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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Moment wie eine Marionette in Zivil wirkte, konnte ich doch spüren, dass er hier den Ton angab und mein Schicksal nicht länger vom General abhing.
    Ich riss mich zusammen. Im selben Moment ließ das Jucken an der Backe nach und ein Schauder lief mir zwischen den Schulterblättern über den Rücken runter. Es würde etwas passieren! Diese Vorahnungen hatten mir beim Fliegen mehrmals das Leben gerettet – hatten dafür gesorgt, dass ich rechtzeitig beigedreht, die Geschwindigkeit gedrosselt oder einen Knopf gedrückt hatte, um eine Rakete abzufeuern. Aber sie hatten mir nicht geholfen, Barzew, Opanas oder meinen Kumpel Sergej Schmakin zu retten. Nur mich selbst.
    »Es gibt noch eine Chance für dich, Rasin«, sagte der Grauhaarige und unterstrich jedes einzelne Wort mit einem Klopfen seines Zeigefingers auf dem Laptop. »Ich brauche jemanden für ein Experiment. Ein gefährliches Experiment. Die Chancen, dass du es heil überstehst, liegen bei dreißig Prozent. Wenn du dich dazu bereit erklärst und das Experiment überlebst, bist du ein freier Mann. Wenn du dich weigerst, wirst du erschossen. Du hast zwei Minuten, um dich zu entscheiden.«
    Er wartete, das aufgeklappte Handy in der Hand. Ich öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. Versuchte, eine Frage zu formulieren, und schwieg dann doch. Die Situation hatte sich innerhalb von Sekunden vollkommen verändert! Ich hätte danach fragen können, um was für ein Experiment es sich handelte, wie lange es dauern würde, wer dafür garantierte, dass man mich im Überlebensfall freiließe. Aber ich kannte die Antworten bereits – oder besser, ich wusste, dass ich keine erhalten würde. Über das Experiment würde ich erst etwas erfahren, wenn ich mittendrin steckte. Und was die Garantie anging, die würde man mir ohnehin nicht geben. Ich hatte nur sein Wort, das Wort eines Mannes, dessen Namen ich nicht kannte.
    »Warum gerade ich? Habt ihr so wenig Material in euren Gefängnissen? …« Ich verstummte, denn ich erinnerte mich plötzlich, wie mir der Gefängnisarzt gestern den Kopf kahl geschoren hatte, ehe mich die Wachen in ein Zimmer mit irgendeiner komplizierten technischen Untersuchungsanlage gebracht hatten. Dort hatte mich ein schmalgesichtiger junger Mann in Weiß erwartet, ganz offensichtlich kein einheimischer Arzt. Unter dem Kittel trug er einen Anzug, dazu teure Schuhe und er roch nach einem anständigen Rasierwasser. Er befestigte einige Messsonden an meinem Kopf, schaltete die gewaltige Apparatur ein und blickte dann lange Zeit mit gerunzelter Stirn auf die Messdaten, die auf Endlospapier aus dem Apparat herausflossen. Schließlich verließ er ohne jede Erklärung das Zimmer.
    Der Grauhaarige hatte mich genauestens beobachtet und nickte.
    »Erinnerst du dich? Das bioelektrische Potential deines Gehirns weist eine ungewöhnliche Dynamik der Amplitudenveränderung auf. Das ist sehr selten.«
    »Aber ich merke nichts davon. Ich habe überhaupt keine besonderen Fähigkeiten, telepathische oder so. Ich sehe da keinen Unterschied zu anderen.«
    Der Grauhaarige hob die Augenbrauen.
    »Bist du dir da sicher? Menschen mit dieser Besonderheit haben für gewöhnlich eine stark ausgeprägte Intuition. Wie sieht es damit bei dir aus, Rasin?«
    Ich verzog das Gesicht. Intuition … Meinte er damit meine Vorahnungen?
    »Wozu braucht ihr überhaupt meine Zustimmung? Ich bin doch zum Tode verurteilt. Ihr könnt tun, was ihr wollt …«
    »Wir sind kein Privatunternehmen, Rasin. Vor dir sitzen ein Armeegeneral und der wissenschaftliche Leiter einer staatlichen Forschungseinrichtung. Wir brauchen sehr wohl dein Einverständnis, deine Unterschrift.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass das Experiment nicht stattfindet, wenn ich mich weigere?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Du wirst dich nicht weigern. Du bist doch kein Idiot.«
    Wieder juckte die Backe schmerzhaft. Ich zog die Schulter hoch und rieb sie so gut es ging gegen die verheilende Wunde. Dann sagte ich:
    »In Ordnung, unter einer Bedingung: Keine Handschellen mehr auf dem Rücken.«
    Der Grauhaarige nickte, drückte einen Knopf seines Handys und hielt es an sein Ohr. Er wartete kurz, ehe er sagte:
    »Wir verlassen das Gefängnis. Holt uns ab.«

3.

    Ich hatte keine Ahnung, wo sich das Forschungsgelände befand. Auf der Reise dorthin wurde ich von zwei Wachmännern begleitet. Zuerst fuhren wir in einem Gefangenentransporter, dann wechselten wir auf ein Flugzeug, ehe wir mehrere Stunden in einem Kleinbus mit
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