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Target 5

Target 5

Titel: Target 5
Autoren: Colin Forbes
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schaute nach hinten, um das Carley-Floß zu beobachten, das in der Strömung schaukelte und an dem Grotteneingang vorbeizugleiten schien. Im letzten Moment fing sich das Floß am Eis, saß einen Moment fest und wurde dann von der Strömung hineingesogen und in den Eistunnel geschickt, der zu dem See auf der anderen Seite führte.
    »Es ist drin!« rief Grayson den anderen zu.
    Beaumont gab jetzt Vollgas, und die Barkasse raste die gefährliche eisübersäte Fahrrinne hinunter. Er mußte das Steuerrad herumreißen und verfehlte eine größere Eisscholle um Zentimeter. Immer mehr Eis tauchte auf, kleine Schollen, die im Mondlicht schwappten, und kleine Eisberge, die mit der Eisbergkette vor Backbord drifteten. Hohe Geschwindigkeit in solchen Gewässern war höchst gefährlich – und eine hohe Geschwindigkeit war lebensnotwendig für sie. Der Hohleisberg zeichnete sich noch zu ihrer Rechten ab, erstreckte sich weit vor ihnen nach Süden, endlos, wie Beaumont schien. Er gab Vollgas und hatte darum schwer mit dem Steuerrad zu kämpfen.
    Ein einzelnes Licht leuchtete weit entfernt am Heck der Elroy, das einzige sichtbare Licht an Bord des Eisbrechers, seitdem Schmidt befohlen hatte, alle Lichter zu löschen bis auf den Scheinwerfer, der die Barkasse zum Schiff zurückführen sollte. Die graue Gischt ihres auslaufenden Kielwassers erschien backbord. Die bitterkalte Luft peitschte ihre Gesichter. Die Barkasse steuerte im Zickzackkurs, um weitere Eisschollen zu umfahren. Hinter ihnen kam die Revolution immer näher und fuhr jetzt neben dem Hohleisberg – sie alle hatten ihre Geschwindigkeit unterschätzt.
    »Das Tor schließt sich«, rief Langer Beaumont ins Ohr. In der Ferne veränderte sich die Silhouette hinter der Elroy. Es sah aus, als würde Schmidt zu spät kommen. Die zwei riesigen Eisberge, die den Ausgang aus der Fahrrinne säumten, kamen sich immer näher und waren in einer Gegenströmung gefangen. Bis Schmidt sie erreichte, würde es keinen Ausweg mehr geben. Das Tor schloß sich, wie Langer gesagt hatte.
    Beaumont mußte plötzlich einem kleinen Eisberg ausweichen, der aber doch groß genug war, das Dollbord zu zerschmettern, wenn es zum Zusammenstoß käme. Er wich in die entgegengesetzte Richtung aus, um einem zweiten Eisberg zu entkommen; er ging mit der Barkasse um wie mit einem Rennboot. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis sie gegen eine der Schollen krachten, aber das Hecklicht der Elroy war jetzt schon etwas größer und näher. Als er wieder einen Blick nach Steuerbord riskierte, war er überrascht: Sie hatten den Hohleisberg passiert, hatten ihn bereits hinter sich gelassen und brausten davon.
    »Mehr Fahrt!« wütete Papanin. »Wir müssen sie einholen!«
    Tuchewsky sagte nichts. Er führte nicht mehr das Kommando über sein eigenes Schiff. Hinter dem Steuerbordfenster türmte sich der riesige Eisberg auf, überragte sie, und zum erstenmal bemerkte Tuchewsky die gewölbten Öffnungen an der Wasserlinie.
    Hinter dem Eisfelsen hatte das Carley-Floß den Tunnel verlassen und war in den dunklen See dahinter getrieben. Es schwamm um eine Ecke und stieß gegen das Eis. Das Floß war mit Reif bedeckt, der sich im Tunnel auf ihm niedergeschlagen hatte. Es fing sich an einem Eisspier und blieb hängen. Der ausgehöhlte Eisturm ragte steil über ihm in die Luft, der Turm, der den Überhang stützte.
    Beaumont war der totalen Erschöpfung nah; er verfehlte eine Eisscholle; aber die Scholle verfehlte nicht die Barkasse. Der Bug prallte gegen einen Eisspier, der unter der Wasseroberfläche schwamm, schnellte hoch, und die Barkasse flog über sie hinweg. Als sie in der Luft hingen, stockte Beaumonts Herzschlag – die Schraube konnte an dem Eis hängenbleiben, abknicken und vielleicht aus dem Boot herausgerissen werden. Die Barkasse fiel zurück ins Wasser; der Spier zerbrach unter dem Aufprall. Er ging unter, als die intakte Schraube über ihm kreiste und dann wieder durch das Wasser quirlte. Hinter dem Eisfelsen detonierte die schwimmende Mine.
    Der Eisturm, der den Übergang abstützte, erzitterte. Die wabenartig durchlöcherte Säule brach langsam in sich zusammen und löste Stück für Stück, wobei riesige Mengen von Eis in den See herabfielen. Dann knickte sie in der Mitte ein und brach vollständig auseinander. Das enorme Gewicht des Eises darüber donnerte hundert Meter tief herab und zersplitterte an der Kante des Sees in tausend Stücke, die wie eine Eislawine in den See rutschten. Der Turm und der
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