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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition)
Autoren: Barbara Ludwig
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fast erreicht. Die Gondel schaukelt mehr als üblich. Voller Hass stammelt Frau Rezzo immer nur: „Assassina, assassina.“ Als sein Begleiter Anstalten macht aufzustehen, bedeutet sie ihm, sitzen zu bleiben, bewegt sich dabei rückwärts, in der Hand den Revolver, immer noch die Mündung auf die beiden Männer gerichtet. In diesem Moment dreht sich das Riesenrad. Schneller als vorher. Auf dem Zenit angekommen, stoppt es. Es gibt einen starken Ruck.
    Frau Rezzo strauchelt, fällt halb auf Kopitzki. Er nutzt die Situation, will ihr die Waffe aus der Hand schlagen, doch der Irrsinn verleiht ihr ungeahnte Kräfte. Sie ringen miteinander. Hilfesuchend blickt er zu seinem Begleiter hinüber, doch der hockt nur in seiner Ecke und rührt keinen Finger. Die kurze Unaufmerksamkeit kommt Kopitzki teuer zu stehen, jetzt schlägt die Rezzo mit dem Knauf der Waffe auf ihn ein. Durch den Kampf merkt er nicht, dass sie sich immer weiter auf die Tür der Gondel zu bewegen, dass die Tür sich öffnet. Erst als seine Hand ins Leere greift und er in das Blau des Himmels starrt und ungläubig sieht, wie der Körper von Frau Rezzo in die Tiefe fällt, erkennt er die Gefahr. Hektisch versucht Kopitzki, sich seitlich an den Streben der Tür festzuklammern, um die Balance wiederzugewinnen. Plötzlich spürt er eine Hand in seinem Rücken.

Epilog
    „Ui, schau, der schöne Luftballon.“ Die Frau wiegt das Kind auf dem Arm. Es gluckst. Seine winzigen Händchen umklammern die dünne Schnur, an der ein bonbonrosa Pferdchen mit türkisfarbenen Ohren in der Luft baumelt. „Ui“, sagt das Kind ebenfalls und „da.“ Es lockert den Griff seiner Finger. Das Pferd schwebt davon.
    „Oh“, meint die Frau und ruft schnell, als das Kind anfängt zu plärren: „Schau, wie schön das Pferd fliegen kann“, und weist zum Himmel. Ihr Blick folgt dem Ballon zur obersten Gondel. Sie schaukelt, als würde sie gleich aus der Aufhängung springen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, schreit die Frau: „Vorsicht, halt!“
    Umsonst. Wie eine Puppe fällt eine Gestalt aus dem Riesenrad. Einem Fallschirm gleich, bauscht sich der Rock des Dirndls kurz im Wind.
    „Nein, nein“, kreischt die Frau, klammert das Kind fester an sich und dreht sich automatisch weg. Sie hört den Körper irgendwo in der Nähe mit einem Rumms auf die Erde prallen. Einem Echo gleich, wiederholt sich das plumpe Geräusch. Das Kind greint vor sich hin, es spürt die Unruhe, die durch die Schreie und den Sog der laufenden Menschen zum Ort des Geschehens entsteht. Die Frau drängt sich mit dem Kind durch die Menge, und erst als sie weit weg irgendwo vor einem Zelt innehält, schöpft sie wieder Atem.

Anhang
    Für Leser jenseits der Weißwurstgrenze
    Einfach ist es nicht, Tipps zu geben, wenn man schon lange in einer Stadt wohnt. Irgendwie hat man seinen Lieblingsitaliener gefunden – bei mir ist es ein Lieblingsgrieche in der Nachbarschaft –, ich weiß, dass die Latte im Café gleich nebenan supergut schmeckt oder an welchem Tag man günstig in welches Kino geht. All dies wissen Sie in Ihrer Stadt sicher auch. Sie reisen nach München, so wie ich irgendwann in Ihre Stadt reise, um Neues zu erleben. Das Oktoberfest, ein Highlight im Jahreskalender der Stadt, wie der Karneval am Rhein, die Segelwoche in Kiel, das Seenachtfest in Konstanz …
    Aber vielleicht besuchen Sie München ja zu einer anderen Zeit? Keine Bange, auch außerhalb dieser sechzehn Tage Ausnahmezustand ist es möglich, in kleinen Dosen einen Hauch Oktoberfest aufzuspüren. Um Ihnen bei diesem Unterfangen wenigstens ein ganz klein wenig auf die Sprünge zu helfen, ein paar, sehr subjektive, keineswegs umfassende Tipps, die mit keinem Reiseführer konkurrieren, keine Stadtrundfahrt oder gar ein Geschichtsbuch ersetzen wollen, sondern nur Ihre Lust, München einen Besuch abzustatten, ein wenig kitzeln sollen. Eine Stadtrundfahrt, am besten mit der Tram ab Sendlinger Tor oder traditionell mit dem Bus ab Hauptbahnhof, ist in jedem Fall empfehlenswert. Ich leiste mir in jeder Stadt, in die ich komme, eine. Spannend sind, auch für mich als Stadtbewohner, Führungen per pedes oder per Rad (Stattreisen u. ‍a.) vielleicht mit einem besonderen Schwerpunkt (es soll auch eine Bier-Tour geben??). Aber das erfahren Sie besser über das Internet und bei der Information am Marienplatz als von mir. Zurück zum Oktoberfest.
    Oktoberfest im März?
    Aber ja. Jedes Jahr im März, falls ich nicht irgendwo unterwegs bin, pilgere ich mit
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