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Target 5

Target 5

Titel: Target 5
Autoren: Colin Forbes
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umgebracht. Er wurde mit Bewährung entlassen und kam direkt zurück nach Kanada.«
    »Das muß vor sieben Jahren gewesen sein«, schätzte Adams.
    »Schön zu sehen, daß Sie rechnen können«, bemerkte Dawes. »Seitdem verbrachte er die meiste Zeit in der Arktis, arbeitete teilweise für die Leute des arktischen Forschungslabors in Point Barrow, teilweise für uns. Er ist der Mann, der uns all die Informationen über den sowjetischen U-Boot-Jäger, diesen Hubschrauber, besorgt hat, als er zum erstenmal in der Arktis auftauchte.« Dawes erinnerte sich ungern an diesen Hubschrauber. »Er gehört zur Geheimstufe eins und spricht fließend Russisch. Falls das nicht reicht, ist da noch dieser Spitzbergen-Trip.«
    »Was war das, Sir?«
    »Unsere Sicherheitsvorkehrungen müssen besser sein, als ich dachte«, bemerkte Dawes mit einem kalten Lächeln. »Aber Sie waren ja damals in Saigon. Letztes Jahr machten sich drei Männer auf den Weg über das Packeis, um etwas zu beweisen, was wir für unmöglich hielten: Sie legten den ganzen Weg von Grönland bis Spitzbergen per Schlitten zurück. Es kam nicht in die Presse, weil dieser Trip von militärischer Bedeutung war. Die drei Männer waren Sam Grayson und Horst Langer, die jetzt in Thule warten, und Beaumont – ihr Anführer.«
    »Das klingt alles äußerst vielversprechend«, gab Adams zu. »Aber wir brauchen ihn nur für den Fall, daß Target 5 eingenebelt ist?«
    »Richtig! Die Schwierigkeit ist, daß Beaumont nur dann direkt nach Grönland zurückgehen wird, wenn ich ihm sage, daß er Michael Gorow herausholen soll…«
    »Aber das wissen Sie ja nicht«, warf Adams ein. »Der neueste meteorologische Bericht meldet klares Wetter über dem ganzen Gebiet…«
    »Dann werde ich ihm eben meinen neuesten Wetterbericht zeigen.« Dawes ging zu seinem Schreibtisch und zog ein maschinengeschriebenes Blatt hervor, das er Adams reichte. »Er hat gerade zwei schlimme Jahre in der Arktis verbracht. Deshalb werden wir mit Engelszungen reden müssen, um ihn zur Rückkehr zu bewegen. Diese kleine Fälschung muß dazu beitragen.«
    Adams starrte auf das Blatt Papier. Es war ein offizieller meteorologischer Bericht mit Datum und Uhrzeit von vor acht Stunden. – Wetterbedingungen Umgebung Target 5 verschlechtern sich rapide. Dichter Nebel. Sicht null. Temperatur minus neunundvierzig Grad. Bedingungen verschlechtern sich voraussichtlich. – Adams blickte von dem Bericht auf. »Was passiert, wenn er dahinterkommt, daß Sie ihn angeschmiert haben?«
    »Er wird in die Luft gehen; aber bis dahin ist er hoffentlich in Thule auf Grönland.« Dawes nahm eine kurze, dicke Zigarre aus einer Kiste und steckte sie in den Mund, ohne sie anzuzünden. Seit dreißig Tagen versuchte er, sich das Rauchen abzugewöhnen, und bis jetzt hatte er es vierzehn Tage lang ausgehalten. »Sie haben von der undichten Stelle in unserem Sicherheitssystem in Thule gehört?« fragte er beiläufig.
    »Nein.« Adams richtete sich in seinem Stuhl auf. »Welche undichte Stelle?«
    »Callard vom FBI hat mir vor zwei Stunden eine Warnung zukommen lassen.« Dawes blies das Streichholz aus, das er geistesabwesend angezündet hatte. Er blickte ernst drein. »Es hat den Anschein, daß ein Top-Sowjetagent seit mehr als zwei Jahren fortlaufend Informationen gesendet hat. Man kennt seinen Decknamen – Krokodil –, und man hofft, sehr bald seine Identität zu lüften.«
    »Das könnte die Operation gefährden«, sagte Adams.
    »Ich glaube nicht. Ich werde Beaumont empfehlen, nur mit Tillotson, dem Sicherheitschef dort, zu verhandeln.« Dawes blickte auf seine Uhr. »Beaumont dürfte bald hier sein. Halten Sie sich fest, Adams.«
     
     
    Der Mond stand hoch, die Nacht war sternklar, und über dem Packeis funkelte der Himmel im Licht der Konstellationen um den Großen Bären. Die bittere Kälte der langen Nacht lag wie ein Belagerungsring um Target 5.
    Hundertfünfundachtzig Kilometer östlich der Küste Grönlands und nur vierzig Kilometer westlich der sowjetischen Eisinsel Nordpol 17 wurde Target 5 von dem Packeis bedrängt, das an ihm rieb und sich gegen seine klippenähnlichen Ränder preßte. Es waren Milliarden Tonnen Eis, die ständig in Bewegung waren und quietschten und knirschten, in dem Bestreben, die Insel, die in ihm gefangen war, durch seinen Druck zu zermalmen.
    Seit dreißig Jahren, seitdem im Jahre 1942 Target 5 vom kanadischen Schelfeis losgebrochen war und seinen spektakulären Umlauf rund um den Nordpol angetreten
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