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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Laken überzogen war. Einer der Wachen sagte bellend:
    »Zieh dich aus und leg dich hin.«
    »Was denn, findet hier das Experiment statt?«, fragte ich.
    »Zieh dich aus«, wiederholte der andere, und wies mit einem Nicken zu dem kleinen Tisch neben der Bahre.
    Ich schüttelte den Kopf:
    »Nein, erst will ich mit Doktor Hubert sprechen.«
    »Ich geb dir gleich Doktor Hubert, verdammt noch mal!« Der zweite Wachmann schritt auf mich zu und packte den Gummiknüppel an seinem Gürtel. »Tu, was man dir sagt!«
    Doktor Huberts Stimme erklang:
    »Führ die Anordnungen des Personals aus, Rasin. Gleich kommt meine Assistentin und macht einen Check-up bei dir. Das Experiment beginnt erst später.«
    Die Stimme kam aus einem Lautsprecher irgendwo an der Decke. Ich drehte mich um und richtete den Blick nach oben. An der Wand über dem Schrank hing eine Videokamera, deren Objektiv auf mich gerichtet war.
    »Ich will was zu essen. Im Gefängnis gab es nur Graupensuppe. Keine Experimente auf leeren Magen, ist das klar?«
    Nach einer kurzen Pause sagte Hubert:
    »Ich werde das veranlassen. Aber jetzt zieh dich aus und leg dich hin.«
    Ich gehorchte, und kurz darauf erschien eine junge Frau in weißem Anzug, die ein Wägelchen mit allerhand Instrumenten vor sich herschob. Sie nahm mir Blut ab, leuchtete mir in die Augen, maß meinen Blutdruck; dann setzte sie mir einen Metallreifen voller Kabel auf den Kopf und machte ein Enzephalogramm.
    Aus dem Lautsprecher erklang Huberts Stimme:
    »Wie lange noch, Ella?«
    »Ich bin schon so weit.« Zum ersten Mal blickte sie mir in die Augen, ehe sie hinzufügte: »Ziehen Sie sich an.«
    Ich schlüpfte in den Anzug. Das Wägelchen mit den medizinischen Instrumenten, darunter auch zwei Skalpelle, stand in Reichweite, aber die Chancen, unbemerkt etwas von dort zu entfernen, waren gleich null, denn die beiden Wachmänner an der Tür ließen kein Auge von mir.
    Während ich die Füße in die Mokassins schob, überlegte ich eine andere Variante: Ich könnte das Skalpell nehmen, es Ella an den Hals drücken und so die beiden Typen am Eingang zwingen, ihre Waffen fallen zu lassen. Nein, unmöglich. Die beiden würden ihre Pistolen ziehen und schießen, ehe ich selbst zum Zuge käme. Meine Drohung, dem Mädchen die Kehle aufzuschlitzen, würde sie nicht beeindrucken.
    »Michail, bring die Versuchsperson in Kantine drei, da steht alles bereit. Sie hat fünfzehn Minuten fürs Mittagessen. Dann bitte in den Hauptsaal. Ella, mit den Untersuchungsergebnissen zu mir, schleunigst.«
    Wenig später betraten wir einen blitzsauberen Speisesaal, in dem absolut alles – von den Möbeln über die Wandverkleidung bis hin zu Tellern und Besteck – aus Plastik war.
    »Bleib stehen!« Der Wächter trat an einen Tisch und nahm dort ein kleines weißes Messer weg. »Setz dich und beeil dich mit dem Essen.«
    Ich hatte das geschmorte Fleisch, den Salat und den Orangensaft innerhalb von zehn Minuten verputzt, wischte mir die Lippen ab, erhob mich und gähnte:
    »Jetzt würde ein Schläfchen nicht schaden.«
    Ohne zu antworten, fasste der Wächter meine Schulter und schob mich zur Tür.
    Wieder zogen Gänge, Zimmer, leise diskutierende Menschen in verschiedenfarbigen Anzügen und seltsame Geräte an mir vorbei. Schließlich drückte der Wachmann eine Tür auf und sagte:
    »Rein mit dir.«
    Ich stand in einem nicht sehr großen, gekachelten Saal. In der Mitte befand sich ein niedriges eisernes Podest, das eine etwa ein Meter dicke Röhre umgab. Diese Röhre bestand entweder aus Rauchglas oder aus halb durchsichtigem Plastik. Ein Kabel wand sich spiralförmig um sie. In den Ecken des Raums hingen gewaltige Gefäße, die mit einer zähflüssigen blassgelben Flüssigkeit gefüllt waren, von der kleine Bläschen aufstiegen.
    Am Rand des Podests stand Doktor Hubert, bekleidet mit einem grell-orangenen Anzug, und besah sich einen Computerausdruck auf Endlospapier, den Ella ihm hinhielt.
    »Wie ist die Stimmung, Rasin?«, sagte er, ohne mich anzusehen. »Leg dich hin.«
    In der Mitte des Podests befand sich auf ausklappbaren Halterungen eine Plastikliege mit Riemen für Arme und Beine. Auf ihre Liegefläche war mit schwarzer Farbe eine Acht gemalt – oder das Symbol für die Unendlichkeit, je nachdem, wie man es betrachtete.
    Ich rührte mich nicht.
    »Erzählen Sie mir erst von dem Experiment.«
    In diesem Moment blickte mich Hubert zum ersten Mal an.
    »Warum?« Er wirkte überrascht. »Das bringt absolut nichts. Es ist
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