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Target 5

Target 5

Titel: Target 5
Autoren: Colin Forbes
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Adams’ Blick mit seinen kalten blauen Augen festhielt. »Wir können es ihnen nicht sagen, weil sie nicht unter Geheimhaltungsstufe eins fallen…«
    »Vielleicht sollten wir ihnen trotzdem einen Funkspruch durchgeben«, schlug Adams vor, »ihnen einen Tip geben.«
    »Von wegen Tip! Wir wissen erst seit kurzem, daß Gorow kommen will. Ein ganzes Flugzeug voller Männer darf ich nicht zu früh rüberschicken, weil es die Russen aufmerksam machen würde. Sie könnten ihren Stützpunkt abriegeln. Dann wäre auch Gorow eingeschlossen. Der Witz an der Sache ist, daß zu diesem Zeitpunkt die Lage auf Target 5 völlig normal und totenstill erscheinen muß.«
    »Ich sehe immer noch nicht, was Beaumont damit zu tun hat.«
    Dawes betrachtete Adams eingehend, bevor er antwortete. Mit seinen fünfunddreißig Jahren hatte Jerry Adams mehr akademische Qualifikationen für diese Position, als Dawes sich hatte merken können. Er sprach fließend sechs Sprachen, einschließlich Russisch und Serbokroatisch. Er war Experte in Kryptographie, Funkspezialist, und mit fünf anderen teilte er den Ruf, die besten Verhöre in den Vereinigten Staaten zu führen. Es gab nur eine Qualifikation für die Arktis, die ihm fehlte: Das einzige Eis, das er je in seinem Leben gesehen hatte, war das Eis im Cocktailglas.
    »Nebel«, sagte Dawes.
    »Nebel?«
    »Nehmen wir an, Target 5 * * ist von Nebel eingeschlossen«, begann Dawes ernst. »Wie kommen wir hin, um Gorow rauszuholen? Wir können nicht einfliegen, wir können kein Schiff durch massives Packeis schicken, also werden wir zu Fuß gehen müssen, mit einem Schlitten über das Eis. Deswegen könnten wir Beaumont brauchen.«
    »Er ist so etwas wie eine letzte Rettung?«
    »Ja.« Dawes schaute zu der geschlossenen Tür seines Büros, als könnte Beaumont jeden Augenblick im Türrahmen erscheinen. »Der Haken ist nur, daß er nicht weiß, daß er nur eine Art letzte Rettung ist, und ich habe nicht vor, es ihm unter die Nase zu binden. Um Ihr besorgtes Gehirn zu beruhigen, Adams, werde ich Ihnen seine Qualifikationen aufzählen.«
    »Haben wir sonst niemanden, der einen Schlitten über das Packeis führen könnte?« fragte Adams ungläubig. »Das ist doch wirklich eine einfache Aufgabe.«
    »Manchmal frage ich mich, warum ich Sie angestellt habe«, seufzte Dawes mit einem echten Ton der Verwunderung in der Stimme. »Schlittenführen ist das rauheste und härteste Geschäft, das der liebe Gott geschaffen hat.« Er stand auf und ging rasch zu einer riesigen Wandkarte. »Kommen Sie her, und ich werde Ihnen etwas beibringen, was man auf Harvard versäumt hat, Ihnen zu erzählen.«
    Er starrte auf die Karte der arktischen Zone. Ganz oben war die Küste Rußlands mit Murmansk und Leningrad auf der rechten Seite zu erkennen. Der Mittelpunkt der Karte war der Nordpol, unterhalb Spitzbergen, Grönland und die Küste von Kanada und Alaska. Die Markierungsnadel, die die gegenwärtige Position von Target 5 angab, steckte sehr tief, genau über der Eisberg-Gasse, einem gefährlichen Trichter von treibendem Eis zwischen Grönland und Spitzbergen.
    »Target 5 driftet zur Zeit hundertfünfundachtzig Kilometer von der Küste Grönlands entfernt«, sagte Dawes ruhig. »Vierzig Kilometer weiter östlich ist der sowjetische Stützpunkt Nordpol 17, von wo Gorow sich absetzen will. Jeden Tag driften die beiden Eisplatten, die diese Stützpunkte tragen, mit dem Packeis näher zur Eisberg-Gasse hin. Beaumont nennt es den gefährlichsten Ort der Erde, und ich bin derselben Meinung.«
    »Seine Qualifikationen?« drängte Adams.
    »Ungewöhnlich. Seine Mutter war Kanadierin, sein Vater Engländer; er fiel im Krieg. Inzwischen ist auch die Mutter gestorben. Beaumont wurde 1943 als Kind nach Kanada gebracht und kam nach Coppermine am Rande der Arktis. Er wuchs im Eis auf, in der Nähe der Gegend, wo die Eisinseln entstehen, wenn sie vom kanadischen Schelfeis abbrechen. 1952 wurde er zur Ausbildung nach England zurückgeschickt, wo er anfing, sich für die Fliegerei zu interessieren. 1965 heiratete er – er war damals fünfundzwanzig Jahre –, und drei Wochen nach der Hochzeit wurde seine Frau von einem Betrunkenen, der Fahrerflucht beging, getötet.«
    »Ein Alptraum«, murmelte Adams.
    »Für den Fahrer, ja. Er wurde gefunden und angeklagt. Beaumont war im Gerichtssaal, als der Fahrer in London verurteilt wurde. Bevor man ihn aus dem Zeugenstand zurückführen konnte, hatte Beaumont sich auf ihn gestürzt und hätte ihn fast
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