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Target 5

Target 5

Titel: Target 5
Autoren: Colin Forbes
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Selbstbeherrschung zu verlieren. Sondeborg gesellte sich zu ihnen. Ihre Lage war äußerst vertrackt. Niemand war in dieser schrecklichen Einsamkeit gern sich selbst überlassen, nicht einmal in der Wärme einer Baracke. Trotzdem rieben sie sich gegenseitig auf, wenn sie zusammen waren, so wie das Eis, das gegen die nahen Klippen scheuerte. »Mach die Tür zu, Harvey«, sagte Conway, der sein Auge gegen das Instrument preßte. Die Tür schlug hinter ihm zu.
    »Die Russen sind fort!« Sondeborg war nervös, fast hysterisch. »Sie haben mehr Verstand als wir. Sie haben ihren verfluchten Stützpunkt geräumt, als noch Zeit dazu war. Warum zum Teufel funken wir nicht nach unserem Flugzeug. Alles ist gepackt…«
    »Jetzt reicht’s!« Conway senkte den Sextanten und fuhr herum. »Es ist noch längst nicht alles gepackt – und du hast noch Experimente abzuschließen.«
    »Scheiß auf die Experimente!« zischte Sondeborg. »Dieser Ort ist mir unheimlich…«
    »Du bist seit elf Monaten auf Target 5«, unterbrach Conway, »und es ist noch immer derselbe Ort.«
    »Es ist nicht derselbe Ort«, schnauzte Sondeborg zurück. »Wir befinden uns am Rand der Eisberg-Gasse…«
    »Geh nach drinnen und mach uns Kaffee«, fuhr Conway ihn an. »Wir können alle etwas Heißes zu trinken gebrauchen.« Die Tür knallte wieder, als Sondeborg zurück in die Baracke stürmte. »Du gehst besser mit ihm rein, Jeff«, empfahl Conway ihm. »Du weißt ja, was er anstellt, wenn er allein ist. Dann kannst du noch mal versuchen, nach Thule durchzukommen. Ich will, daß man unsere neue Position kennt.«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Rickard skeptisch. »Es bilden sich starke atmosphärische Störungen. Ich glaube, wir sind abgeschnitten. Es könnte an einem bevorstehenden Wetterumschwung liegen.«
    Conway runzelte die Stirn, als er seine Positionsbestimmung abgeschlossen hatte. Der Hinweis auf schlechte Funkverbindung beziehungsweise gär keine Funkverbindung machte ihm mehr Sorge, als er zeigen wollte. Bevor er wieder hineinging, blieb er kurz stehen und überflog die vertraute Wildnis aus gefrorener See und endlosem Eis. Aus irgendeinem Grund hatte Conway Angst.
     
     
    In Dawes’ Büro herrschte eine subtropische Hitze und eine Spannung, die die drei Männer ins Schwitzen brachte. Beaumont hatte diese Spannung ausgelöst. Er saß da in kurzärmeligem Hemd, die Hände über seine starken Knie verschränkt, und starrte Dawes an. »Also gut, ich bin jetzt im Bilde, nun, was macht diesen Russen, Michael Gorow, so verdammt wichtig?«
    »Alles, was Sie wissen müssen, ist, daß er sehr wichtig ist«, warf Adams dazwischen. »Die Einzelheiten sind top secret.«
    Beaumont wandte kurz seinen Kopf und warf dem Assistenten einen mißbilligenden, düsteren Blick zu. Dann wandte er sich wieder an Dawes, der eilig antwortete. »Michael Gorow ist der Meeresforscher Nummer eins der Sowjetunion. Er hat persönlich die Verlegung ihres gesamten Sosus- und Caesar-Systems * entlang dem arktischen Meeresboden überwacht. Und er bringt die Katharina-Karten mit – den vollständigen Plan dieses Systems, das ihre U-Boote unter dem arktischen Eis herleitet und sie bis an unsere Küsten führt. Sagt Ihnen das genug?«
    »Es bedeutet, daß Gorow – wichtig ist.«
    »Wenn wir diese Karten in unseren Händen haben, könnten wir uns daranmachen, ihr ganzes Offensivsystem auseinanderzureißen. Es könnte sie zehn Jahre zurückwerfen«, fuhr Dawes temperamentvoll fort. »Und es bedeutet noch mehr als das: Wenn der Präsident im Mai mit den Katharinen-Karten in seiner Tasche nach Moskau geht, könnte er aus einer sehr starken Position heraus verhandeln. So wichtig ist das, Keith. Und deswegen brauche ich Sie in Grönland.«
    »Immer mit der Ruhe. Noch habe ich nicht die Absicht, überhaupt irgendwohin zu fahren.« Beaumont erhob sich und ging quer durch den Raum, um sich die Wandkarte anzusehen. Für einen Mann von seiner Größe ging er sehr gemessen. »Dieses Schiff, die Elroy …« Er zeigte auf eine Markierungsnadel unten auf der Karte. »Ist das der Eisbrecher, das Schwesterschiff der Exodus?«
    »Ja. Nach einem Jahr in der Arktis ist sie auf dem Weg zurück nach Milwaukee.«
    »Und wenn ich verlangen würde, daß Sie sie umkehren lassen und sie schnurstracks zu dem Eisfeld zurückschickten…?«
    Adams’ Stimme überschlug sich vor Entrüstung. »Sie scheinen vergessen zu haben, daß wir diese Operation planen, Beaumont.« Der Engländer wandte sich ihm langsam zu
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