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Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , Raimon Weber
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tun haben.«
    Seine aktuelle Begleiterin betritt den Raum. Sie als Freundin oder Geliebte zu bezeichnen, wäre unzutreffend. Sam Bronsky ist nicht in der Lage für einen Menschen positive Gefühle zu entwickeln. Die Frau ist jung, höchstens Anfang zwanzig und wie ich philippinischer Abstammung.
    Bronsky bevorzugt Philippinerinnen. Seine eigenen Vorfahren stammen aus irgendeinem gottverlassenen Winkel Europas. Mehr weiß ich nicht.
    Die junge Frau stellt, ohne mich anzusehen, eine Tasse Tee auf den Tisch. Für Sam Bronsky. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, mir etwas anzubieten. Der Ärmel ihres seidenen Morgenmantels verrutscht dabei ein wenig und gibt den Blick auf eine kreisrunde Brandwunde am rechten Unterarm frei.
    Ich weiß, wie so etwas entstanden ist, und erinnere mich sofort an den Schmerz. So durchdringend, dass die Welt vor den Augen ganz unscharf wird. Wenn sich die Zigarrenglut ins Fleisch brennt. Wenn man das eigene Fleisch riechen kann.
    Ich frage mich, ob Sam Bronsky dabei getobt oder gelacht hat. Beides ist möglich.
    Er beugt sich vor und umfasst mit der Hand eine Brust der Frau. Kurz und beiläufig.
    Sie kichert und tut so, als ob ihr das gefällt. Er schickt sie aus dem Zimmer.
    »Ich gewähre dir sogar noch einen Bonus«, sagt er. »Wenn du gute Arbeit leistet, werde ich sie gut behandeln.«
    Ich verstehe sofort, dass er von der jungen Frau, seiner aktuellen Gespielin, spricht. Es ist ihm nicht entgangen, dass mir die frische Brandwunde aufgefallen ist.
    Ich nicke stumm.
    »Um sechs bist du im Laden«, fährt Bronsky fort. »Dann kommen Butterfield und Dukakis mit der Ware. Sie werden dir eine Liste mit den Decknamen der Kunden geben. Gib sie nie aus der Hand. Hast du verstanden. Nie!«
    »Ja«, erwidere ich tonlos.
    »Ehe du den Laden schließt, vernichtest du sie. Und zwar rückstandslos. Meinetwegen kannst du sie auffressen.«
    Sam Bronsky zieht an seiner Zigarre. Er begutachtet die glühende Spitze – sie zischt ganz leise –, dann betrachtet er mich und lächelt.
    Das heißt, er zeigt seine blendend weißen, mehrere zehntausend Dollar teuren Zähne. Zu einem echten Lächeln ist Sam Bronsky gar nicht fähig.
    »Grüß mir deine Schwester«, sagt er zum Abschied. Ich bin entlassen.
    Die junge Philippinerin ist der Bonus. Meine Schwester – ihre ganze Familie – ist sein Faustpfand, dass ich meine Arbeit tun werde. So einfach funktioniert die Methode Bronsky.
    Butterfield und Dukakis sind pünktlich. Sie bringen die Ware. Dukakis bezeichnet sie als »Wellnesspakete«, übergibt mir die Kundenliste, während der wie immer wortkarge Butterfield die Kartons aufreißt und auspackt.
    Mit der Lieferung gibt es keine Probleme. Die Papiere sind in Ordnung, der Inhalt der Pakete – Nippes, Modeschmuck, Andenken und die Präsidenten-Figuren – stimmt mit den Angaben scheinbar überein. Alles völlig normale Ware für ein neu eröffnetes Kunstwarengeschäft in der Mall von Terminal drei.
    Dukakis ist im Gegensatz zu Butterfield klein und gedrungen. Sein Gesicht bildet keine harmonische Einheit. Da sind die vollen, feminin wirkenden Lippen, die wasserblauen Augen und die riesige, grobporige Hakennase. Als er mir die Liste gibt, packt er mein Handgelenk. Seine Finger betasten meine Haut.
    »Schöne!«, haucht er, schürzt die Lippen zu einem Kuss und schließt die Augen. Er stinkt wie immer nach Knoblauch. Ich winde mich aus seinem Griff und gehe zu Butterfield.
    »Alles in Ordnung?«, flöte ich mit gespielt guter Laune.
    »Yeah!«, grunzt er.
    Dukakis ist mir gefolgt, und ich spüre seinen Atem in meinem Nacken.
    Die Eingangstür wird geöffnet. Der Luftzug bewegt ein hölzernes Windspiel. Ein Geräusch, als würden morsche Äste aneinanderreiben.
    »Guten Morgen zusammen!«
    Ein Mann, groß, mittleren Alters, kurzes graues Haar, betritt schwungvoll den Laden. Schwarze Hose, weißes Hemd, graues Jackett. Betont unauffällige Kleidung, gepflegt, aber nicht teuer. Auch ohne die Beule unter seiner Jacke – verursacht durch ein Pistolenholster – identifiziere ich ihn sofort als Cop.
    Dukakis und Butterfield sind ähnlich sensibilisiert. Ich erkenne es an ihrer Körperhaltung. Sie versteifen sich. Butterfield tritt sogar zwei Schritte zurück.
    »Lennard Fanlay, Leiter der zivilen Sicherheit«, sagt der Mann. »Ich wollte nur mal Hallo sagen.«
    Ich gehe auf ihn zu, froh aus Dukakis’ Nähe entfliehen zu können, und reiche ihm die Hand.
    »Sharon Jacinto! Ich habe den Laden gepachtet.« Ich
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