Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition)
Autoren: Barbara Ludwig
Vom Netzwerk:
ebenso schnell wie die Jahre ihres Lebens, die ihr jetzt im Zeitraffer in den Sinn kommen. Mit dem Bild des kleinen Mädchens, das barfuß im Garten der Großeltern in Holzkirchen spielte, steigt Claudia aus der Dusche, greift sich das Badetuch, rubbelt sich trocken. Ihre Brust reagiert empfindlich. Vielleicht hat sie ja recht mit ihrem gestern Abend so lose dahingeworfenen Verdacht? Vielleicht ist sie schwanger. Sie fühlt sich ungewohnt weich. Aber kann man das so schnell merken? Sie lächelt. Ein Baby, ein Kind. Es wäre schön.
    Sie geht ins Schlafzimmer zurück. Ludwig lümmelt sich auf dem Bett und spielt mit seinem Handy. Sie gibt ihm im Vorbeigehen einen Klaps auf den, wie sie zugeben muss, süßen Po. „Keine Müdigkeit. Das Bad ist frei. Aber da du schon das Handy in der Hand hast, ruf deine Tante Julia an, dann treffen wir uns nach dem Fototermin beim Oktoberfest. Ich würde sie gern kennen lernen.“
    Das letzte Mal Fotoshooting, am liebsten würde sie kneifen. Ihr Bauchgefühl rät ihr, die Jeans überzustreifen und rauszufahren. Ihretwegen auch nach Berg zur Votivkapelle, wenn Ludwig das mag. Weg aus der Stadt, aus dem Rummel. Warum ist sie nur so verdammt pflichtbewusst? Sie greift sich eines der Dirndl. Es ist hellblau, übersät mit kleinen, weißen Pünktchen. „Es passt zum Himmel“, summt sie, sich besänftigend.
    Kopitzkis siegesbewusste Stimme durchdringt den Raum: „Also, nachdem Ochshammer heute Morgen überraschend signalisiert hat, dass er seinen Betrieb veräußern will, sind wir doch am Ziel unserer Wünsche. Ich habe Ihrem Partner mehr als das, was gewünscht war, beschafft. Von meiner Hilfestellung in einer, sagen wir mal, heiklen Angelegenheit ganz abgesehen.“
    Er zwingt sich, bei dem Gedanken nicht zu kichern. Die Brüder sind ganz schön ausgekocht. Die Presse ist voll darauf abgefahren, dass bei Claudia die ’Ndrangheta mitmischt, und als noch rauskam, dass sie mit dem ermordeten Luigi ein Techtelmechtel hatte und die Bilder der armen Frau Rezzo mit Baby zu Tränen rührten, war sie zum Abschuss freigegeben. Sein Einfall mit der Leiche war auf jeden Fall grandios. Wäre auch nicht besonders toll gewesen, wenn sie den Toten bei Ochshammers Veranstaltung gefunden hätten. Die Burschen hätten auch einen anderen Ort für ihre Vergeltung wählen können. Aber das ist Schnee von gestern, jetzt spielt die Musik, und der Spielautomat muss ausspucken. He is the winner. Darum kommt er auch gleich zum Punkt.
    „Der Übergabe meiner, sagen wir mal, angemessenen Gewinnbeteiligung steht somit nichts mehr im Wege. Meinen Sie nicht auch?“ Kopitzki wandert in Rottlers Büro auf und ab. Sein Telefonpartner ergeht sich in langen Auslassungen über die Bilanzen der Firma, die Grundstücke, die zu Ochshammers Betrieb gehören. Er hatte ihnen das ganze Material doch bereits vor einiger Zeit in die Hände gespielt, was soll das? Will er ihn hinhalten? Ihm ist heiß, er öffnet mit einer Hand das Fenster, flucht, dass die Klimaanlage nicht richtig eingestellt wurde. Im Haus gegenüber sieht er weiter unten eine Frau am Fenster stehen. Witzig, denkt er, dass Rottlers Büro genau gegenüber von Claudia Fiorettis Lokal und Wohnung liegt.
    Gut, dass gestern irgend so ein Italiener die ganze Situation mit seinem Singsang entschärfte, und jetzt wieder Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Eigentlich könnte er bald mal wieder in ihrem Restaurant essen gehen. Nach der ganzen Wurst ein raffiniert zubereiteter Fisch? Wenn ihm erst das Haus am Meer gehört, dann … Reiß dich zusammen, träumen kannst du später, schimpft er sich, als ihm auffällt, dass von dem letzten Satz seines Gesprächspartners nur das Wort Oktoberfest haften blieb. Die Übergabe, endlich kommt der Mann zum Punkt. Jetzt heißt es aufpassen, Ohren spitzen.
    „Die Übergabe, ja? Wo wollen Sie sich mit mir treffen? Auf dem Oktoberfestgelände, beim Riesenrad? Muss das sein? Ich würde das Oktoberfest gern meiden, können Sie das nicht verstehen? Die Gefahr, Herrn Ochshammer zu begegnen, ist unnötig groß. Wir wollen ihn doch nicht erschrecken.“ Er lacht hämisch. „Der Wettbewerb ist zwar zu Ende, aber vielleicht trifft er sich noch mit Leuten aus der Branche. Er hat uns ja nicht verraten, was er vorhat. Irgendwie ist mir schleierhaft, warum er so plötzlich alles loswerden will, wer weiß, was dahintersteckt. Wobei, ich selbst habe ihm geraten, Kontakte zu knüpfen.“ Als ihm alle Möglichkeiten einfallen, stöhnt er auf. Auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher