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Target 5

Target 5

Titel: Target 5
Autoren: Colin Forbes
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Chance, eine Warnung, bitte – bitte!
    Die Elroy fuhr schon schneller. Der Befehl wurde in dem Augenblick erteilt, als die Revolution aus dem Nebel auftauchte. Trotz seiner Erschöpfung hatte Schmidt mit der Entschiedenheit reagiert, auf die Tuchewsky gehofft hatte. Der Russe hielt den Kurs bei, steuerte schnurgerade auf das Ziel, wie es Papanin schien, der hinter der Brücke stand und die Situation nicht exakt abschätzen konnte. Die Revolution raste vorwärts, der Rumpf des amerikanischen Schiffes glitt im rechten Winkel vorbei. Sein Mast überragte die Brücke des russischen Schiffes. Tuchewsky lief zur Steuerbordseite und schaute über die Reling seines eigenen Schiffes nach unten. Er sah die Schraube der Elroy, die das Wasser aufpeitschte. Sein eigener Bug schnitt durch das aufgewühlte Wasser.
    »Sie haben sie verfehlt!« Papanin verlor endgültig die Beherrschung. »Das nächste Mal übernehme ich das Kommando!«
    Blind vor Wut stampfte er auf die andere Seite der Brücke und fluchte wild auf Tuchewsky, wobei er auf ihn hinunterschaute. Der kleine Kapitän schob ihn zur Seite, Papanin verlor das Gleichgewicht und stolperte. »Sie Idiot – wir werden den Eisberg rammen!« Papanin schrak zusammen, als er aus dem vorderen Fenster blickte. Der riesige Plateaueisberg füllte das Fenster aus.
    Beaumont stand am Heck der Elroy, als der Bug der Revolution ihnen entgegenschoß. Ein Zusammenstoß schien unvermeidbar. Die Elroy war dem russischen 16000-Tonnen-Schiff noch mittschiffs zugewandt, als die Bugwelle schon auf sie zurauschte und sein riesiger Bug sich vor die Reling der Elroy auftürmte. Beaumont war noch im letzten Augenblick sicher, daß der Bug die Schraube der Elroy zerschmettern und damit ihren Antrieb zerstören würde. Dann rauschte das russische Schiff hinter dem Heck vorbei und verfehlte sein Ziel nur um Meter. Es raste auf den riesigen Eisberg zu.
    »Sie wird den Eisberg treffen«, sagte Grayson.
    »Zu schön, um wahr zu sein…«
    Beaumont blieb in der Nähe des Hecks, beobachtete den verzweifelten Versuch der Revolution, rechtzeitig zu wenden, sah das hohe Kielwasser hinter ihr, das den extremen Kurs andeutete, zu dem sie gezwungen war, und sah schließlich, daß sie in Sicherheit war. Er erteilte Grayson, Langer und Borzoli knappe Anweisungen und ging direkt auf die Brücke der Elroy. Sein Gesichtsausdruck war düster, seine Stiefel stampften über das Deck. Als er die Brücke erreichte, wandte Schmidt sich von dem hinteren Fenster ab, durch das er geschaut hatte.
    »Sie hatten recht, Beaumont«, sagte er kurz. »Sie haben versucht, uns zu versenken.«
    »Sie werden es noch einmal versuchen. Sie können nicht schneller fahren als sie.«
    »Schneller? Mit meiner Höchstgeschwindigkeit von sechzehn Knoten?«
    »Also muß sie möglichst aufgehalten werden. Um der Crew willen, um unser aller willen…«
    »Da Silva leistet Ihnen Hilfe mit dem Sprengstoff?« Beaumont starrte Schmidt an, der bedeutungsvoll grinsend nickte. »Glauben Sie, ich wüßte nicht, was sich an Bord meines Schiffes abspielt, Mr. Beaumont?«
    »Sie muß aufgehalten werden!« wiederholte Beaumont.
    »Ich werde vergessen, dies in das Logbuch einzutragen.« Der Kapitän blickte zu Beaumont auf der anderen Seite der Brücke und sagte nur: »Halten Sie sie auf.«
    Das Carley-Floß, das für den Fall, daß ein Schiff aufgegeben werden muß, über Bord geworfen wird, war mit einhundert Pfund Sprengstoff geladen und zur Zündung präpariert. Die Zeitzünder waren angebracht und die Uhren so eingestellt, daß die Detonation nach zehn Minuten erfolgen konnte. Sie waren jedoch noch nicht aufgezogen. Das Floß war jetzt eine potentielle Mine.
    Schmidt mußte die Geschwindigkeit erheblich reduzieren, als die Barkasse vom Achterdeck seitlich heruntergekurbelt wurde. Es war ein nervenaufreibender Entschluß gewesen, denn die Revolution, die zwar noch mit einigem Abstand der Elroy folgte, kam immer näher und drohte den Eisbrecher einzuholen. Der Blick von der Brücke nach vorn war kaum ermutigender als der nach hinten. Schwerer Nebel driftete noch steuerbord und verdeckte halb den Hohleisberg, der etwa fünfhundert Meter vor ihnen lag. Backbord war eine ganze Kette von Eisbergen aufgetaucht, die die offene Rinne einengten. In einiger Entfernung direkt voraus standen außerdem zwei sehr große Eisberge zu beiden Seiten der Fahrrinne wie zwei Wachposten vor einem Tor. Es war in der Tat eine Eisberg-Gasse, durch die Schmidt sein Schiff führen
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