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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition)
Autoren: Barbara Ludwig
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der Gedanke, dass er irgendwelchen Presseheinis in die Arme fallen könnte, denn bestimmt ist die Nachricht über den Deal schon durchgesickert, bereitet ihm Unbehagen. Lieber würde er eine Weile auf Tauchstation gehen. Aber noch hat er seine Schäfchen nicht im Trockenen. In kurzer Zeit wird ihm das Haus überschrieben werden, und mit dem Geld … „Na gut, wenn es unbedingt sein muss, ich habe es ja nicht weit. In einer weiß-blauen Ochshammer-Tüte? Ja, verstehe, das hat Stil. Ich bin um 12.10 Uhr an der Kasse des Riesenrades. Um diese Zeit hält sich der Betrieb ja noch in Grenzen“, und ich bin schnell wieder weg, ergänzt er für sich.
    „Weißt du, Tino …“ Der Vorname des Commissarios kommt Julia inzwischen schon leichter über die Lippen, nachdem sie sich gestern bei Traudl am Stand trafen, danach bei ihr in der Anlage beim Faros, dem netten Griechen, essen waren und dann noch zusammen bei ihr ein Glas Sekt tranken. Sie seufzt. Übermorgen würde di Flavio wieder in seinem Mallorca oder Kalabrien sein, und die Vertrautheit würde wie damals zur Erinnerung verblassen. Julia versucht, sich gegen den Blues zu wappnen, indem sie Ludwig in den Fokus ihrer Gedanken stellt. Auch ihn wird sie mit ihrer Fürsorge loslassen müssen. „Weißt du, Tino, begeistert bin ich nicht, dass Claudia Ludwig so vereinnahmt, aber er ist volljährig …“
    „Bist du etwa eifersüchtig?“ zieht di Flavio sie auf.
    „Ach, Blödsinn. Sie will mich kennen lernen, ich denke sogar, es ist ihr Ernst mit dem Jungen. Ich hoffe nur, sie weiß, worauf sie sich einlässt. Ich mache mir Sorgen. Man weiß ja nicht, wie sich die Schäden, die Ludwig sich damals bei dem Unfall zugezogen hat, in späteren Jahren auswirken. Ich fühle mich verantwortlich.“
    „Solltest du nicht, schließlich ist auch Claudia erwachsen. Ich denke, sie weiß, was sie macht.“ Er fasst ihre Hand und drückt sie. „Kommst du mit zur Polizeistation, oder willst du bis zu deiner Verabredung mit Claudia und Ludwig bei Traudl bleiben? Wann trefft ihr euch?“
    „Vermutlich gegen ein Uhr, wenn sie bis dahin mit den Fotos durch sind. Also noch ein wenig Zeit. Deine Kollegen werden dich sicher in Beschlag nehmen. Wir sehen uns später, okay? Du weißt ja, wo du mich findest.“ Sie haucht ihm einen Kuss auf die Wange, und sie trennen sich hinter dem Eingang zum Wiesn-Gelände.
    Di Flavio wandert allein weiter. Vor den Zelteingängen warten junge Leute auf Einlass. Er schmunzelt, als er in vielen Händen italienische Fähnchen ausmacht.
    „Buon giorno, Tino. Come stai? Ich muss üben, heute wird auf der Wiesn nur Italienisch gesprochen. Meines ist schon etwas eingerostet“, begrüßt ihn Wimmer. Der wackelige Tisch, um den sie gestern bereits saßen, ist heute mit weiß-blauen Papptellern und Servietten eingedeckt, auf einem Teller stapeln sich Brezn.
    Heimstetten wieselt eilfertig hin und her. „Die Weißwürste ziehen schon gar, ich muss aufpassen, dass sie nicht platzen. Wenn das Wasser zu sehr brodelt, passiert das leicht.“
    „Unser Dienst beginnt eigentlich erst in einer halben Stunde, aber für das Völkerverständigungsfrühstück sind wir gern etwas früher angerauscht.“
    Heimstetten stellt einen Cappuccino vor ihn hin. „Vielleicht wollen Sie einen, bevor Sie zum, wie wir wissen, alkoholfreien Bier greifen.“
    Di Flavio nickt amüsiert.
    „Wir haben ein dickes Lob von unserer Nummer 1 bekommen, das ich gern an dich weiterreiche.“
    Während di Flavio den Zucker und den Milchschaum mit dem Kaffee vermengt und Wimmer noch mit einem Kollegen verhandelt, erhebt sich di Flavio und tritt näher an die Kontrollbildschirme.
    Auf einem ist die Schaustellerstraße vor dem Riesenrad zu sehen. Noch hält sich der Betrieb auf ihr in Grenzen. Auch zum Kassenhäuschen steigt nur eine kleine Schar Menschen hinauf, um sich gemächlich mit dem Riesenrad in die luftige Höhe von fünfzig Metern tragen zu lassen. Der Rundblick ist heute sicher exzellent. Di Flavio wendet sich ab. „Sagen Sie mir Bescheid, wenn Claudia dort eintrudelt?“ bittet er. Der Beamte nickt.
    Heimstetten stellt einen Topf auf den Tisch, und di Flavio nimmt wieder Platz. Die vor ihm liegenden Weißwürste verlangen volle Konzentration. Im ersten Augenblick möchte er den Pappteller beiseiteschieben, denn die gekochten, weißen Würste erscheinen ihm unheimlich, ähneln sie doch ein wenig knubbligen, wurstigen Leichenfingern. Außerdem, wie essen? Er schielt unauffällig zu Heimstetten
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