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Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung

Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
Autoren: Lisa J. Smith
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Äste kletterte. Es handelte sich schließlich um eine vollausgewachsene Eiche. Als sie auf
    der anderen Seite war, griff der Wind sie wieder so unbarmherzig an, daß sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Innerhalb von Minuten war sie völlig betäubt.
    Die Straße schien sich endlos hinzuziehen. Sie versuchten zu laufen, doch der Sturm ließ es nicht zu. Sie konnten kaum etwas sehen. Ohne Stefan wären sie längst über die Böschung in den Fluß gefallen. Bonnie schwankte wie betrunken hin und her. Sie war nahe daran kraftlos zu Boden zu sinken, als sie Stefan vor sich rufen hörte.
    Meredith hatte den Arm um sie gelegt und verstärkte jetzt den Griff. Gemeinsam liefen sie gegen den Wind an. Aber als sie sich der Brücke näherten, sahen sie etwas, das sie abrupt zum Stehen brachte.
    „Oh, mein Gott... Elena!“ schrie Bonnie. Die Wickery- Brücke war fast völlig zerstört. Das Geländer war an einer Seite verschwunden, und die Planken waren wie von der Hand eines Riesen zerschmettert. Unten schäumten dunkle Wellen über den Trümmern. Und tief unten im Wasser, erkennbar an den wie durch ein Wunder noch brennenden Scheinwerfern, war Matts Auto.
    Meredith schrie ebenfalls. Aber ihre Sorge galt Stefan. „Nein, du kannst nicht da runter!“ Er warf nicht einmal einen Blick zurück, sprang vom Ufer, und dann war sein Kopf in den tobenden Wassern verschwunden.
    Später konnte sich Bonnie nur vage an die folgende Stunde erinnern. Endlos schien sie in dem heulenden Sturm auf Stefan gewartet zu haben. Eine Zeitlang hatte sie gar nicht reagieren können, als endlich seine gebeugte Gestalt aus dem Fluß kroch. Keine Enttäuschung, nur große und unendliche Trauer erfüllte sie, als sie das schlaffe Ding sah, das Stefan vorsichtig auf die Böschung legte.
    Und sie erinnerte sich an Stefans Gesicht. Daran, wie er ausgesehen hatte, als er noch etwas für Elena tun wollte. Aber es war ja gar nicht Elena, die dort lag. Es war nur eine Wachspuppe mit Elenas Gesichtszügen. Sie war nie lebendig gewesen und jetzt erst recht nicht. Bonnie fand es dumm, das Ding so zu drücken und drehen, zu versuchen, das Wasser aus seinen Lungen zu pumpen und so weiter. Wachspuppen atmeten doch nicht. Sie erinnerte sich an Stefans Gesicht, als er schließlich aufgab. Als Meredith mit ihm rang und ihn anschrie. Sie sagte etwas von über einer Stunde ohne Sauerstoff und von Gehirnschaden. Bonnie hörte die Worte, ohne sie zu verstehen. Sie fand es komisch, daß Meredith und Stefan sich anschrien und gleichzeitig beide weinten. Danach hörte Stefan auf zu weinen. Er saß nur da und hielt die Elena-Puppe. Meredith schrie ihn weiter an, aber er hörte ihr nicht zu. Saß einfach da. Und Bonnie würde
    seinen Gesichtsausdruck ihr Leben lang nicht vergessen. Doch dann durchzuckte sie eine Vorahnung und brachte sie mit einem Schlag ins Leben zurück. Sie klammerte sich an Meredith und sah sich nach der Ursache um. Etwas Böses...
    etwas Schreckliches nahte. War fast da.
    Stefan schien es ebenfalls zu spüren. Er erstarrte und wurde aufmerksam, wie ein Wolf, der eine Witterung aufnimmt. „Was ist?“ schrie Meredith über den Sturm. „Was ist los mit dir?“

    „Ihr müßt von hier weg!“ Stefan stand auf und hielt immer noch die schlaffe Gestalt in seinen Armen. „Weg von hier!“ „Was soll das heißen? Wir können dich nicht allein lassen...“
    „Doch! Flieht! Bonnie, kümmere dich um Meredith!“ Niemand hatte Bonnie bisher gebeten, sich um einen anderen zu kümmern. Sonst war es immer umgekehrt gewesen. Aber jetzt griff sie Meredith beim Arm und begann, sie mit sich zu ziehen. Stefan hatte recht. Es gab nichts, was sie für Elena tun konnten, und wenn sie blieben, würde das, was Elena getötet hatte, auch sie beide erwischen. „Stefan!“ schrie Meredith, während sie wider Willen weggezogen wurde. „Ich werde sie unter die Bäume legen. Unter die Weiden, nicht die Eichen“, rief er ihnen nach. Warum sagt er uns das jetzt? überlegte Bonnie irgendwo in ihrem Unterbewußtsein, wohin die Angst noch nicht gelangt war. Die Antwort war einfach, und sie kam ihr sofort. Weil er nicht mehr da sein würde, um es ihnen später zu sagen.

16. KAPITEL
    Vor langer Zeit, in den dunklen Straßen von Florenz, halb verhungert, zu Tode erschrocken und erschöpft, hatte Stefan einen Schwur getan. Eigentlich mehrere Schwüre. Sie betrafen die finstere Kraft, die er in sich wachsen spürte, und sein Verhalten gegenüber den schwachen, tölpelhaften
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