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Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung

Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
Autoren: Lisa J. Smith
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Pfiffe in den Applaus. Aber Caroline lächelte nicht. Auf ihrer Miene lag ein beinahe tragischer Ausdruck. Mit einem untrüglichen Sinn für den richtigen Zeitpunkt wartete sie, bis es völlig still war, bevor sie sprach. „Ich wollte heute eigentlich ein Gedicht vortragen“, sagte
    sie in das erwartungsvolle Schweigen hinein. „Aber ich habe mich anders entschlossen. Warum hieraus vorlesen...?“ Sie hielt einen Gedichtband aus dem neunzehnten Jahrhundert hoch „...wenn es etwas gibt, was viel wichtiger ist. Es steht in einem Buch, das ich gefunden habe.“
    Das du gestohlen hast, dachte Elena. Ihr Blick glitt suchend durch die Menge, bis sie Stefan fand. Er stand im Hintergrund.
    Rechts und links hatten sich Bonnie und Meredith wie Beschützer postiert. Dann fiel Elena noch etwas anderes auf.
    Tyler, Dick und ein paar andere Jungs befanden sich nur ein paar Meter hinter ihnen. Die Typen waren schon älter. Es waren fünf, und sie sahen aus wie brutale Schläger.
    Flieh, dachte Elena und suchte wieder Stefans Blick. Sie wollte ihn zwingen, sie zu verstehen. Flieh, Stefan, bevor es passiert.
    Geh jetzt. Ganz sacht, kaum sichtbar schüttelte er den Kopf.
    Caroline ließ die Fingerspitzen in ihren Beutel gleiten, als könnte sie es kaum abwarten. „Was ich vorlesen werde, handelt von der Gegenwart unserer Stadt, nicht von Ereignissen, die vor hundert oder zweihundert Jahren geschehen sind“, sagte sie. ihre Stimme hob sich vor Aufregung und zitterte leicht. „Es ist jetzt wichtig, denn es betrifft jemanden, der mitten unter uns lebt. In diesem Moment ist er sogar hier in diesem Raum.“
    Tyler muß ihr die Rede geschrieben haben, dachte Elena.
    Letzten Monat bei den schrecklichen Ereignissen der
    „Spukhaus-Party“ hatte er bereits sein Talent für das Dramatische bewiesen. Oh, Stefan, ich habe solche Angst..
    Solche Angst... Ihre Gedanken überschlugen sich, als Caroline ihre Hand ganz in den Beutel senkte.
    „Ich glaube, Sie werden verstehen, was ich meine, wenn Sie die Worte hören.“ Caroline zog mit einer raschen Handbewegung ein in Samt gebundenes Büchlein aus dem Perlenbeutel und hielt es dramatisch hoch. „Dies wird eine Menge von dem erklären, was in der letzten Zeit in Fell's Church geschehen ist.“
    Ihr Atem kam in leichten, schnellen Stößen. Sie schaute triumphierend von dem gebannten Publikum zu dem Buch in ihrer Hand. Elena hatte fast das Bewußtsein verloren, als Caroline das Tagebuch hervorgezogen hatte. Blitzende Funken tanzten vor ihren Augen. In ihren Ohren rauschte es, und sie hatte das Gefühl, jede Sekunde umzukippen. Dann fiel ihr etwas auf.
    Mit ihrem Sehvermögen mußte etwas nicht stimmen. Die Scheinwerfer und die Blitzlichter hatten sie sicher geblendet.
    Noch immer waren ihre Knie weich wie Butter und drohten, jede Minute nachzugeben. Da war es kaum verwunderlich, daß sie auch nicht mehr richtig sehen konnte.
    Das Buch in Carolines Hand war grün, nicht blau. Ich bin dabei, verrückt zu werden... oder das ist ein Traum... vielleicht ein Effekt des Lichts. Aber dieser Ausdruck auf Carolines Gesicht!
    Caroline starrte auf das in Samt gebundene Bändchen. Ihr Mund bewegte sich lautlos. Sie schien das Publikum total vergessen zu haben. Immer wieder drehte sie das Tagebuch in ihren Händen hin und her und betrachtete es von allen Seiten.
    Ihre Bewegungen wurden hektisch. Sie wühlte mit einer Hand in dem Perlenbeutel, als hoffte sie, dort noch etwas anderes zu finden. Dann blickte sie sich wild auf der Bühne um, auf der Suche nach etwas, das zu Boden gefallen sein könnte. Leises Murmeln breitete sich unter den Zuschauern aus. Man wurde ungeduldig. Bürgermeister Dawley und die Schuldirektoren sahen sich stirnrunzelnd an. Als Caroline trotz aller Bemühungen nichts fand, starrte sie wieder das kleine Buch an. Sie riß es auf und schaute hinein, als bestünde ihre letzte Hoffnung darin, daß sich nur der Einband geändert hatte, der Inhalt jedoch trotz allem von Elena stammte. Dann blickte sie langsam hoch in die vollbesetzte Cafeteria. Es war wieder ganz still geworden. Alle Augen waren auf das Mädchen in dem hellgrünen Kleid gerichtet. Caroline stieß einen unverständlichen Laut aus, wirbelte herum und rannte von der Bühne. Sie schlug nach Elena,
    als sie an ihr vorbeikam. Ihr Gesicht war von wilder Wut verzerrt. Ganz langsam, wie in Trance bückte Elena sich und hob den Gegenstand auf, mit dem Caroline nach ihr geschlagen hatte.
    Carolines Tagebuch. Um Elena herum
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