sieger des diesjährigen SPIELES, Rotman Bergen, und den entlaufenen Sträfling Venus …«
    »Was hat sie denn verbrochen?« Plutejo war außer sich. »Was haben wir denn verbrochen außer Kinder eines Mannes zu sein, den deine Häuptlinge absägen wollten? He, du! Sag es mir, du verdammte Schlampe …!«
    Yaku und Gender packten ihn an den Armen. »Ruhig jetzt«, zischte DuBonheur.
    »… und den entlaufenen Sträfling Venus Tigern auf den verbotenen Planeten zu bringen«, fuhr die Ferròn ungerührt fort. »Hier mein Angebot an Primoberst Joseph Nigeryan, Yakubar Tellim, Primoberst Sibyrian, an den Höchstgeehrten Dr. DuBonheur und den entlaufenen Sträfling Plutejo Tigern …«
    »Ich bin kein Sträfling!« Plutejo geriet außer sich. »Ich habe mir genommen, was mir zusteht: meine Freiheit! Du aber …!« Yaku rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen und zischte ihn an. Der Junge verstummte.
    »… sollten Sie noch immer Interesse an einem Besuch auf Terra Prima haben, kommen Sie einfach auf mein Schiff. Sie werden dort Venus Tigern und den Subgeneral treffen und mit ihnen nach Terra Prima reisen. Ich erwarte Ihre Antwort in spätestens einer Stunde …«
     
    *
     
    Schmerz zerrte ihr Bewußtsein aus der Dunkelheit, ein bohrender Schmerz in Kopf und Gliedern. Sie wagte erst nicht, die Augen zu öffnen, denn schon durch die geschlossenen Lider stach grelles Licht bis tief in ihre Augenhöhlen und stachelte die Kopfschmerzen noch weiter an. Sie fand sich halb liegend, halb sitzend auf einer Art Sessel. Ihre Füße hatten kaum Spielraum, ihre Arme konnte sie gar nicht bewegen.
    »Venus«, sagte eine Stimme. »Kannst du mich hören? Venus Tigern, komm endlich zu dir …«
    Die Stimme rief ihre Erinnerung wach: eine Suite auf der RUBICON, der verstorbene Cayman Bergen auf seinem Bett, seine Sippe schweigend oder weinend um das Sterbelager und Merican an einem Klavier, das sie auf seinen Wunsch herbeigeschleppt hatten …
    Irgendwann dann drangen sie ein: eine fettleibige Frau mit Waller Roschen und seinen Leuten. Keiner reagierte schnell genug. Sie trauerten, sie nahmen Abschied, sie erinnerten sich, sie lauschten der Musik – mit einem Überfall hatte niemand gerechnet.
    Erst schlugen sie Merican nieder, danach den Jungen, dessen Stimme eben gerufen hatte, und zuletzt Venus.
    Sie blinzelte, öffnete die Augen, schloß sie aber sofort wieder. »Wo sind wir?« Rotman Bergen. Ja, er war
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