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Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , Raimon Weber
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beiden nehmen mir ab, dass sie von kalifornischen Indianern in Handarbeit hergestellt wurde. Tatsächlich stammt die Kette aus China.
    Der Pächter von ABC-Donut heißt Dave Austen. Er scheint ein netter Kerl zu sein. Ich kann genau sehen, wie er hinter seinem Verkaufstresen errötet, als ich ihn anspreche.
    Ich wähle ohne Nachzudenken einen Donut mit gelber Glasur aus.
    »Grapefruit. Fast schon gesund«, verkündet er mit roten Wangen, packt das Gebäck in eine Tüte und reicht sie mir. »Der geht aufs Haus. Als Willkommensgruß.«
    »Danke«, sage ich. Austen kommt hinter seinem Tresen hervor und wischt sich nervös die Hände an seinem Jackett ab. Er sieht darin aus wie ein Feuermelder.
    Ich überlege noch, wie ich das Gespräch auf Fanlays Auseinandersetzung mit dem Kunden lenken kann, da fängt Austen von ganz allein damit an.
    »Ich hoffe, Sie haben sich nicht erschrocken, als der Sicherheitschef sich eben den Kerl vorgenommen hat. Er hatte allen Grund dazu.«
    »Ach?«, mache ich nur.
    »Der war ein Spanner. Von Fanlay weiß ich, dass der mit einer Kamera hier herumlief und junge Mädchen geknipst hat.«
    »Das ist ja entsetzlich«, erwidere ich und bin in Wirklichkeit überhaupt nicht entsetzt. An einen Kunden, der sich bei mir mit dem Decknamen Lucky Boy vorgestellt hat, stelle ich keine hohen moralischen Ansprüche.
    »Die Präsidenten-Figuren, die bei Ihnen im Schaufenster stehen, sind ziemlich originell.«
    Ich höre Austens Stimme wie aus weiter Ferne, denn in Gedanken bin ich bereits bei dem Treffen mit Sam Bronsky. Lucky Boy hat sich unvorsichtig verhalten. Das ist gut für mich. Es könnte mir helfen, nicht mit Schmerz konfrontiert zu werden.
    »Die stammen aus einer Stadt an der Ostküste«, erwidere ich automatisch.
    Das Manila befindet sich an einer viel befahrenen Ausfallstraße inmitten eines Industriegebiets. Ein zweistöckiger Betonklotz mit so schmuckloser Fassade, dass man darin vielleicht einen Laden für gebrauchte Rasenmäher oder eine Annahmestelle für Altmetall vermuten würde. Wenn da nicht die Neontafel über dem Eingang wäre.
    Der Name Manila blinkt dort auffordernd bei Tag und Nacht. Darunter leuchtet in violetten Buchstaben Dance little sister . Der Titel eines Songs der Rolling Stones, wie mir ein Barkeeper mal erklärte.
    Bronsky steht auf die Band. Im Eingangsbereich hängt sogar ein gerahmtes Foto von Sam Bronsky und Keith Richards. Bronsky trägt eine dunkle Sonnenbrille und hat eine Hand auf die Schulter des Gitarristen gelegt. Das Foto wurde 2002 nach einem Konzert im Pacific Bell Park aufgenommen. Ich glaube nicht, dass Keith Richards wusste, mit wem er sich da knipsen ließ.
    Der Türsteher lässt mich vorbei. Ein stiernackiger Kerl, der beinahe aus seiner Lederjacke platzt. Ich habe seinen Namen vergessen, aber er kennt mich. Schließlich bin ich nicht zum ersten Mal hier.
    Wer das Manila betritt, weiß sofort, dass die kalifornischen Gesetze an diesem Ort eine Auszeit nehmen. Zunächst kommt man in einen schlauchförmigen Gang, in dem zwei Menschen nicht nebeneinander gehen können. Ein paar Glühbirnen bilden Inseln trüben Lichts. Dazwischen herrscht Schwärze, sodass man sich reflexartig langsam und tastend vorwärts bewegt.
    Bei einem Brand würden die Flüchtenden hier übereinanderstolpern und wie ein mehr oder weniger lebendiger Korken den Ausgang verstopfen.
    Der riesige Barraum empfängt mich mit einem kaum atembaren Gemisch aus Nikotin, Schweiß, süßlichem Parfüm und billigem Aftershave. Eingebettet in den Gestank von Bier und Schnaps. Auf der Bühne in der Mitte des Raums versuchen sich ein paar fast nackte Asiatinnen am Tabledancing. Sie rekeln sich an den verchromten Stangen in eindeutigen Posen. Wer länger als eine Sekunde in ihre Augen sieht, dem müsste eigentlich jegliche Lust vergehen. Die Gäste des Manila verfügen allerdings noch nicht einmal über ein Mindestmaß an Sensibilität. Wer hier hingeht, will nur Suff und hastigen Sex.
    Ich dränge mich durch Menge, spüre einige Hände an meinem Körper, weil die Gäste vermuten, ich gehöre zum weiblichen, jederzeit verfügbaren Personal. Das Büro von Truman Meyer, allen besser bekannt als »Doc«, befindet sich in der oberen Etage. Dort oben stehen Männer auf der Empore und glotzen auf die Tänzerinnen. Einer von ihnen ist so betrunken, dass ihm dabei die Bierflasche aus der Hand rutscht. Sie zerschellt unter ihm einen Meter vor der Bühne. Ihr Aufprall ist im lauten und monotonen Stampfen der
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