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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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geschickt?«
    »Vier«, entgegnete er nach kurzer Pause. »Manchmal folgt der Körper dem Bewusstsein dorthin, manchmal tut er das nicht.«
    Der Assistent verließ den Saal, das Schnalzen wurde lauter.
    »Und keiner hat überlebt?«
    »Drei starben. Was den Vierten angeht, wissen wir nichts Genaues. Na gut, legt jetzt den Schalter für die virtuellen Partikel um.«
    Wieder hörte ich Schritte, dann wurde es still. Ein Klappen ertönte. Ich konnte nichts sehen, aber mein Gefühl sagte mir: Die Tür war verschlossen und außer mir war niemand mehr im Saal.
    Ich bog das linke Handgelenk nach innen und schob meine Finger so gut es ging in den Ärmel des Anzugs, um dort nach der Gabel zu tasten, die ich beim Mittagessen hatte mitgehen lassen. Meine Fingerspitzen versuchten das Besteckteil zu fassen zu bekommen, aber das glatte Plastik rutschte immer wieder weg.
    Das Licht im Saal ging aus.
    Endlich zog ich die Gabel heraus, packte sie fest, drückte sie gegen den Schnappverschluss über meinem Handgelenk und versuchte ihn zu öffnen. Das Licht zuckte und Schatten glitten durch den Saal.
    Ich hatte die Gabel ohne eine konkrete Absicht mitgehen lassen. Mir war völlig klar, dass man mit so einem Spielzeug keine bewaffneten Wachen überwältigen konnte. Ich hatte einfach nur nach einem Strohhalm gegriffen, gehofft, die Ereignisse irgendwie beeinflussen zu können.
    Der Verschluss gab nicht nach. Das Schnalzen wurde nun von einem undefinierbaren Lärm übertönt, immer schneller wirbelten die Schatten durch den Saal und auf einmal wurde mir klar, dass sie von den Bläschen herrührten, die von den Gefäßen in den Zimmerecken aufstiegen. Soweit ich es von meiner Liege aus sehen konnte, leuchtete die brodelnde Flüssigkeit in schillernden Farben auf.
    Ich gab es auf, von unten gegen den Verschluss zu drücken, und versuchte nun, ihn aufzuspießen. Aus dem Lautsprecher an der Decke hörte ich Huberts Stimme:
    »Sind die ontologischen Basisdaten geladen?«
    Der Assistent brummte irgendetwas Unverständliches vor sich hin, und der Doktor fuhr fort:
    »Gut so, ich hoffe, diesmal klappt alles und ihn ereilt nicht das gleiche Schicksal wie Bagrat. Ihr müsst alle Messergebnisse genauestens auswerten, einschließlich … Warum ist der Lautsprecher im Saal eingeschaltet?«
    Ich konnte drei Silhouetten im Fenster über der Decke erkennen. Eine verschwand, tauchte am benachbarten Fenster auf, ich hörte ein Knacken und Rauschen – dann verstummten die Stimmen.
    Hubert beugte sich für einen Moment näher zur Fensterscheibe heran. Dann trat er wieder zurück. Hinter ihm ging Ella vorbei.
    Die Schatten tanzten in einem wahnsinnigen Reigen um mich herum. Die Röhre rund um das Podest begann ebenfalls zu leuchten, in ihrem Innern kreisten dunkle Flecken.
    Das Podest erzitterte.
    Plötzlich sprang der Verschluss des Armriemens auf und gleichzeitig brachen die Zinken der Gabel ab. Mit der freien Hand öffnete ich den Verschluss am anderen Handgelenk und setzte mich auf, um auch die Füße abzuschnallen.
    Der Lärm schwoll an, die Bläschen in den Gefäßen spritzten sprudelnd und zischend in die Höhe, die dunklen Flecken in der Röhre liefen zu schmalen Strömen zusammen. Ich fühlte mich, als wäre ich in ein rasendes, teuflisches Karussell geraten. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich hielt mich noch an der Liege fest, um nicht zu stürzen, und sah, wie Doktor Hubert sich wieder zu der getönten Scheibe vorbeugte.
    Durch das Getöse hindurch hörte ich seine Stimme:
    »Rasin! Rasin!«
    Ich ballte die Hand zur Faust und salutierte damit.
    Dann wandte ich mich dem Rand des Podests zu.
    »Rasin, bleib stehen! Wir können den Ladeprozess der neuen Parameter nicht mehr unterbrechen! Beweg dich nicht! Deinetwegen könnte das Metasystem zusammenbrechen! Rasin, bleib stehen! Du wirst vollständig in die andere Sphäre gezogen!!!«
    Es war schwer, vorwärts zu kommen, alles um mich herum war in Bewegung, das Podest zitterte, rasender Lärm erfüllte den Saal. Dennoch ging ich weiter.
    »Rasin, zurück!«
    Die Silhouette hinter dem Fenster verschwand. Unter größter Anstrengung setzte ich einen Fuß vor den anderen, gewaltige Energiewellen brandeten mir entgegen, warfen mich fast um. Meine Augen begannen zu tränen, ich schwankte, musste mich vorbeugen, kniff die Augen zusammen. Auf was hoffte ich? Selbst wenn es mir gelänge, die Tür zu erreichen, selbst wenn sie nicht abgeschlossen wäre – was würde passieren? Der Laborkomplex war riesig
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