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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
Autoren: Dirk van den Boom
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befand. Da sie offenbar noch lebte, musste sie in einem Hospital sein. Wahrscheinlich hatte man allerlei Röhren in ihrer Haut versenkt, um sie künstlich zu ernähren oder um die Pharmadepots abzusaugen – oder was auch immer. Sie war dankbar dafür, dass sie schmerzfrei war, und sie empfand die Ruhe als heilsam. Allerdings musste sie pinkeln, und das dringend.
    Bei rechtem Licht betrachtet, hatte man sicher auch dafür Sorge getragen. Also entspannte sich Rachel ganz einfach, ließ es laufen und fühlte sich nach vollbrachter Tat beinahe erschöpft. Halb gegen ihren Willen öffnete sie ihre Augen, blinzelte und stellte fest, dass der Raum halbdunkel war, was es ihr sehr erleichterte, etwas wahrzunehmen. Das Erste, was sie bewusst erkannte, war das Gesicht eines ihr unbekannten Mannes, der sich über sie beugte und sie anlächelte. Es war das professionelle, emotionslose und nur theoretisch Vertrauen einflößende Lächeln eines Militärarztes. Sie hatte im Verlaufe ihrer Karriere zu viele von ihnen kennengelernt. Der größte Teil der Quacksalber, die es im Zivilleben zu nichts gebracht hatten und stattdessen als Knochenflicker in den Militärdienst gingen, hätten sie schon aus purer Gewohnheit vergewaltigt, wenn sie im Koma gelegen hätte – in einem wie dem, aus dem sie anscheinend gerade erwacht war. Da sie ihren Körper nicht spürte, konnte sie nicht sagen, ob dieser dazugehörte.
    »Marechal. Sie sind erwacht«, sagte der Arzt mit angenehmer Stimme.
    »Klugscheißer!«, dachte Rahel und öffnete den Mund. Sie brachte allerdings kein Wort hervor. Ein leises Stöhnen schien dem Mann aber als Bestätigung zu genügen, denn er wirkte für einen Moment sehr selbstzufrieden.
    »Ich bin Dr. Whitehouse. Man hat mich aus dem Zentralen Militärhospital auf Luna hierher beordert, um Ihren Fall zu bearbeiten.«
    Rahel revidierte ihre potenziell schlechte Meinung über den Mann. Das Zentralhospital war normalerweise der Creme des Offiziercorps vorbehalten, und die Ärzte dort sollen gerüchteweise einigermaßen kompetent sein.
    »Sie befinden sich auf dem Weg der Besserung.«
    Rahel war sich nicht sicher, ob das eine gute Nachricht war. Der Tod hatte angesichts dessen, was sie mitgemacht hatte, eine Menge seines Schreckens verloren. Für den Augenblick jedoch war sie bereit, darin etwas Positives zu sehen. Ein Lächeln brachte sie aber trotzdem nicht zustande.
    »Sie haben sich einiges zugemutet auf … Lydos, nicht wahr? Ja. Sie haben 24 Stunden in einem künstlichen Koma gelegen und dann haben wir Sie langsam wieder hervorgeholt. In der Zwischenzeit war eine Rundumerneuerung fällig. Ich darf Sie vor allem erst mal zum Besitz zweier neuer Nieren beglückwünschen. Zum Glück hatten wir in der Organbank das Passende vorrätig und mussten nicht erst züchten. Ihr Blutbild nähert sich ganz langsam Werten, die ich als gesund bezeichnen würde.«
    Rahel fühlte nichts, glaubte dem Arzt aber. Neue Nieren. Schaden konnte es nicht.
    »Wir haben eine Reihe der Nanomotoren ersetzen oder entfernen müssen. Sie werden nach der Physiotherapie leider viel mehr wie ein normaler Mensch sein als vorher, aber das ließ sich nicht vermeiden.«
    Normal. Rahel dachte einen Moment darüber nach. Dazu fiel ihr gerade nichts ein.
    »Einige der Pharmadepots haben wir aufgefüllt, aber noch nicht reaktiviert. Ich möchte erst, dass der Kreislauf wieder ordentlich läuft. Zum Glück ist Ihr Herz sehr kräftig und da mussten wir nichts dran tun. Generell hat Ihre Konstitution geholfen. Sie haben sich gut in Schuss gehalten, das darf ich sagen.«
    Der Arzt schaute prüfend zur Seite, wo Rahel einen Monitor mit ihren Körperdaten vermutete. »Im Laufe der kommenden zwölf Stunden werde ich Ihr Empfinden langsam wieder herstellen. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie unter irgendwelchen starken Schmerzen leiden werden, eher ein allgemeines Unwohlsein und eine gewisse Ermattung. Ich denke, dass Sie dann auch anfangen können, richtige Nahrung zu sich zu nehmen.«
    Nahrung. War da tatsächlich ein Gefühl? Rahel hatte schon oft gehört, dass künstlich Ernährte nie »satt« waren, und vielleicht war es der Gedanke an ein ordentliches Essen, der jetzt ein Empfinden in ihr auslöste. Dann fiel ihr der köstliche Apfelkuchen von Farmer Tompkins Frau ein, den sie kurz vor Beginn der Tentakelinvasion gekostet hatte. Farmer Tompkins Frau war tot. Tompkin auch. Alle waren sie tot. Sie hatte keinen Appetit.
    »Sie werden sich, wie gesagt, rasch erholen. Ich
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