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Target 5

Target 5

Titel: Target 5
Autoren: Colin Forbes
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Tor!«
    »Kurs beibehalten.«
    Am Himmel vor ihnen schien ein schwaches kaltes Licht – die Sonne, die in die Arktis zurückkehrte und von der auch der blasseste Schimmer seit Tagen von der schweren Wolkenbank geschluckt worden war. Da Silva sah noch einmal durch das hintere Fenster. Die Passage zwischen den Eisbergen war so schmal, daß sie nicht einmal mehr eine Barkasse hätten passieren können. Die Silhouetten verschmolzen ineinander, und ein entsetzlicher Knall hallte über den Ozean, ein furchtbares Krachen und Tosen, als die Eisberge gegeneinanderprallten. Ein donnernder Widerhall breitete sich über die ganze Arktis aus. Da Silva zuckte zusammen, als er Schmidts Stimme wahrnahm.
    »Volle Fahrt voraus. Wir fahren nach Hause!«
     
     
    Am Mittwoch, den 7. März, ging Beaumont in Quebec an Land. Er humpelte mit Hilfe eines Stockes die Gangway herunter. Sein Gesicht war so gründlich mit Verbänden umwickelt, daß nur seine Augen, trostlose, unnahbare Augen, zu sehen waren. Schmidt Grayson und Langer lehnten aus einem der Brückenfenster, um ihm nachzusehen; aber er schaute sich nicht um, als er sich zum Deck schleppte. Matrosen, die ihm zuwinken wollten, säumten schweigend die Reling, aber er warf ihnen noch nicht einmal einen Blick zu.
    Es war kalt an diesem Märztag, der inzwischen lange vorbei ist. Eis trieb im St.-Lorenz-Strom, Schnee glitzerte auf den Dächern des Hotels Château Frontenac. Lemuel Dawes und Adams, die auf Beaumont warteten, eilten ihm entgegen, zögerten aber, als der große, starkgebaute Engländer sie aus seiner Vermummung heraus anstarrte. Beaumont schüttelte ihnen steif und kurz die Hand. »Ich muß weg«, brummte er. »Grayson kann Ihnen die gewünschten Details geben – und ich habe einen Bericht für Sie geschrieben.«
    Er holte den Bohrkern aus seinem Parka und überreichte ihn Dawes. »Was Sie suchen, befindet sich in diesem Kern – heben sie das obere Stückchen des Steins mit einem Messer heraus, dann haben Sie es.« Er sprach nicht weiter, als Dawes den Bohrkern nahm. Dann sagte er nur noch: »Ich hoffe, es hat sich gelohnt – eine Menge Männer sind dafür gestorben.«
    Bevor Dawes antworten konnte, humpelte er davon, an dem Regierungsflugzeug vorbei, und stieg in ein Taxi. »Flughafen«, sagte er zum Fahrer. Er schwieg während der ganzen Fahrt und starrte aus dem Fenster, ohne wahrzunehmen, was an ihm vorüberzog. Als sie sich dem Flughafen näherten, fragte er lediglich: »Wissen Sie zufällig, wann der nächste Flug nach Miami geht?
     
     
    Nachspiel. Mai bis Juli 1972
     
    Die Eisinsel Target 5 driftete weiter südlich in die Eisberg-Gasse hinein, ihrer Zerstörung entgegen. Am 7. März, dem Tag, an dem Beaumont in Quebec an Land ging, landete ein Transporter vom Typ C-130 sicher auf der Piste und kam einige Meter vor dem ausgebrannten Wrack seines Vorgängers zum Stehen. Die Gefahr einer ähnlichen Katastrophe, wie sie der früheren Maschine widerfuhr, bestand nicht mehr, denn die Steine waren von der Piste verschwunden.
    Die Männer, die aus dem Flugzeug stiegen, beeilten sich, die in Kisten verpackte Ausrüstung an Bord zu bringen. Die Nähe der Insel zur offenen See machte sie nervös. Der Nebel drohte sich wieder zusammenzuziehen. Als sie die Leiche Matthew Conways unter dem zertrümmerten Schneepanzer fanden, nahmen sie an, daß er im Nebel von der Rampe herabgestürzt war. Sie luden die Leiche schnell in die Maschine. Später wurde sie zur Beisetzung nach Cincinnati geflogen. Den Männern war nur eins unverständlich: Sie konnten keine Spur von Rickard, dem Funker, oder von Sondeborg, dem Schwerkraftspezialisten, finden. Ihr Verschwinden war ein Rätsel geworden.
    Im Mai besuchte der amerikanische Präsident Moskau. Eines der abgeschlossenen Abkommen besagte, daß es kein nahes Beschatten – das zu einem Zusammenstoß führen könnte – mehr geben dürfe zwischen amerikanischen und russischen Schiffen. Niemand außerhalb der Regierungskreise fragte sich, warum zu diesem Zeitpunkt ein solches Abkommen unterzeichnet wurde, da Beinah-Kollisionen zwischen amerikanischen und sowjetischen Schiffen, die einander nachspionierten, seit Jahren an der Tagesordnung waren, obwohl in der Presse selten davon berichtet wurde.
    Ebenfalls im Mai zerbrach Target 5, die sich schon früher in vier Stücke gespalten hatte, weiter in acht einzelnen Eisplatten, die zwischen Grönland und Island trieben. Amerikanische Flugzeuge aus Keflavik beobachteten in erster Linie das
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