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Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , Raimon Weber
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amüsiert stehen. Ein netter Anblick.
    Die Cheerleader stecken in kurzen hellgrünen Röcken und sind wirklich gut. Eine Rothaarige klettert geschickt auf die Schultern von zwei Kolleginnen und wedelt von dort freihändig mit ihren ebenfalls grünen Puscheln.
    Tina, eine Mitarbeiterin der Fluglinie, verharrt grinsend hinter ihrem Computermonitor. Ich gehe zu ihr.
    »Die Mannschaft hat ein wichtiges Spiel in Seattle«, sagt sie und muss ihre Stimme anheben, um gegen die Schlachtrufe der Mädchen anzukommen. »Sie sind seit einem halben Dutzend Spiele ungeschlagen.«
    Ich nicke zustimmend. Immer mehr Leute bleiben stehen und betrachten wohlwollend die geradezu akrobatische Darbietung der Cheerleader.
    Ich lasse meinen Blick über die Menge schweifen. Es liegt an meinem Job, dass ich in Menschenmengen immer auf der Hut bin. Irgendwer, irgendetwas fällt mir immer auf. Meistens entpuppt sich die Situation als harmlos. Ein scheinbar allein gelassenes Gepäckstück wird doch noch mitgenommen, und ein verdächtig aussehendes Individuum holt anstelle einer Waffe doch nur ein Handy oder ein Rolle Pfefferminzdrops aus der Jackentasche hervor.
    Dieses Mal fällt mir ein Mann auf. Groß, langer Regenmantel, Brille, üppiger Bauchansatz. In den Händen hält er eine winzige Digitalkamera. Er betrachtet die Mädchen mit einem Blick, den ich eindeutig als lüstern bezeichnen kann.
    Ich kenne diese Sorte. Immer auf der Sache nach einem »Motiv« für ihre ganz private Fotosammlung.
    Jetzt leckt sich der Typ beim Knipsen über die Lippen. Ich stelle fest, dass er eines der Mädchen ganz besonders ins Visier genommen hat. Sie ist klein und zierlich mit einem blonden Pferdeschwanz. Vermutlich passt sie genau in sein Beuteschema.
    Ich frage mich, ob irgendwann bei dem Kerl der Zeitpunkt kommt, wo ihm das Fotografieren nicht mehr ausreicht. Vielleicht hat er diese Grenze auch schon mal überschritten.
    Er ahnt nicht, dass ich an ihm dranbleiben werde. Zumindest so lange, wie er sich in meinem Terminal aufhält. Möglicherweise wird er, wenn sich die Gelegenheit bietet, die Kleine ansprechen und ihr sagen, wie toll er ihre Vorführung gefunden hat. Dann macht er ihr vor, er sei von einer Zeitung oder so. Er möchte sie gern mal allein fotografieren.
    Ich spüre, wie die Wut in mir aufsteigt. Langsam arbeite ich mich durch die Menge näher an ihn heran. Er bemerkt mich nicht. Zu sehr ist er mit seinem minderjährigen Motiv beschäftigt. Ich überlege, ob ich mir seinen Ausweis zeigen lassen soll.
    Dann ist die Vorstellung zu Ende. Die Footballmannschaft marschiert geschlossen zu ihrer Maschine, die Cheerleader stecken ihre hochroten Köpfe zusammen und kichern.
    Schmierbauch knipst eifrig und wagt sich näher. Eine ältere Frau schiebt sich an ihm vorbei. Er weicht zurück, lässt die Kamera verschwinden, und ich bin mir sicher, dass die Frau ihn angerempelt hat. Sie redet gut gelaunt mit den Mädchen und klopft ihnen lobend auf die Schultern. Dann scheucht sie die Cheerleader vor sich her und bildet mit ausgebreiteten Armen die Nachhut. Im Gehen wirft sie dem Mann mit der Kamera aber noch einen überaus unfreundlichen Blick zu.
    Sie wird eine Lehrerin sein. Eine gute dazu, wie ich anerkennend feststelle. Sie hat den Kerl im Regenmantel richtig eingeschätzt. Er ist ein mieser Spanner. Mindestens. Die Mädchen sind bei ihr sicher. Das steht außer Frage. Er riskiert ein Auge zu verlieren, wenn er sich auch nur auf Armlänge an eine ihrer Schülerinnen heranwagt.
    Die Menge hat sich längst zerstreut, und die Lehrerin schaut noch einmal über ihre Schulter. Direkt in meine Richtung. Ich öffne mein Jackett weit genug, dass sie meine Dienstmarke erkennen kann, die ich an der Innentasche befestigt habe. Sie nickt mir kaum wahrnehmbar zu, um sich sofort wieder ihrer schnatternden Meute zuzuwenden.
    Der Spanner marschiert in einiger Entfernung die Mall entlang. Er hat es ziemlich eilig. Ich folge ihm. Der Mann stoppt vor Dave Austens Donut-Shop. Ich bleibe zurück und gebe vor, mich für die Auslagen an einem Zeitungsstand zu interessieren. Mit einem Ruck dreht sich der Kerl um und hastet in den neuen Laden für Kunstwaren.
    Mir reicht es jetzt. Ich beschließe, mir von ihm den Ausweis zeigen zu lassen. Man muss solchen Leuten klarmachen, dass man ihnen auf die Finger schaut. Entschlossen betrete ich das Geschäft.
    Der Kerl ist der einzige Kunde. Die Inhaberin stellt gerade eine Präsidenten-Figur auf den Verkaufstresen. Es ist Richard Nixon.
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