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Tausend Worte der Liebe

Tausend Worte der Liebe

Titel: Tausend Worte der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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den Tränen nahe. »Ich weiß, dass ich kein guter Gesellschafter war. Tut mir leid …«
    Mitch ergriff über den Tisch hin Shays Handgelenk. Seine Finger fühlten sich warm und zärtlich auf ihrer Haut an, und ein Zittern durchlief sie. Es war ihr unendlich peinlich, weil sie wusste, dass Mitch es gespürt hatte.
    »Ich möchte Sie nach Hause bringen«, bat er.
    Einen Moment lang fühlte Shay sich versucht, seinen Vorschlag zu akzeptieren, obwohl der Gedanke etwas Erschreckendes hatte, mit diesem Mann allein zu sein. »Ich bin mit meinem Wagen gekommen«, entgegnete sie knapp.
    Wie farblos und langweilig musste Mitch sie halten, so gehemmt und linkisch wie sie sich benahm. Dabei hätte ein Teil von ihr ihn gern beeindruckt.
    Er erhob sich und rückte ihren Stuhl beiseite. Dann begleitete er Shay zum Parkplatz, bis hin zu ihrem bejahrten Toyota, der ganz am anderen Ende stand. Als er lächelte, weil Shay vor Nervosität kaum das Schlüsselloch fand, erschienen tiefe Grübchen in seinen Wangen.
    Schließlich saß sie hinter dem Steuer. Mitch beugte sich zum geöffneten Seitenfenster herunter und schaute in den Wagen. Wenn er sich über das Durcheinander auf dem Rücksitz wunderte, so ließ er’s sich nicht anmerken.
    »Es tut mir leid, Shay«, sagte er.
    »Es tut Ihnen leid?«
    »Ja, wegen des Hauses. Und auch weil Ivy so taktlos war.«
    Zu ihrem eigenen Erstaunen musste Shay lächeln. Sie ließ den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein. »Kein Problem«, meinte sie leichthin, »ich bin an Ivys Art gewöhnt. Viel Glück mit dem Haus.«
    Mitch nickte, Shay setzte zurück und fuhr mit Schwung davon. Sie war erleichtert, doch noch einen passablen Abgang gefunden zu haben.
    Ein weißer Seidenschal müsste jetzt dekorativ im Fahrtwind aus dem Fenster flattern, überlegte Shay. In Rosamonds Filmen war das immer so.
    Sie winkte nochmals und wollte sich in den leichten Verkehr einordnen, als der Auspufftopf ihres Wagens sich löste und scheppernd über den Asphalt rollte.
    Mitch war sofort zur Stelle. Er bemühte sich sehr, nicht zu grinsen. Shay, die Mitch eben noch beeindrucken wollte, hätte ihn jetzt am liebsten geohrfeigt. Der Motor dröhnte ohrenbetäubend, also fuhr sie notgedrungen in die alte Parklücke zurück und drehte den Zündschlüssel um.
    Mitch öffnete Shay kommentarlos die Tür und ließ sie aussteigen, nahm sie am Arm und führte sie zu seinem chromglänzenden Jaguar mit automatischem Schiebedach und silbrigen Speichenrädern. Bei einem solchen Fahrzeug würde der Auspuff es nie wagen, sich selbstständig zu machen.
    »Wo wohnen Sie?«, erkundigte sich Mitch gelassen.
    Verstimmt gab sie die Richtung an und vermied es, seinem Blick zu begegnen. Verdammt! Erst war ihr altes Auto praktisch vor seinen Augen auseinandergebrochen, und jetzt würde er auch noch ihr gemietetes Haus sehen mit der abgesackten Terrasse und dem verblichenen Anstrich. Im Vorgarten musste dringend der Rasen gemäht werden, der Briefkasten hing schief, und das große Fenster blitzte auch nicht mehr vor Sauberkeit.
    Doch als Mitch schließlich vor ihrem Haus hielt, war es zu dunkel, um all diese Mängel zu sehen. Die Haustür flog auf, und Hank stürmte heraus, gefolgt von dem Babysitter Sally, die noch ein Teenager war.
    »Mom!« Er hopste aufgeregt barfuß um Mitchs Jaguar. »Der Wagen ist ja super!«
    Shay lächelte wieder. Zum Teufel mit der schiefen Terrasse. Sie war reich, weil sie Hank hatte.
    Shay drehte sich zu Mitch um, unterdrückte den dummen Drang, ihn ins Haus einzuladen, und sagte beim Aussteigen: »Gute Nacht, Mr Prescott, und vielen Dank.«
    Er neigte den Kopf als Antwort, und Shay hatte den unbegreiflichen Wunsch, geküsst zu werden. Schnell nahm sie Hank bei der Hand und wandte sich zum Gehen.
    »Wer war das?«, fragte Hank neugierig.
    Shay verwuschelte sein rotbraunes Haar und schob ihn zum Hauseingang. »Das ist der Mann, der Rosamonds Villa gekauft hat.«
    »Onkel Garrett hat angerufen«, berichtete Hank, als sie drinnen waren.
    Shay bezahlte den Babysitter, zog die Sandalen mit den ungewohnt hohen Absätzen aus und ließ sich auf die altersschwache Couch fallen. Garrett Thompson war ihr Stiefbruder aus Rosamonds Nashville-Phase. Sie sahen einander selten, ließen aber die Verbindung nicht abreißen. Sie verstanden sich gut.
    »Soll ich ihn zurückrufen?«, fragte Shay und legte die Füße mit einem Seufzer der Erleichterung auf den niedrigen Tisch.
    Hank schüttelte den Kopf. »Er kommt her! Weil er ein Haus
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