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Target 5

Target 5

Titel: Target 5
Autoren: Colin Forbes
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klappen wie am Schnürchen.«
    »Wird es nicht«, knurrte Beaumont. »Ich kann Ihnen nur das eine mit Sicherheit voraussagen: Es wird nicht klappen wie am Schnürchen.«
     
     
    Freitag, 18. Februar
     
    Am Freitag, dem 18. Februar, genau fünf Minuten nach fünfzehn Uhr, wurde auf dem Newski-Prospekt in Leningrad ein Mann getötet.
    Nachmittags um drei Uhr Leningrader Zeit ist es in Washington erst sieben Uhr morgens. Beaumont hatte noch nicht einmal den Florida-Expreß bestiegen, aus dem er siebzehn Stunden später ohne viel Federlesens herausgeholt werden sollte. Es war also fast drei Uhr nachmittags, als Harvey Winthrop, ein amerikanischer Tourist, vorsichtig die fünf vereisten Stufen hinunterstieg, die vom Hotel Europa aufs Straßenniveau hinabführten.
    Winthrop, ein großer, ernst aussehender Mann von achtunddreißig Jahren, war laut Paß Schriftsteller: ans Schreiben dürfte er aber wohl kaum gedacht haben, als er auf seine Uhr schaute und das Hotel Europa um 2.55 Uhr verließ. Auf der Straße wandte er sich nach links und stapfte durch den Schnee in Richtung Newski-Prospekt.
    Der Himmel war wolkenverhangen und verhieß mehr Schnee. Es waren wenige Leute unterwegs, denn auf diesem nördlichen Breitengrad würde es innerhalb von dreißig Minuten dunkel sein. Die Straßenlaternen brannten sogar schon. Ihr Licht spiegelte sich gespenstisch im Schnee, als Winthrop den Newski-Prospekt erreichte und vorsichtig in beide Richtungen der breiten Allee spähte. Er erweckte den Eindruck, als sei er unschlüssig, ob er die Straße überqueren sollte; aber in Wirklichkeit beobachtete er drei parkende Wagen auf der anderen Seite der Allee.
    Die Reisebegleiterin von Intourist, Madame Vollin, die ihn bei jedem Besuch der Eremitage begleitet hatte, seit er vor fünf Tagen aus Helsinki angekommen war, konnte er nirgends entdecken, weder in einem der geparkten Wagen noch vor den schwacherleuchteten Schaufenstern hinter den Fahrzeugen. Sie hatte also seiner Versicherung geglaubt, daß er heute nicht mehr zur Eremitage zurückgehen würde, da er zu müde sei, sich weitere Rubens anzuschauen. Er zögerte und wartete einen herannahenden Trolley-Bus ab. So hatte er wieder einen Vorwand, die Lage noch einmal gründlich zu sondieren.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der fast menschenleeren Allee eilte ein Jugendlicher in einer schwarzen Lederjacke um die Ecke, steckte seinen Schlüssel in eine Wagentür, öffnete sie und wartete auf ein junges Mädchen, das nach ihm um die Ecke bog.
    Das rothaarige Mädchen trug einen enganliegenden Minimantel. Als es den jungen Mann eingeholt hatte, fing es an, auf ihn einzuboxen. Winthrop lächelte trocken, während der Trolley-Bus vorbeirollte, blaue Funken von der eisbehangenen Oberleitung sprühend: Auch die Russen hatten ihre Probleme mit Jugendlichen, besonders wenn es sich um Sprößlinge der oberen Parteifunktionäre handelte. Dann endlich überquerte er die Straße.
    Es war kein Zufall, daß man Winthrop durchaus für einen Russen halten konnte. Er trug einen Pelzmantel, Pelzmütze und kniehohe Stiefel, die er drei Tage nach seiner Ankunft im Kaufhaus GUM erstanden hatte. »Ich hatte keine Ahnung, daß es so kalt sein würde«, hatte er Madame Vollin gegenüber erklärt. Als er die andere Straßenseite erreichte und an dem noch immer streitenden jungen Paar vorbeiging, schaute er auf die Uhr.
    Zwei Uhr achtundfünfzig. Noch zwei Minuten bis zu dem Treffpunkt, den er bereits sehen konnte: den kleinen baumbestandenen Park weiter unten auf dem Newski-Prospekt. Er stapfte die Allee entlang, seine behandschuhten Hände tief in die Manteltaschen vergraben und einen Kunstkatalog unter den Arm geklemmt. Er ging dieselbe Strecke zur Eremitage im Winterpalais, die er fünf Tage lang zusammen mit Madame Vollin gegangen war. Er näherte sich dem kleinen Park und konnte schon die Lenin-Statue neben dem Weg sehen und weiter entfernt eine kurze, gedrungene Gestalt, die vom Newski-Prospekt abgebogen und schon innerhalb des Parkes angelangt war.
    Ob das der Seemann war? Winthrop betrat den Park.
    Winthrop war Peter Gorow, dem Bruder des Meeresforschers Michael Gorow, noch nie begegnet. Er strengte seine Augen an, um die drei Erkennungszeichen zu überprüfen, bevor der Mann ihn erreichte. Den Seesack trug er unter dem Arm anstatt über der Schulter, wie es die sowjetischen Seeleute normalerweise taten. Stimmte. Ein roter Schal war um den Hals geschlungen. Stimmte. Aber es gab ein weiteres Merkmal, und das
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