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Tango mit dem Tod

Tango mit dem Tod

Titel: Tango mit dem Tod
Autoren: Heather Graham
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hassen dich deshalb."
    Kellys Stimme klang belegt, als sie antwortete. „Ein Risiko, sagst du? Aber ich habe noch nie so viel Fanpost bekommen wie in der letzten Zeit. Ich hatte das Gefühl, dass die biestige Maria Valentine wesentlich besser ankommt als die alte."
    „Das ist schon richtig, Kelly. Und zudem weiß jeder, der dich kennt und mit dir arbeitet, dass du eine der nettesten und angenehmsten Darstellerinnen im Fernsehen bist. Deshalb machen sich auch alle solche Sorgen um dich. Sie wollen nicht, dass dir was passiert. Deshalb haben sie deine Rolle erst mal für vier Monate ausgesetzt."
    Kelly musste nach Luft schnappen. „Vier Monate? Danach haben mich die Zuschauer vergessen!"
    „Bestimmt nicht. Du bist im Zusammenhang mit deiner Rolle doch immer wieder in der Presse", warf Ally ein. „Schon allein deshalb, weil die Untersuchung des Unfalls noch einige Zeit dauern wird."
    „Vier Monate", murmelte Kelly. „Ich kann es einfach nicht fassen."
    „Aber so ist es", seufzte Mel. „Kelly, liest du deine Fanpost eigentlich regelmäßig? Da sind auch eine Menge Briefe dabei, die verdammt bedrohlich klingen. Und wir müssen anfangen, das ernst zu nehmen. Wir können das nicht einfach ignorieren."
    Kelly war so schockiert, dass sie Mel nur wortlos anstarren konnte. Ja, natürlich, die Figur der Maria Valentine wurde von vielen Zuschauern gehasst. Aber dieser Hass bezog sich doch allein auf ihre Rolle. Sie sah es eher als etwas Positives, dass sie als Schauspielerin derartige Emotionen auslösen konnte. Früher war Maria die schüchternste und netteste der drei Valentine-Schwestern gewesen, aber seit einiger Zeit war sie immer mehr zu einer Art böser Hexe der Serie geworden. Zu einer selbst-bewussten Frau, deren bissige Kommentare und schonungslose Urteile durchaus verletzend sein konnten.
    Manchmal hatte sich Kelly schon gefragt, wer von den Drehbuchautoren oder -autorinnen eine derart tiefe, fast manische Verachtung für Männer empfand. Es musste wohl jemand sein, der von starken, persönlichen Gefühlen getrieben wurde, denn Maria Valentine verbrachte neuerdings einen guten Teil der halbstündigen Folgen damit, militant über jede Art von verabscheuungswürdigen Männern herzuziehen, von arbeitsscheuen Taugenichtsen über Trunkenbolde bis hin zu betrügerischen Ehegatten. Zuerst hatte sie selbst Bedenken wegen der Änderung ihrer Rolle gehabt, aber schon bald musste sie zugeben, dass sie noch nie derartig viele Zuschauerreaktionen ausgelöst hatte wie seitdem.
    Offensichtlich gab es eine Menge Frauen, die sich durch Maria Valentines Einstellung den Männern gegenüber bestätigt fühlten. Kelly wusste, dass viele Frauen unter ihren aggressiven und lieblosen Ehemännern litten. Ihre persönliche Meinung war jedoch eher, dass meistens nicht einer der Partner allein verantwortlich war für solche Situationen. Männer und Frauen konnten unglaublich grausam gegeneinander sein, und leider blieb dann meist einer der beiden Partner auf der Strecke.
    Aber Maria Valentine war schließlich nur eine Kunstfigur. Und seit sie in der Serie zu Partnerproblemen und Ehekrisen Stellung nahm, hatte sie sogar gewisse karikaturhafte Züge angenommen. Jedenfalls hatte das, was Maria zu vielen Dingen von sich gab, mit Kellys persönlicher Meinung herzlich wenig zu tun.
    „Es scheint mir unmöglich, dass ich wegen dieser Rolle Schwierigkeiten bekommen könnte", sagte Kelly. „Marias Boshaftigkeit hat mir mehr Aufmerksamkeit gebracht als je zuvor. Das Publikum liebt es doch, wenn es Schurken so richtig verabscheuen kann."
    „Und es liebt es, wenn Schurken das bekommen, was sie verdienen", warf Mel ein.
    Kelly schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, dass ein blöder Sandhügel sie in solche Schwierigkeiten gebracht hatte. „Okay, Maria liegt also im Koma. Aber Maria ist im Moment der Star der Serie. Wir wissen doch, dass für die Produktionsfirma und den Sponsor letztlich nur das Geld zählt. Und als Maria bringe ich ihnen eine Menge ein. Glaubt mir, die vier
    Monate sind schnell vorbei. Dann wird Maria aus dem Koma erwachen und eine furiose Rückkehr feiern."
    „Nein", murmelte Mel. Er schaute Kelly nicht an. „Davon gehe ich leider nicht aus."
    „Wenn sie mich - das heißt Maria - sterben lassen, was wollen sie denn dann tun? Soll ich als Geist wieder auftauchen? Oder als die bis dahin verschollene Zwillingsschwester, von der Maria bei der Geburt getrennt wurde?"
    Mel seufzte tief. „Hör mal gut zu, Kelly. Ich werde
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