Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
zurückgewiesen worden, und anders als die anderen Männer, die sie vor Arakasi gekannt hatte, ließen sie sie auch in Ruhe, wenn sie darum bat. Sie wusch sich allein in eisigen Bächen und Strömen und bot scheu ihre Hilfe an der Feuerstelle an, wo schnell offensichtlich wurde, daß sie gerne kochte. Sie bat Lujan, ihr beizubringen, wie sie sich mit einem Messer selbst verteidigen konnte. Diese Übungen begannen jede Nacht im Halbdunkel, und Kamlios liebliche Stimme verwandelte sich dann in die scharfen Flüche einer Fischersfrau, wenn sie nicht richtig getroffen hatte und es von neuem versuchte.
    Lujan nahm ihre giftige Laune mit Gelassenheit. »Wirklich«, sagte er eines Abends, als es ihr besonders schlecht zu gehen schien, »Ihr solltet Arakasi bitten, Euch den Umgang mit dem Messer zu zeigen. Er ist ein Meister in dieser Kunst und weiß am besten, wie man das Handgelenk einsetzen muß.«
    Kamlio wirbelte rasend vor Wut herum, und der Kommandeur bekam ihre Hand direkt hinter der blanken Klinge ihrer Waffe zu fassen. Er war sich nicht ganz sicher, ob sie nicht zustoßen würde.
    »Bei den Göttern!« schrie Kamlio tief beleidigt. »Genau er ist es, vor dem ich mich schützen wollte!«
    Sie riß sich los und stolzierte in die Dunkelheit davon. Lujan sah ihr nach; er schnalzte mißbilligend mit der Zunge. »Frau, niemand besiegt unseren Supai mit einem Messer.« Als sie verschwand, fügte er leise hinzu: »Ihr braucht nichts zur Verteidigung. Ich glaube, wenn Ihr Arakasis Herz herausschneiden wolltet, würde er ruhig stehenbleiben und es zulassen.«
    Viel später in dieser mondlosen Nacht wachte Mara auf und hörte das Mädchen schluchzen. »Du mußt Arakasi nicht wiedersehen, Kamlio«, sagte sie sanft. »Das ist doch das Problem, nicht wahr?«
    Die ehemalige Kurtisane antwortete nicht, aber ihr Schluchzen versiegte schließlich, und sie schlief ein.
    Am nächsten Morgen war es bewölkt und kühl. Kamlio kehrte mit geröteten Wangen und Augen vom Holzsammeln zurück. »Er hat meine Schwester umgebracht!« fauchte sie die Lady der Acoma an, als wollte sie den nächtlichen Wortwechsel fortsetzen.
    »Er hat den Obajan der Hamoi Tong auf meinen Befehl hin getötet«, verbesserte Mara. »Deine Schwester starb durch die Pfeile der Tong.«
    Kamlio warf das Holz auf Lujans glimmendes Feuer, und eine Wolke aus Funken und Rauch stieg empor.
    Der Hirte fluchte in seiner Heimatsprache. »Dummes Weib, Eure Laune könnte uns alle das Leben kosten!«
    Lujan reagierte zuerst. Er riß den Umhang von seiner Rüstung, warf ihn ausgebreitet über das winzige Feuer, sprang dann zum danebenstehenden Wassereimer und begoß das Kleidungsstück, noch bevor es auflodern konnte. Schwache Dampfwölkchen entstiegen den Falten, und der Gestank verbrannter Querdidrawolle verbreitete sich. »Sofort das Lager abbrechen«, zischte er seinem Unteroffizier zu. »Wir marschieren ohne Frühstück los. Der Rauch wurde möglicherweise gesehen, und wir dürfen die Sicherheit unserer Herrin nicht aufs Spiel setzen.«
    Der kleine Hirte warf dem Kommandeur der Acoma einen dankbaren Blick zu, daß er soviel gesunden Menschenverstand besaß, und innerhalb weniger Minuten war Maras Gruppe wieder unterwegs, hielt sich an Gräben und was die Natur in diesem öden Gelände sonst noch an Schutz hergab.

    Vier Tage später hielt der Führer es für sicher genug, auch in etwas offenerem und schutzloserem Gelände zu gehen. Er ließ sich von Mara Münzen geben und wagte den Abstieg in ein schmales, raucherfülltes Tal, um auf einem Dorfmarkt Vorräte zu kaufen. Die kaiserlichen Centis waren verdächtig, aber sie besaßen einen Wert, und die Landbevölkerung mit ihren einfachen Bedürfnissen fragte nicht nach der Herkunft der Währung oder nach denen, die sie ausgaben. Mara vermutete, daß sie nicht die erste Person aus Tsuranuanni war, die der Führer hier entlangführte. Das Schmuggeln zwischen dem Kaiserreich und Thuril war riskant, versprach aber hohe Gewinne – eine verständliche Berufung für einen Mann gemischter Herkunft, der die Grenzen beider Kulturen überschreiten konnte.
    Der Hirte kam mit zwei Felltaschen voller Proviant zurück und brachte außerdem für Lujan als Ersatz für den Umhang, der bei dem Feuer vernichtet worden war, einen neuen aus dem Stoff mit, den die Bergleute herstellten. Er transportierte die Lasten auf dem Rücken eines kleinen grauen Tieres, das wie ein Pferd aussah, aber lange Ohren und einen Schwanz wie ein Pinsel hatte.
    »Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher