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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten
Autoren: Dirk van den Boom
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worden war, Sicherheitsperimeter gegen menschliche, intelligente Gegner aufzustellen. Auch der bemerkenswert schlaue Tigerfuchs, den es noch in großer Anzahl im Dschungel gab, würde keine Möglichkeit haben, den Zaun zu überwinden. Selbst die lydische Python, deren Vorliebe für die Perlhühner sprichwörtlich war, würde ernsthafte Probleme bekommen.
    »Sorry, Erwald«, murmelte Tooma nun, als sie den etwas bedrückten Ausdruck im Gesicht des Mannes sah. Wie alle Farmer in der Ebene, weitab von der nächsten urbanen Siedlung, war er nicht an die Feinheiten menschlicher Umgangsformen gewöhnt, aber vor allem nicht an den reflexhaften Kasernenton in Toomas Stimme. Hier draußen sprach man recht deutlich aus, was man fühlte, und das galt auch für den Respekt, den der Mann zeigen wollte. Doch Tooma war kein Marechal de Logis Chef mehr, seit sie freiwillig den Raummarinedienst verlassen und sich in der Einsamkeit von Lydos angesiedelt hatte. Und sie wollte auch nicht daran erinnert werden. Aber das musste sie nun wirklich nicht an ihrem neuesten Kunden auslassen, der ganz offensichtlich auch noch ein Fan von ihr war.
    »Macht nichts«, erwiderte der breit gebaute Mann unbeholfen. »Schaffen Sie es denn heute abend noch nach Hause? Ich nehme Sie gerne noch eine Nacht auf!«
    Es war erfrischend, dass dieses Angebot ohne jeden Hintergedanken kam. Erwald war verheiratet, seine Frau eine etwas schüchterne, aber extrem freundliche Person, die sie mit der gleichen Gastfreundschaft empfangen hatte wie ihr Mann. Im Raummarinedienst wäre ein solches Angebot – vor allem von einem männlichen Vorgesetzten – erst einmal bezüglich möglicher Hintergedanken abzuwägen gewesen. Tooma wusste das genau, denn nicht zuletzt hatte es dazu geführt, dass sie den Dienst freiwillig verlassen hatte.
    Vor nunmehr schon fast fünf Jahren.
    »Ich denke, ich kann es schaffen, Erwald«, meinte sie nun und lächelte so freundlich, wie sie nur konnte. Ihr eher quadratisch wirkendes Gesicht mit der flachen Nase und den hoch stehenden Backenknochen war nicht wirklich für herzliche Mimik geeignet, aber ihre variationsreiche Stimme beherrschte den Ausdruck von Gefühlen ausgezeichnet. Die Wärme ihres Tonfalls zerstreute Erwalds Bedenken über eventuelle Unhöflichkeiten seinerseits. Sein eigenes Lächeln wurde selbstbewusster.
    »Ihr Gleiter ist ein tolles Modell«, lobte er. »Ich habe ihn mir gestern angeschaut. Von außen, meine ich. Eine alte Militärmaschine, nicht wahr?«
    Tooma nickte und lächelte. Die einzige Reminiszenz an ihre Vergangenheit war der zwölf Jahre alte, aus dem aktiven Dienst ausgemusterte Feldgleiter, dessen mächtige Maschine für ihre Zwecke eigentlich überdimensioniert und dessen mehrfache Schichtpanzerung völlig überflüssig war. Sie liebte das Fahrzeug. Auf seinem Dach war normalerweise eine schwenkbare 12mm-Vierlingskanone montiert, an den stummeligen Stabilisationsflossen kleine Raketenwerfer, die wahlweise mit Boden-Boden- oder Boden-Luft-Geschossen bestückt werden konnten. Jetzt waren da nur Abdeckungen und Platzhalter montiert. Auch die in der Nase eingebaute, nach beiden Seiten nur um 15 Grad schwenkbare Sun Ray Powergatling gab es nur für die eigentliche Kampfversion. Im Gegensatz zur restlichen Bestückung hatte Tooma sich allerdings – und hier erwies sich die allgegenwärtige Korruption in der Flotte als hilfreich – eine Sun Ray besorgt, inklusive einiger Kisten mit panzerbrechender Munition, Schrapnellpatronen sowie einen Speicher für hochenergetische Plasmabolzen, gegen die kein Kraut gewachsen war. Tooma hatte dafür viel Geld investiert und es entsprach ihrem Sicherheitsdenken, dass sie nach der Installation der Sun Ray alleine genug Feuerkraft hatte, um so ziemlich alles, was auf Lydos bewaffnet war, in Schutt und Asche legen zu können. Man wusste ja nie …
    Natürlich war das paranoid. Tooma war die Paranoia durch jahrelange psychische Konditionierung anerzogen worden. Als sie freiwillig aus dem Dienst geschieden war, hatte man ihre aktiven Kampfimplantate, mit denen sie Waffen kontrollieren und Truppen hatte kommandieren können, entfernt. Inoperabel waren die genmanipulierten Drüsen, hier war ihr aufgetragen worden, dämpfende Medikamente einzunehmen.
    Die hatte sie schon lange abgesetzt. Es gab hier keine Situationen, die automatische hormonelle Reflexe auslösten oder die Ausschüttung körpereigener Drogen notwendig machten.
    Die dämpfenden Medikamente machten sie müde. Rahel
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