Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
tiefen Schluck genommen hatte. »Die Tentakel schicken Patrouillen aus.«
    »Jagdkommandos«, korrigierte Farkas ihn bitter. »Sammeln und Jagen der Eingeborenen, um sie zu lebendem Dünger für die Fortpflanzung ihrer Spezies zu machen.«
    Agakawa nickte und leerte die Tasse.
    »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie uns hier entdecken werden. Wir sollten schnell aufbrechen.«
    »Und wohin?«
    »Wir versuchen, uns ins Gebirge durchzuschlagen. Es gibt viele alte, verlassene Bergbausiedlungen und eine Menge stillgelegter Schächte. Dort können wir aushalten, bis Hilfe kommt.«
    Farkas beugte sich vor. Er unterdrückte ein verzweifeltes Auflachen. »Hilfe? Was für Hilfe erwarten Sie? Glauben Sie im Ernst, das Direktorium wird eine Flotte schicken, um Arbedian zu befreien, nachdem der Linerkommandant sicher Details über die militärische Stärke des Gegners berichtet haben wird? Mit etwas Weisheit wird man Ambius abriegeln und auf das Beste hoffen.«
    Er ließ sich wieder in seinen Sessel fallen.
    »Nein, Marechal, wir werden nicht in den Genuss irgendwelcher Hilfe kommen. Und darauf warten können wir sicher nicht. Eher werden wir an Altersschwäche sterben.«
    Agakawa wirkte stoisch.
    »Gouverneur, ich habe Befehl, Ihr Leben zu schützen. Im Gebirge habe ich dazu bessere Voraussetzungen als hier. Ich möchte Sie daher bitten, den Aufbruch vorzubereiten.«
    Farkas runzelte die Stirn.
    »Ihre Disziplin in Ehren, Marechal – aber was würden Sie tun, wenn Sie mein Leben nicht zu beschützen hätten?«
    Agakawa hob die Augenbrauen.
    »Ich würde mich immer noch ins Gebirge absetzen. Ich gedenke nicht, mich oder meine Männer so schnell aufzugeben. Sie sollten sich diese Geisteshaltung ebenfalls aneignen. Es wäre besser für alle Beteiligten.«
    Farkas lächelte angesichts des leisen Tadels. Noch vor einer Woche hätte er jemanden wie den Unteroffizier dafür zurechtgewiesen. Jetzt nahm er all dies sehr philosophisch – oder eher fatalistisch.
    »Marechal, mein Leben liegt in Ihren Händen. Wenn Sie es für richtig halten, dass wir von hier aufbrechen, dann sollten wir exakt das tun.«
    Der Unteroffizier grunzte zufrieden.
    »Dann packen Sie zusammen, was immer Sie benötigen. Ich würde gerne bei Einbruch der Nacht …«
    Ein Zittern unterbrach seine Worte. Für einen Moment schien das ganze Haus inklusive des darunter liegenden Bunkers zu erbeben und als von oben aufgeregte Rufe erklangen, war beiden Männern klar, dass ihre Reisepläne soeben beschleunigt worden waren.
    Ohne weiteren Kommentar schnellte Agakawa aus seinem Sessel und stürmte aus dem Büro des Gouverneurs. Farkas selbst griff zur Schutzweste, die ihm seine Bewacher aufgedrängt hatten und zwängte sich hinein. Er fühlte sich darin beengt und beklommen, doch die Soldaten ließen ihn nicht heraus, wenn er sie – und einen Kampfhelm – nicht trug. Er fummelte noch am Kinnriemen des Helms herum, als er bereits die Treppe empor kletterte, dem Marechal folgend, und von oben das Fauchen der Plasmabolzen hörte.
    Die Tentakel waren angekommen.
    Das war spätestens dann deutlich, als Farkas das Prasseln der aufschlagenden Schleudersporen vernahm, die auf die Schutzbarrikade auftrafen, die die Soldaten vor dem Haupteingang des Farmhauses errichtet hatten.
    »Runter!«
    Eine Hand drückte den Helm des Gouverneurs hinter die Barrikade. Farkas sah sich um. Der Hauptraum des kleinen Farmhauses war nach allen vier Seiten mit großen Panoramafenstern bestückt. Die Treppe in der Mitte des Raumes führte nach oben in ein zweites Stockwerk mit Küche und Schlafzimmer und nach unten in den Bunker, dessen Grundriss doppelt so groß war wie der des Hauses, unter dem er lag. Im Hauptraum saßen fünf Soldaten, einer hinter jedem Fenster sowie Agakawa, und im Stockwerk darüber machte Farkas die beiden übrigen Männer aus.
    »Ich wünschte, wir hätten richtige Ausrüstung«, stieß der Marechal hervor und duckte sich, als eine weitere Sporengarbe das Fenster neben ihm zersplitterte. Heftiges Gewehrfeuer erwiderte den Angriff.
    Farkas kannte das Lamento. Voll mit allen Implantaten und dem kompletten Körperschutz ausgestattete Marinesoldaten hätten wahrscheinlich jeden Tentakelangriff auf Tage hin abwehren können, doch der Kolonialarmee standen – aus Misstrauen und Angst jener, die jederzeit wieder einen Kolonialkrieg und die damit verbundenen unvermeidbaren Desertionen befürchteten – nur zweitrangige, zum Teil ausrangierte Ausrüstungsteile zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher