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Tausend Worte der Liebe

Tausend Worte der Liebe

Titel: Tausend Worte der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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gekauft hat mit Rädern, und weil er mich zum Angeln mitnehmen will.«
    Shay runzelte die Stirn. »Ein Haus mit Rädern? Ach so, du meinst ein Wohnmobil.«
    »Darf ich mitfahren, Mom? Bitte!«
    »Das kommt darauf an, Tiger. Fährt die ganze Familie los? Maggie und die Kinder auch?«
    Hank nickte. Es tat Shay ein bisschen weh, dass er es kaum erwarten konnte, mit auf die Reise zu gehen, obwohl sie seinen Eifer verstand. Schließlich war er ein Junge und sehnte sich nach männlicher Gesellschaft. Er vergötterte Garrett, und das beruhte auf Gegenseitigkeit.
    »Einen ganzen Monat wollen wir wegbleiben.«
    Shay schloss die Augen. »Lass uns morgen drüber sprechen, Hank. Ich hatte einen langen, anstrengenden Tag, und jetzt bin ich viel zu müde, um solch wichtige Entscheidungen zu treffen.«
    Hank gab sich alle Mühe, seine Mutter nicht zu verärgern. Deshalb wusch er sich freiwillig und ging ins Bett. Shay kam zu ihm und drückte einen Kuss auf seine sommersprossige Nase. Als er protestierte, kitzelte sie ihn, bis er vor Lachen so müde wurde, dass ihm die Augen zufielen.
    »Ich hab’ dich lieb«, sagte Shay und schloss leise die Tür.
    Sie war wirklich müde, duschte sich und putzte sich die Zähne. Dann war sie für das Bett bereit.
    Für die hitzigen Fantasien, die sie dort erwarteten, war sie allerdings nicht vorbereitet. Sie schlief ein und spürte im Traum Mitch Prescotts Gewicht auf ihrem Körper.
    Der nächste Tag verlief sehr viel ruhiger. Shay hatte ihren Wagen zu Reese Motors in die Werkstatt holen lassen, dort wurde er repariert, und sie konnte pünktlich das Büro verlassen. Dadurch blieb ihr länger Zeit für den Besuch bei Rosamond. Shay fuhr oft in Seaview vorbei, immer in der Hoffnung, ihre Mutter würde es irgendwie spüren, dass sie von Liebe und Fürsorge umgeben war. Shay erzählte ihr von Hank, von Marvin Reese und seinen ausgefallenen Werbeideen, von Ivy und Todd. Rosamond zeigte selten Interesse, und es blieb ungeklärt, ob sie sich über die Besuche der Tochter freute.
    Das Sanatorium lag herrlich, die Patienten wurden erstklassig betreut, aber das alles kostete nicht wenig. Shay war Riley Thompson von Herzen dankbar, dass er freiwillig dafür bezahlte, obwohl er schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr mit Rosamond verheiratet war.
    »Hallo, Mutter«, sagte Shay ruhig, als sie eintrat, und schloss leise die Tür des Privatzimmers. Sie hatte sich vorgenommen, vom Verkauf nichts zu erwähnen. Egal ob Rosamond es begreifen würde, oder nicht.
    Zwischen Mutter und Tochter fehlte jede Ähnlichkeit. Rosamonds silbergraues Haar war früher tiefschwarz gewesen, ihre Augen leuchtend violett. Shay dagegen hatte grünbraune Augen und dunkles Haar mit einem rötlichen Schimmer.
    »Mutter?«, fragte Shay, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. »Es ist beinahe Zeit zum Abendessen, bist du hungrig?«
    Die Kranke schwieg, in den letzten Monaten reagierte sie fast nie mehr. Shay setzte sich. Sie redete und redete, bis sie den Klang ihrer Stimme nicht mehr ertragen konnte. Dann erhob sie sich, küsste die kühle Stirn ihrer Mutter und ging wieder weg.
    Direkt vor Shay Kendalls Haus versperrte ein großer Karton den Gehweg. Früher war er offensichtlich für Umzüge benutzt worden. Jetzt hatte jemand einen länglichen Schlitz – wie bei einer Spardose – hineingeschnitten und in ungelenker Schrift daruntergeschrieben: »Limonade – zehn Sens!«.
    Mitch Prescott lachte, als er näherkam, fischte zwei Münzen aus seiner Jeanstasche und warf sie ein. Sie landeten klimpernd auf dem Bürgersteig. Im Inneren des Kartons rührte sich etwas, er wackelte gefährlich, fiel aber nicht um. Dann reiche eine kleine, sommersprossige Hand durch die Öffnung in der Seitenwand einen reichlich zerknitterten Papierbecher mit Limonade heraus.
    Mitch schmunzelte, bückte sich und griff zu. »Wie läuft das Geschäft?«, erkundigte er sich.
    »Automaten können nicht sprechen, Mister«, erwiderte der Karton.
    In Mitchs Limonade schwammen mehrere ertrunkene Mücken. Er vergewisserte sich, dass niemand zusah, und kippte den Inhalt des Bechers in den Rinnstein. »Ist deine Mutter daheim?«
    »Nein«, antwortete eine undeutliche Stimme. »Aber mein Babysitter ist drin. Sie schmiert sich Lack auf die Zehennägel.«
    Die Seitenklappe öffnete sich, und ein kleines Gesicht lugte heraus.
    »Bist du der Mann, der Mom gestern herbrachte?«
    »Ja.« Mitch streckte dem Karton seine Hand entgegen, die sofort erfasst wurde von einer verschmierten
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