Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
zerrissen und sie schrie wie verrückt. Ich kam gerade vom Diensturlaub und war auf dem Weg zurück in die Militärakademie …«
    »Leider war einer dieser ›Dreckskerle‹ der Sohn des Vizegouverneurs der Region«, fuhr der Grauhaarige fort. »Am Ende erhob das Mädchen dann doch keine Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung, und dich jagten sie mit Schimpf und Schande davon. Danach war lange nichts mehr von Jegor Rasin zu hören. Warum?«
    »Na, weil sie ihn angeworben haben!« Der General hatte dieses Gespräch gründlich satt. »Söldner sind abhängig von ihren Auftraggebern wie Nutten von ihren Zuhältern, die halten die Kohle bereit. Sie haben ihn angeworben und in irgendein Ausbildungslager in den Bergen geschickt. Deshalb hat man nichts von ihm gehört. Stimmt’s, Rasin?«
    »Du bist hier der Zuhälter, du schickst doch deine Soldaten in den Kugelhagel jedes hergelaufenen Mudschahedins. Ich suche mir wenigstens selbst aus, gegen wen und wo ich kämpfe.«
    »Den Soldaten schickt das Vaterland in den Kampf! Er kämpft für sein Land! Aber du … du kämpfst nur für verfluchtes Geld!«
    »Vaterland oder Regierung? Fallen deine Leute für ihr Land oder fallen sie für den jeweiligen Chef im Land?«
    Auch für mich gab es keinen Grund, mit etwas hinterm Berg zu halten. Ich hatte nichts zu verlieren – mehr als einmal konnten sie mich nicht erschießen. Ich hätte nur gern gewusst, wozu dieses Gespräch gut sein sollte. Warum saß dieser Typ in Zivil mit seinem Laptop da und fragte mich über meine Kindheit aus? Wenn sie mich beseitigen wollten, brauchten sie mich doch nur aus dem Untersuchungsgefängnis in den Gefängnishof rüberzubringen und mir eine Kugel in den Hinterkopf zu jagen.
    Der Grauhaarige sagte:
    »Ist dir dein Schicksal wirklich so gleichgültig, Rasin? Bist du so ein Draufgänger? Oder bist du nur dumm? Es ist kein Scherz, dass wir dich erschießen.«
    »Ich bin kein Draufgänger«, sagte ich. »Dann schon eher dumm, sonst säße ich nicht hier. Aber das hat andere Gründe.«
    Er wandte mir neugierig den Blick zu:
    »Was denn für welche?«
    »Das Schicksal hat mich hierhergeführt. Und es hat diese Rakete gelenkt, die direkt auf meine Kabine zielte … Ich wusste schon, dass es so zu Ende gehen würde. So oder so ähnlich.«
    Der Grauhaarige rieb sich wieder mit dem Siegelring über das Kinn.
    »Wirklich? Du hast doch gut verdient. Warum dann dieser Einsatz hier gegen Kiew?«
    »Ich liebe das Fliegen. Ich wollte in die Karibik abhauen und dort ein privates Flugunternehmen gründen. Ich war einmal da … ein guter Ort.«
    »Hast du viel verdient?«, fragte der General dazwischen.
    »Ich hätte Touristen befördert«, schloss ich meine Erklärung, ohne auf den General einzugehen.
    »Alles klar.« Der Grauhaarige blickte mir direkt in die Augen. »Was hast du gedacht, ehe du auf Kiew geflogen bist?«
    »Dass das mein letzter Einsatz ist … Der letzte Ort, den ich angreife. Dass ich da nicht mehr rauskomme.«
    »Und du bist trotzdem geflogen. Ein Fatalist also. Obwohl du es ja doch geschafft hast, aus der Stadt rauszukommen. Nur anders, als du es dir gewünscht hättest.« Der Grauhaarige blickte wieder auf den Laptop. »Machen wir weiter. Was steht noch in deiner Akte: Zweiter deines Jahrgangs im Boxen, Sportmeister. Weiter … aha, Turgaj, Operation in Medeo, Freies Moldawien … Na klar, und auf der Krim warst du auch, hast Bachtschissaraj bombardiert. Und jetzt also der ukrainische Konflikt.«
    Er schloss den Laptop und blickte den General fragend an.
    »Mir egal, machen Sie, was Sie wollen«, sagte der.
    Dabei war sein Ton alles andere als sachlich, der Mann klang wie ein beleidigtes Kind. »Ilja Andrejitsch hat mir entsprechende Weisungen erteilt, auch wenn ich diesen Verbrecher am liebsten mit eigenen Händen …« Er ballte die Faust, schüttelte sie durch die Luft, dann drehte er sich weg.
    Der Grauhaarige nickte. Sein goldener Ring blitzte auf, als er wieder damit über sein Kinn rieb, dann holte er ein Handy aus der Tasche. Während er noch über etwas nachzudenken schien, zogen sich seine Brauen über der Nasenwurzel zusammen. Ich saß regungslos da und kämpfte gegen den Impuls, mich auf meinem Stuhl umzudrehen und meine juckende Wange gegen die Stuhllehne zu drücken.
    Der Grauhaarige klappte das Handy auf und blickte mich durchdringend an.
    Dieser Mann hatte etwas an sich, dem man sich schwer entziehen konnte. Sein Blick war kalt, machtvoll, hypnotisierend. Auch wenn er im ersten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher