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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin
Autoren: David Weber
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1.
    Nur im Weltraum ist die Übergangslosigkeit möglich, mit der der Kutter aus dem strahlenden Licht der Sonne in pechschwarzen Schatten tauchte. Eine hochgewachsene, breitschultrige Frau im Schwarz und Gold der Royal Manticoran Navy spähte durch das Armoplast-Bullauge des Beiboots auf die Panzerstahl-Schönheit ihres Kommandos und runzelte die Stirn.
    Auf der Schulter der Uniformierten saß ein grau und cremefarben gemusterter, sechsgliedriger Baumkater. Er verlagerte sein Gewicht, als die Frau die Hand hob und bestimmt mit dem Finger deutete.
    »Ich war der Meinung, wir hätten den Austausch von Beta Vierzehn mit Commander Antrim diskutiert, Andy«, sagte sie ohne jede Betonung, und deswegen zuckte der untersetzte, elegante Offizier neben ihr zusammen.
    »Jawohl, Ma’am, das haben wir.« Er drückte einige Tasten auf seinem Memopad und las das Display ab. »Wir haben den Austausch am sechzehnten besprochen, Skipper, noch bevor Sie in Urlaub gingen. Der Commander hat uns versprochen, Bescheid zu geben, wann er damit anfangen will.«
    »Was er nie getan hat«, stellte Captain Honor Harrington fest, und Lieutenant Commander Andreas Venizelos nickte.
    »Was er nie getan hat. Es tut mir leid, Ma’am. Ich hätte ihm wohl etwas mehr Dampf machen müssen.«
    »Sie hatten noch einige andere Dinge auf der Liste«, antwortete sie, und Venizelos verbarg, daß er wieder – und diesmal stärker – zusammenzucken wollte. Honor Harrington pflegte ihren Offizieren nur selten einen Hieb in die Zähne zu versetzen, aber in diesem Moment wäre es Venizelos fast lieber gewesen, wenn sie seinen Kopf auf einem silbernen Tablett verlangt hätte. Ihre ruhige, verständnisvolle Stimme klang für ihn viel zu sehr danach, daß sie versuchte, Entschuldigungen für sein Versagen zu finden.
    »Vielleicht, Ma’am, aber ich hätte ihm trotzdem auf die Zehen treten müssen«, sagte er schließlich. »Ich weiß so gut wie Sie, wie ungerne diese Werftheinis Emitter austauschen.« Er gab eine Notiz in sein Pad. »Ich werde ihn anrufen, sobald wir an Bord von Vulcan zurück sind.«
    »Also gut, Andy.« Sie wandte Venizelos den Kopf zu und lächelte ihn an. Ihr starkknochiges Gesicht deutete Verschmitztheit an. »Wenn er anfängt, Ihnen mit der alten Leier zu kommen, dann lassen Sie es mich wissen. Ich bin heute mit Admiral Thayer zum Mittagessen verabredet. Zwar habe ich meine Befehle noch nicht offiziell erhalten, aber Sie können darauf wetten, daß sie zumindest grob weiß, worum es geht.«
    Begreifend grinste Venizelos seine Kommandantin an. Er und Honor wußten genau, daß Antrim einen uralten Werfttrick probiert hatte, der normalerweise funktionierte. Wenn man keine Lust hatte, eine lästige Umrüstung durchzuführen, dann verzögerte man die Sache so lange, bis ›die Zeit zu knapp‹ wurde. Das Ganze basierte auf der Vorstellung, daß ein Kommandant eher ohne Umrüstung auslaufen würde, als mit verspäteter Abreise das Mißvergnügen Ihrer Lordschaften zu wecken. Unglücklicherweise – für Commander Antrim – setzte diese Methode jedoch einen Kommandanten voraus, der sie einem ›Werftheini‹ auch durchgehen ließ. Diese Kommandantin gehörte nicht dazu. Darüber hinaus verkündete die Latrinenparole, daß der Erste Raumlord Pläne mit der Fearless habe – etwas Offizielles hatte noch niemand gehört. Das bedeutete, daß jemand anderes den Beschuß der Admiralität abbekäme, wenn HMS Fearless sich verspätete. Venizelos vermutete, daß die Befehlshaberin Ihrer Majestät Raumstation Vulcan es alles andere als genießen würde, wenn sie dem Dritten Raumlord die Verspätung erklären mußte. Admiral Lucy Danvers war bekannt für ihre geringe Geduld und die Bereitwilligkeit, mit der sie auf Skalpjagd zog.
    »Jawohl, Ma’am. Äh – hätten Sie was dagegen, wenn ich gegenüber Antrim durchblicken ließe, daß Sie mit dem Admiral zu Mittag essen, Skipper?«
    »Na, na, Andy. Seien Sie nicht fies – es sei denn natürlich, Antrim will Ihnen Schwierigkeiten machen.«
    »Selbstverständlich, Ma’am.«
    Honor lächelte erneut und wandte sich wieder dem Bullauge zu.
    Die Positionslichter der Fearless blinkten im Grün und Weiß eines geankerten Sternenschiffs. Ohne Streuung durch Atmosphäre waren die Lichtblitze scharf und wirkten wie von Brillanten zurückgeworfener Sonnenschein. Honor verspürte das vertraute Pochen des Stolzes auf den Schweren Kreuzer, dessen weißer Rumpf im Sonnenlicht glänzte. Der Übergang zum Schatten verlief
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