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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten
Autoren: Dirk van den Boom
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Die Malu verfügte über keine solchen Hotspots und Haark nicht über Implantate. Er hatte die entsprechenden Operationen nicht erhalten, weil er nie den dafür notwendigen Rang erreicht hatte.
    Keine Grübeleien, ermahnte Haark sich erneut.
    Die Malu hatte ihre Triebwerke abgeschaltet. Am Ende eines viertägigen Rundflugs durch das System, mit einem kurzen Orbit um den fünften Planeten, einem sehr beeindruckenden Gasriesen, um den eine automatische Forschungsstation kreiste, war das Torpedoboot nach einer längeren Brennphase nun im freien Fall unterwegs. Haark schonte die Triebwerke, wo er nur konnte, denn das altersschwache Schiff knirschte an allen Ecken und Enden. Seine regelmäßigen Schadensberichte an das Flottenkommando wurden im Regelfalle ignoriert. Dass er überhaupt noch irgendwelche Ersatzteile erhielt, war ein kleines Wunder. Haark hätte das persönlich genommen, wenn er nicht gewusst hätte, dass es fast allen Schiffen außerhalb der Heimatflotte so ging. Einigen etwas besser, anderen schlechter – je nachdem, wie gut die persönlichen Beziehungen des Kommandanten zur Admiralität waren. Aber die allgegenwärtige ökonomische Krise, die direkte Folge des mörderischen letzten Kolonialkrieges war, hatte auch und gerade die staatlichen Strukturen der Irdischen Sphäre durchdrungen, und nichts war dort teurer als die Flotte. In jeder Hinsicht.
    »Ein Signal von der Napoleon , Capitaine!«
    Die Meldung war von Simmons gekommen, der die Nachrichtenstation innehatte. Der blasse, ungelenk wirkende Jüngling wirkte permanent krank – er war es wahrscheinlich auch, aber Haark hatte nie danach gefragt, und selbst wenn, er hatte auf seinem Schiff nur einen Sanitätsmaat und keinen studierten Mediziner. Er tat trotz seines niedrigen Ranges als Caporal die Arbeit eines Offiziers. Nur hatte Haark außer Beck sowie dem Chefingenieur gar keine weiteren Offiziere an Bord. Alles war relativ.
    Der Dienstgrad an Bord der Malu entsprach ohnehin selten der Position. Simmons hatte Haark als Capitaine angeredet, obgleich er diesen Rang nie erreicht hatte. In diesem Falle wollten es die Gepflogenheiten der Flotte, dass er als kommandierender Offizier so angesprochen wurde. In seinen dunkleren Momenten schmerzte ihn das.
    »Schalten Sie es auf das Kommandopult«, befahl er. Er warf einen schnellen Blick auf den Kursplotter. Dieser zeigte die relative Position der Malu zu anderen Raumschiffen im System an. Außer der Napoleon flog noch ein unbemannter automatischer Erzfrachter, ein Systemschiff, auf seinem vorausberechneten Kurs durch das All. Die Napoleon war rund eine Lichtstunde entfernt unterwegs, die Funknachrichten wurden mit erheblicher Verzögerung ausgetauscht.
    Auf dem Schirm erschien das leicht verzerrte Bild von Capitaine Jorge Esterhazy. Der Mann war in etwa in Haarks Alter und hatte drei Dienstjahre weniger, trotzdem entsprach bei ihm der Dienstgrad der Position. Esterhazy trug an der Schläfe die winzigen, schwarzen Punkte des implantierten NeuroLAN-Anschlusses. Marschierte er durch sein Schiff, musste er nicht warten, bis er wieder auf der Brücke war, um über alle Neuigkeiten informiert zu sein.
    Haark hatte nichts gegen ihn. Esterhazy gehörte zum besseren Drittel des Offizierscorps und war schlicht nicht in die falsche Gesellschaft geraten. Als Kommandant einer Fregatte, die rund 60 Jahre jünger als die Malu war, hatte er aller Wahrscheinlichkeit auch das Ende seiner Karriereleiter erreicht. Es ging ihm besser als Haark, aber der Unterschied war nicht groß. Esterhazy hatte ihn durchweg anständig behandelt, als gleichwertigen Schiffskommandanten. Haarks Minderwertigkeitskomplex hatte das durchaus gut getan.
    »Capitaine Haark, ich grüße Sie. Ich teile Ihnen mit, dass der Run der Napoleon im Arbedian-System so gut wie abgeschlossen ist. Wir warten noch auf die Ankunft des Prosperity-Liners, ehe wir unseren Rundflug in den Randwelten fortsetzen. Ich lade Ihnen den vollständigen Systembericht hoch, der auch mit der nächsten Nachrichtensonde an die Admiralität geht. Sie werden ihm entnehmen können, dass ich dem Dienst der Malu keinen Mangel beschieden habe.«
    Unausgesprochen blieb, dass das nichts nützen würde. Seit dem verhängnisvollen Vorfall vor zwölf Jahren war Haarks Dienst tadellos gewesen. Doch so lange seine Nemesis noch den Rang eines Admirals hatte und nebenher Oberbefehlshaber der Flotte war, würde ihm das nicht sehr helfen.
    Haark drückte die Aufzeichnungstaste und diktierte eine
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